Hypertonie: Stellt Ihnen Ihr Hausarzt oder Ihre Hausärztin diese Diagnose, haben Sie einen erhöhten Blutdruck. Tückisch: In den meisten Fällen bringt er keine Beschwerden mit sich, weshalb so mancher dazu neigt, ihn als harmlos abzutun.
Doch bleibt der hohe Blutdruck unbehandelt, kann sich das eines Tages bitter rächen. Die gute Nachricht: Das Risiko lässt sich senken. Die wichtigsten Fragen im Überblick:
Unser Herz pumpt unser Blut durch den Körper, um die Organe mit lebenswichtigem Sauerstoff zu versorgen. Der Druck, der dabei im Blutkreislauf eines Menschen herrscht, kann gemessen werden.
Oberarm oder Handgelenk in die Manschette, die sich erst fest zusammenzieht und dann wieder loslässt: Bei einer Blutdruckmessung kommen zwei Werte heraus. Schließlich fließt das Blut nicht in einem gleichmäßigen Strom durch den Körper. Es gibt einen oberen Wert und einen unteren - in Arztsprache: einen systolischen und einen diastolischen.
Als normal gelten bei Erwachsenen Werte unter 120 zu 70 mmHg, so die Deutsche Herzstiftung. Liegt der Blutdruck wiederholt bei oder über 140 zu 90 mmHg, besteht Handlungsbedarf, der Druck muss gesenkt werden. Das gilt laut den Experten auch, wenn einer der beiden Werte erhöht ist.
Übrigens: Es ist ganz normal, dass der Blutdruck im Tagesverlauf schwankt, nachts fällt er deutlich ab. Kaffee, Schwarz- oder Grüntee können die Werte kurzfristig deutlich ansteigen lassen, heißt es von der Deutschen Herzstiftung.
„Es gibt eine genetische Komponente“, sagt Prof. Peter Radke, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin und Kardiologie der Schön Klinik Neustadt. Viele Patienten berichten, dass etwa schon die Großmutter stets Blutdrucksenker einnehmen musste.
Doch nicht nur die Gene bestimmen, ob ein Mensch im Laufe seines Lebens die Diagnose „Hypertonie“ bekommt. Auch die Lebensgewohnheiten spielen eine Rolle: So können Übergewicht, hoher Alkoholkonsum und Bewegungsmangel Risikofaktoren für Bluthochdruck sein.
Weil der Herzmuskel gegen einen zu hohen Widerstand arbeitet, verdickt er sich - vor allem an der linken Herzkammer. „Man könnte ja denken, das ist toll, dickere Muskeln bedeuten doch mehr Kraft“, sagt Peter Radke.
So ist es aber nicht: Dadurch dass der Muskel auf Dauer an Dicke gewinnt, bekommt er Probleme beim Erschlaffen. Die Folge: Blut und Wasser stauen sich zurück, können in die Lunge gelangen und auf Dauer zu einer Herzschwäche führen. Und: Weil das Herz mehr gefordert ist, erschöpft es auf Dauer.
Durch den höheren Druck im System nehmen mit der Zeit die Gefäße Schaden, „dann wird zum Beispiel die Durchblutung der Niere schlechter oder es entstehen Augenprobleme“, sagt Peter Radke.
Ein hoher Blutdruck kann so auf Dauer ernste Folgeerkrankungen mit sich bringen. „Es gibt zwei große Risiken, die Patienten direkt über den Bluthochdruck mittragen: Das sind die Herzschwäche und der Schlaganfall“, sagt Radke. Deshalb ist wichtig, dass Bluthochdruck rechtzeitig erkannt und behandelt wird.
Lange Zeit: gar nicht. „Man geht davon aus, dass weltweit jeder Dritte von Bluthochdruck betroffen ist, und dass jeder Dritte davon keine Diagnose hat. Er ist eine versteckte Gefahr, weil er zunächst bei den allermeisten Patienten nicht spürbar ist“, sagt Peter Radke.
Zeigen sich Beschwerden, „läuft der Bluthochdruck schon länger“, so der Mediziner. Wie sich die Hypertonie bemerkbar macht, kann sich von Mensch zu Mensch unterscheiden. Typisch sind Luftnot unter Belastung, Druck auf der Brust, Kopfschmerzen, Nasenbluten, Schwindel.
Im besten Falle wird der Bluthochdruck aber schon entdeckt, bevor er Probleme bereitet - etwa beim Durchchecken in der Arztpraxis. Die nationale Versorgungsleitlinie, an der sich unter anderem Hausärzte orientieren, sieht vor, dass ab einem Alter von 40 Jahren mindestens einmal im Jahr der Blutdruck gemessen werden sollte.
Wie bei vielen Erkrankungen gilt auch beim Bluthochdruck: Es lohnt sich, Lebensgewohnheiten umzustellen. Wo sich ansetzen lässt:
Einen leicht erhöhten Blutdruck bekommen Betroffene womöglich mit Veränderungen in ihren Lebensgewohnheiten in den Griff. Sind die Blutdruckwerte hoch, verordnet der Arzt oder die Ärztin Blutdrucksenker.
Häufig wird Bluthochdruck mit einer Kombination von Medikamenten aus verschiedenen Substanzgruppen behandelt. „Meistens startet man mit einem Kalziumantagonisten und einem ACE-Hemmer oder einem AT1-Blocker“, sagt Peter Radke. Nach einigen Wochen wird dann geprüft, wie sich der Blutdruck verhält - und ob man gegebenenfalls nachjustieren muss.
Doch so mancher ist eher wenig diszipliniert, wenn es darum geht, die Tabletten täglich zu schlucken. „Gerade Patientinnen und Patienten, die Bluthochdruck, aber keine Symptome haben, können sich nicht immer so gut motivieren“, sagt Radke. Sein Rat: „Man muss es aber als Investition in die Zukunft sehen.“
Patienten, deren Bluthochdruck lange unbehandelt geblieben ist, bemerken oft Müdigkeit, Schwindel oder Kopfschmerzen, wenn sie dann Medikamente einnehmen. „Sie missverstehen diese Beschwerden als Nebenwirkungen der Medikamente - dabei ist das die Wirkung: Der Blutdruck wird gesenkt.“
Für Betroffene ist es durchaus sinnvoll, sich selbst ein Blutdruckmessgerät zuzulegen, um die Werte im Blick zu behalten. „Es gibt aber auch diejenigen, die zu viel messen und sich dann verrückt machen lassen“, sagt Peter Radke.
Ist das der Fall, kann man auf folgendes Schema setzen: In der ersten Woche eines Monats dann messen, wenn es gerade passt und die Ergebnisse in einem Blutdrucktagebuch notieren. „Und dann macht man drei Wochen Pause - misst also nur, wenn es einem schlecht geht“, so der Kardiologe.
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