Fieber ist ein cleverer Mechanismus, den der Körper zum Beispiel bei einer Mittelohrentzündung, einem Atemwegs- oder Magen-Darm-Infekt auspackt. Er fährt die Temperatur hoch, um Krankheitserreger besser bekämpfen zu können. Schließlich fühlen sich Viren und Bakterien bei diesen höheren Temperaturen weniger wohl und vermehren sich schlechter.
Doch je kleiner das Kind, desto größer die Sorge der Eltern, wenn die Körpertemperatur steigt und steigt. Vor allem dann, wenn der Nachwuchs nicht essen und trinken will. Ein Kinderarzt gibt Eltern die wichtigsten Tipps.
Das hängt vom Alter ab. „Fieber beim Kind in den ersten drei Lebensmonaten ist sehr ungewöhnlich - außer es tritt in den ersten Tagen nach einer Impfung auf“, sagt der Kinderarzt Burkhard Lawrenz. Er ist Sprecher des Ausschusses Prävention des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). Sein Rat lautet daher: „Ein Kind unter drei Monaten mit Fieber sollte am selben Tag vom Kinderarzt gesehen werden.“
Im Rest des ersten Lebensjahres reiche in aller Regel ein Arztbesuch innerhalb von 24 Stunden. Und bei älteren Kindern? „Da können Eltern auch mal drei Tage abwarten, wie sich das Fieber entwickelt.“
Übrigens: Fieber hat ein Kind, wenn seine Körpertemperatur 38,5 Grad und mehr beträgt. Bei Säuglingen in den ersten Lebenswochen spricht man bereits ab einer Temperatur von 38 Grad von Fieber, heißt es von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).
Dass der Appetit wegbleibt, ist bei einem Infekt eine ganz normale Reaktion des Körpers. „Alle Energie des Körpers wird auf Krankheitsabwehr gerichtet, für das Verdauen bleibt weniger übrig“, sagt Lawrenz.
Was der Kinderarzt beobachtet: Viele Eltern sorgen sich, wenn das Kind nicht isst und nehmen an: So kann es doch nicht gesund werden! „Das ist aber falsch“, sagt Lawrenz. „Das Kind darf natürlich essen, wenn es Appetit hat, aber es muss nicht essen.“
Verweigert der Nachwuchs Mahlzeiten, sollten Eltern aber darauf achten, dass auch etwas Salz den Weg ins Kind findet, weil es über Schweiß und Urin wichtige Mineralstoffe verliert. „Also ein Löffel Brühe, eine Salzstange, ein Salz-Kracker“, schlägt Lawrenz vor.
Viel wichtiger als essen ist aber: trinken, trinken, trinken. Kleine Mengen, häufig nachgelegt, kann der Körper dabei besser aufnehmen als einmal eine große Menge Flüssigkeit. Dabei wichtig: „etwas Zucker für den Energiestoffwechsel“, wie Kinderarzt Lawrenz sagt. Das kann eine dünne Apfelschorle sein oder ein leicht gesüßter Tee. Oder wenn zumindest etwas Appetit vorhanden ist: etwas Banane, ein Keks oder ein Stück Marmeladentoast.
Burkhard Lawrenz rät, fiebersenkende Wirkstoffe wie Paracetamol oder Ibuprofen nur sparsam einzusetzen. „Also wirklich nur, wenn es den Kindern anhaltend schlecht geht und das Fieber nicht von alleine runtergeht und sie nicht mehr trinken.“
Oder wenn sie Schmerzen haben. Denn Wirkstoffe wie Paracetamol helfen schließlich nicht nur gegen Fieber, sondern wirken auch gegen schwere Arme und Beine oder einen dröhnenden Kopf.
Der Kinderarzt rät, mehr auf den Zustand des Kindes und weniger auf den Messwert des Fieberthermometers zu achten. „Es gibt Kinder, die haben 40 Grad Fieber und spielen trotzdem fröhlich und trinken auch gut.“ In so einer Situation können Eltern auch auf Fiebersenker verzichten.
Ein Fiebersenker ist für Kinder unter zwölf Jahren allerdings tabu: Acetylsalicylsäure, kurz ASS. Der Wirkstoff kann bei Kindern eine seltene, aber lebensgefährliche Erkrankung auslösen: das Reye-Syndrom, das Schäden an Gehirn und Leber verursacht.
Die Temperatur will - trotz fiebersenkenden Medikamenten - nicht heruntergehen. Oder: Das Fieber sinkt zwar, „das Kind hängt aber immer noch wie ein Schluck Wasser in der Kurve, es geht ihm richtig schlecht, es weint und trinkt nicht“, wie Kinderarzt Lawrenz beschreibt. Ist das der Fall, sollten Eltern darin ein Alarmzeichen sehen.
Und zwar laut dem Kinderarzt eines für eine bakterielle Zusatzinfektion, was rasch vom Kinderarzt oder der Kinderärztin abgeklärt werden sollte. Denn daraus kann sich etwa eine gefährliche Lungenentzündung entwickeln. Behandelt werden solche bakteriellen Zusatzinfektionen mit Antibiotika.
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