Polizisten haben am Donnerstag gegen 18 Uhr in Ansbach einen 30-jährigen Mann erschossen. Der hatte vorher mit zwei Messern im südlichen Bereich des Bahnhofs wahllos Passanten angegriffen und mindestens zwei Menschen leicht verletzt. Ab 14 Uhr informieren Roman Fertinger, Polizeipräsident des Polizeipräsidiums Mittelfranken, der Ansbacher Kripo-Leiter Dieter Hegwein und die Leitende Oberstaatsanwältin Gaby Hofmeier über den aktuellen Ermittlungsstand. Die Fränkische Landeszeitung berichtet live aus der Pressekonferenz.
Die Pressekonferenz ist beendet.
Fertinger: Der Schusswaffengebrauch sei die einzige Möglichkeit gewesen, den Täter zu stoppen. Ansonsten hätten weitere Angriffe nicht ausgeschlossen werden können, beispielsweise wenn der mit Messern bewaffnete in die Stadt geflüchtet wäre. Laut Fertinger saß der 30-Jährige auf dem 17-Jährigen. Ohne ein Eingreifen des 20-Jährigen wären die Folgen für den 17-jährigen Passanten nicht absehbar gewesen, der Tatverdächtige hätte auf den Jugendlichen einstechen können.
Ein Beamter, der geschossen hat, ist 25 Jahre alt, der andere 22 Jahre alt. Der 25-Jährige habe eine „breite Einsatzerfahrung“. Fertinger: „Kein Polizeibeamter nimmt leichtfertig die Waffe in die Hand.“ Der Präsident spricht erneut von akuter Lebensgefahr für die Beamten.
Nach derzeitigem Stand hat die Polizei dreimal geschossen. Ein Durchschuss sei offensichtlich dabei gewesen, alle drei Schüsse seien „Körpertreffer“, haben also den Verdächtigen getroffen.
Die Passanten und die Polizisten mussten laut Roman Fertinger damit rechnen, dass der 30-Jährige sie attackiert. Es seien große, spitze Fleischermesser gewesen - Fertinger spricht von „akuter Lebensgefahr“, was auch die Bodycams der Polizisten belegen.
Der Täter war in einem Betreuungsverfahren, berichtet die Staatsanwaltschaft. Häufig seien die Gründe hierfür psychische Probleme. Details will die Leitende Oberstaatsanwältin Gaby Hofmeier aber nicht nennen.
Dieter Hegwein spricht von einer „dynamischen Situation“. Der Verdächtige habe im Gerangel abgelassen. Es gab weitere Passanten, die auch helfen wollten. Das Geschehen habe sich dann von der Feuerbachstraße Richtung Welserstraße verlagert.
Nun beginnen die Fragen.
Leitende Oberstaatsanwältin Gaby Hofmeier: Auch ein Verfahren gegen die Beamten wurde eingeleitet: Die Staatsanwaltschaft geht derzeit von einem rechtmäßigen Schusswaffengebrauch aus.
Die Leitende Oberstaatsanwältin Gaby Hofmeier lobt die Menschen, die beherzt eingegriffen haben. Gegen den Verdächtigen wird ermittelt - wegen des Angriffs gegen den 17-Jährigen und des Angriffs gegen die Polizisten. Beides wertet die Staatsanwaltschaft als versuchtes Tötungsdelikt. Es wird ermittelt, ob ein islamistischer Hintergrund vorliegt. „Auch ich gehe davon aus, dass wir hier einen Einzeltäter haben.“
Polizeipräsident Roman Fertinger: Videoaufnahmen waren große Hilfe, um die Tat nachzuzeichnen. „Die Hochaggressivität, die hier auf den Bildern zu erkennen ist, hat den Schusswaffengebrauch eindeutig gerechtfertigt.“
Kripo-Leiter Dieter Hegwein: Bei der Polizei gingen mehrere Videos ein. Die Auswertung dauert noch an. Die EKO „Wels“ wurde gegründet - bestehend aus Kripo und Kriminalfachdezernat 1 in Nürnberg.
Kripo-Leiter Dieter Hegwein: Auch für die Polizisten wurde und wird eine psychosoziale Nachbereitung gemacht, vor allem auch für die Schützen.
