Brezelkäfer wird die erste Generation des VW Käfer scherzhaft genannt. Diesen Spitznamen verdankt das Modell seinem zweigeteilten Heckfenster mit Mittelsteg, das an das geschlungene Laugengebäck erinnert. Mit rund 50 dieser Gefährte machten Fans des Oldtimers Halt in Rothenburg.
Rund 900 Mitglieder hat der Verein weltweit, in Deutschland, Österreich, der Schweiz, in Holland, Skandinavien, Großbritannien und in den USA. Einer der Gründe, warum sich die Mitglieder der Brezelfenstervereinigung Rothenburg als Ziel ausgesucht haben: Ihre Clubzeitschrift wird seit mehr als 25 Jahren hier produziert. Nachmittags erkundeten sie dann die Altstadt – zu Fuß. Die Autos parkten außerhalb der Stadtmauer.
„Die Leidenschaft für Käfer ist unsere Basis, aber nicht unser einziges Thema“, betont Bernd Hahn, der Vorsitzende des Vereins aus dem hessischen Maintal. Doch natürlich würden die Oldtimerfans bei ihren Treffen, die zweimal im Jahr stattfinden, auch Fachthemen diskutieren. Wer kennt Experten, die spezielle Reparaturen und Instandsetzungen durchführen? Gibt es neue Ersatzteilproduzenten? Kotflügel zum Beispiel seien immer Mangelware, verrät Hahn. Da freue man sich über neue Adressen.
Auch technische Fragen, die sonst im Onlineforum diskutiert werden, sind Gesprächsstoff: Was tun, wenn der Rückwärtsgang nicht einrastet? Oder: Wie repariert man eine defekte Zündspule? Das Faszinierende an den „Uraltkäfern“ sei ihre sprichwörtliche Zuverlässigkeit, verweist Hahn auf den früheren Werbeslogan „Er läuft und läuft und läuft“.
Außerdem die einfache und robuste Technik. „Den kann eigentlich jeder noch selbst reparieren.“ Allerdings nur mit den richtigen Ersatzteilen. „Wir legen Wert auf Originalität“, betont der Vorsitzende. Als der Verein 1975 gegründet wurde, war es erst 22 Jahre her, dass der letzte Brezelkäfer vom Band gelaufen war.
Die namensgebende Teilung des Fensters war damals nötig, weil in der Entstehungszeit des Volkswagens gebogenes Glas zu teuer gewesen wäre, erklärt Hahn.
Entwickelt wurde der Käfer bereits Anfang der 40er Jahre, doch erst nach dem Zweiten Weltkrieg startete das Fahrzeug richtig durch, gibt Hahn einen kurzen Rückblick. Ab September 1952 gab es technische Veränderungen, 1953 wurde schließlich das Brezelfenster durch eine durchgängige Scheibe ersetzt. „Ovali“ wird diese Version von den Käferfans liebevoll genannt.
Damals habe es sogar Umbausätze gegeben, um das Brezelfenster durch die modernere durchgehende Scheibe zu ersetzen, berichtet Hahn schmunzelnd. Heutzutage würden solche Umbauten aus nostalgischen Gründen wieder zurückgebaut. Es gebe sogar Methoden, den vormals herausgeschnittenen Mittelsteg wieder einzuschweißen. 1957 wurde schließlich auch der Ovali durch eine modernere Version ersetzt.
Seit 1980 kann man dem Brezelfensterverein auch mit dieser zweiten Version des Käfers beitreten. „Wir nennen uns ja allgemein Freunde der Uraltkäfer“, so Hahn. Er selbst hat seinen ersten Käfer im Jahr 1985 erstanden.
Im Verein habe es immer wieder auch Mitglieder gegeben, die ihren Brezelkäfer vor 1952 neu gekauft und bis zum Schluss gefahren haben. Ein mittlerweile verstorbener Käferfreund sei beispielsweise während seines Dienstes in der US-amerikanischen Armee mehrfach nach Deutschland und wieder zurück umgezogen. „Sein Brezelkäfer ist jedes Mal mit über den Atlantik geschwommen“, erzählt Bernd Hahn.
Die Vereinsmitglieder teilen Betriebsanleitungen und tauschen technische Merkblätter miteinander aus. Doch statt die Oldtimer zu restaurieren, beobachtet Bernd Hahn den Trend, den Originalzustand des Käfers zu erhalten. „Restaurieren kann man immer wieder, das Original gibt es hingegen nur einmal“, meint Hahn.
Simone Hedler