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Veröffentlicht am 09.11.2023 07:52

„Dachte nie, dass so etwas wieder passiert“

Ein Jude mit einer Kippa, die mit einer Davidstern-Klammer am Haar befestigt ist. (Foto: Fredrik von Erichsen/dpa)
Ein Jude mit einer Kippa, die mit einer Davidstern-Klammer am Haar befestigt ist. (Foto: Fredrik von Erichsen/dpa)
Ein Jude mit einer Kippa, die mit einer Davidstern-Klammer am Haar befestigt ist. (Foto: Fredrik von Erichsen/dpa)

85 Jahre nach der Pogromnacht haben Holocaust-Überlebende zur Hilfe bei der Bekämpfung von Antisemitismus aufgerufen. „Juden sind so bedroht wie noch nie seit dem Holocaust“, sagte die Überlebende Gabriella der Organisation „Marsch der Lebenden“, die nach dem Terroranschlag in Israel am 7. Oktober mit zahlreichen Überlebenden gesprochen hat. Die aktuelle Situation sei erschütternd, sagte Gabriella. Israel und die jüdische Gemeinschaft weltweit befänden sich „in einem Kampf um ihre Existenz“.

Am Dienstag war es genau einen Monat her, dass Terroristen der Hamas überraschend Israel angriffen hatten. Rund 1400 Menschen wurden ermordet, darunter hautsächlich Zivilisten. Über 240 Geiseln, darunter Kinder, ältere Menschen, Männer und Frauen wurden verschleppt. Die massiven israelischen Gegenangriffe im Gazastreifen lösten weltweit eine Welle von Antisemitismus aus.

Nach Angaben der Organisation „Marsch der Lebenden“ zögerten viele ihrer Gesprächspartner „zunächst aus Angst um ihre eigene Sicherheit, sich zu äußern, da sie befürchteten, dass die Preisgabe ihrer Identität sie in unmittelbare Gefahr bringen könnte“.

„Angst, in die Synagoge zu gehen“

„Ich bin erschüttert, wenn ich sehe, wie Juden heute angegriffen werden. Juden sind nicht sicher“, sagte der Auschwitz-Überlebende Nate, der heute in Kanada lebt, der Organisation. Er erinnere sich, wie er als kleiner Junge in Polen aufgewachsen sei und den Aufstieg Nazideutschlands beobachtet habe. „Ich erinnere mich, dass ich auf der Straße angegriffen wurde und man mir zurief: „Dreckige Juden, geht nach Palästina““. Er habe gesehen, wohin Antisemitismus führen könne. „Es begann mit Worten und setzte sich mit Taten fort.“

Auch die Holocaust-Überlebende Manja fühlt sich heute nicht mehr sicher: „Ich überlege zweimal, bevor ich meinen Davidstern trage. Ich habe Angst, in die Synagoge zu gehen.“ Sie hätte sich nie vorstellen können, dass so etwas wieder passieren würde.

Tirza, die mittlerweile in Israel lebt, hat die Pogromnacht als vierjähriges Kind erlebt. „Ich hätte nie im Leben gedacht, dass so etwas Schreckliches wie jetzt noch einmal passieren würde“, sagte sie. Am 7. Oktober sei die Hamas gekommen, um Kinder, Junge und Alte abzuschlachten. „Ich denke zurück an die Zeit vor 85 Jahren, wie schrecklich es war, und hier sind wir und erleben es wieder.“

Die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 markierte den Beginn der organisierten Judenverfolgung im Nationalsozialismus. In der Folge wurden nach Angaben von Historikern mehr als 1300 Menschen getötet, 1400 Synagogen zerstört und beschädigt, 7000 Geschäfte überfallen und 30.000 Juden in Konzentrationslager verschleppt.

© dpa-infocom, dpa:231109-99-880240/5


Von dpa
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