Kripo-Leiter Dieter Hegwein: In der Nacht konnten noch acht unmittelbare Zeugen befragt werden. Die Polizei hat Nachsorgungsbetreuungsangebote gemacht - „dieses Angebot wurde auch zum Teil angenommen“. Ein Geschädigter - der 20-Jährige, der dem 17-Jährigen zu Hilfe gekommen ist - entwendete dem 30-Jährigen das Messer. Dabei hat er sich im Bereich des Armes eine oberflächliche Schnittwunde zugezogen. Der 17-Jährige trug Würgemale am Hals davon. Der Angriff sei massiv und sehr intensiv gewesen.
Kripo-Leiter Dieter Hegwein: Im Zimmer des Täters wurden Unterlagen gefunden, die Auswertung läuft noch. Es fanden sich auch hier keinerlei Hinweise auf ein religiöses Motiv. Zwei Packungen Antidepressiva wurden im Zimmer entdeckt, was auf eine Einnahme derselben schließen lässt.
Kripo-Leiter Dieter Hegwein: „Alleinhandelnder Täter, keine weitere Gefahrensituation für uns erkennbar.“
Kripo-Leiter Dieter Hegwein: Keine Hinweise auf eine Mittäterschaft oder weitere Angreifer. Nach derzeitigem Stand geht die Polizei davon aus, dass er alleine handelte. Auch im Netz gibt es keinerlei Hinweise auf Unterstützer. „Wir gehen davon aus, dass er absolut alleine gehandelt hat. Wir ziehen daraus den Schluss - und das ist vor allem für die Stadt Ansbach wichtig - dass keine weitere Gefährdung vorliegt.“
Kripo-Leiter Dieter Hegwein: Die Beamten hatten gestern Abend zwei Orte zu betreuen: das Parkhaus Feuerbachstraße und die Welserstraße. Die Spuren sind gesichert und werden ausgewertet. Das Mobiltelefon wurde zur forensischen Auswertung in eine Spezialdienststelle nach Nürnberg gebracht. Auf dem Handy fanden sich bisher keinerlei Hinweise auf die Tat oder das Motiv. Daten und Inhalte müssen aber erst noch aus der Sprache Farsi übersetzt werden.
Kripo-Leiter Dieter Hegwein: Keinerlei Erkenntnisse, ob ein religiöser Hintergrund vorliegt. Die Motivlage ist derzeit nicht zweifelsfrei geklärt. Die Ermittlungen wurden über die Nacht mit Hochdruck fortgeführt.
Kripo-Leiter Dieter Hegwein: Der 30-Jährige hatte Kontakte in den Großraum Mainz. Polizeilich fiel er mit sieben Straftaten auf, darunter vor allem Gewaltdelikte, eine sexuelle Belästigung und ein Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz.
Kripo-Leiter Dieter Hegwein: Der Täter kam im August 2015 als Asylbewerber erstmalig nach Deutschland, auf den Tag genau vor zwei Jahren kam er in eine Ansbacher Gemeinschaftsunterkunft, zuvor hielt er sich im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim auf, dort war er auch registriert. Sein Asylantrag war abgelehnt worden. Er besaß aktuell eine sogenannte Duldung, die nächste Woche abgelaufen wäre. Über einen Zusammenhang lasse sich aber nur spekulieren. Er hielt sich nur sporadisch in Ansbach auf.
Kripo-Leiter Dieter Hegwein: „Denke, wir haben schon ein relativ klares Bild von dem Angreifer.“ Ein 30-jähriger Mann mit afghanischer Herkunft. Die Identität konnte schnell geklärt werden, über den Abgleich seiner Fingerabdrücke. Es gab sofort einen Treffer im polizeilichen System.
Polizeipräsident Roman Fertinger: Viele dieser Ereignisse sind per Video gesichert. Die Polizei geht von einem versuchten Tötungsdelikt aus. Die Beamten haben Allahu-Akbar-Rufe klar gehört. Inwieweit ein islamistischer Hintergrund vorliegt, muss noch ermittelt werden. Bis auf die mehrfachen Rufe gebe es derzeit keine weiteren Hinweise.
Polizeipräsident Roman Fertinger: Im „Minutenbereich“ trafen Polizeistreifen ein. Die Beamten haben den Täter verfolgt. Zwei Beamte haben von der Schusswaffe Gebrauch gemacht. Der Angreifer starb auf dem Gehweg beziehungsweise auf der Fläche vor dem Parkplatz.