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Veröffentlicht am 26.02.2025 00:07

Einer extra: So bringen zwei Hunde doppelte Freude

Sind zwei besser als einer? Mehr Hunde bedeuten mehr Freude, aber auch mehr Aufwand. (Foto: Katja Sponholz/dpa-tmn)
Sind zwei besser als einer? Mehr Hunde bedeuten mehr Freude, aber auch mehr Aufwand. (Foto: Katja Sponholz/dpa-tmn)
Sind zwei besser als einer? Mehr Hunde bedeuten mehr Freude, aber auch mehr Aufwand. (Foto: Katja Sponholz/dpa-tmn)

Wer mit einem Hund glücklich ist, fragt sich vielleicht irgendwann: Wäre es nicht schön, wenn der Vierbeiner einen Freund zum Spielen und Kuscheln hätte? Könnte man die Tiere dann vielleicht sogar mit gutem Gewissen auch mal alleine zu Hause lassen?

Auf den ersten Blick mögen die positiven Aspekte überwiegen. Und auch der Mehraufwand scheint sich in Grenzen zu halten. Und trotzdem gibt es vorher einiges zu bedenken. Eine Übersicht.

Doppelte Kosten - mehr Erziehungsaufwand

Ein entscheidender Punkt: Zwei Hunde bedeuten nicht nur doppelte Freude, sondern auch doppelte Kosten - etwa für Futter, Tierarzt, Steuern und Versicherungen. 

Zudem kommt es auf die Umgebung an. „Man sollte natürlich auch ausreichend Räumlichkeiten und genug Möglichkeiten haben, sich mit den Tieren zu beschäftigen“, sagt Rolf Franck, Verhaltensberater, Trainer und mit seiner Frau Madeleine Betreiber der Hundeschule Blauerhund in der Nähe von Cuxhaven. Denn: „Je mehr Hunde man hat, umso besser muss man sie erziehen.“

Und da kommt der nächste Aspekt ins Spiel: Das Timing muss stimmen. Denn der erste Hund sollte auf jeden Fall schon „aus dem Gröbsten raus“ sein, wenn ein zweites Tier einzieht. So sollte man mit dem Ersthund etwa entspannt und ohne Probleme spazieren gehen können. „Sonst wird es mit dem Zweiten schwer“, sagt Rolf Franck.

Die Idee, dass zwei Hunde sich gegenseitig erziehen, kann nach hinten losgehen. „Das funktioniert auf gar keinen Fall“, warnt die Hundetrainerin Petra Führmann. Sie ist Betreiberin des Hundezentrums Aschaffenburg und Autorin („Zwei Hunde - doppelte Freude“).

„Aus Problemchen werden dann Probleme, die sich potenzieren.“ Ihr Rat: „Wenn es vorher schon Baustellen gab, sollte man die tunlichst vorher aufräumen - denn in der Regel wird es danach noch deutlich schlechter.“ 

Der Grund: „Zum einen sind zwei Hunde abgelenkter.“ Zum anderen hätten die Hundefreunde natürlich noch mehr Spaß beim Blödsinn machen, so die Hundetrainerin.

Nicht orakeln - Rat holen

Wenn das passt, stellen sich für Halterinnen und Halter weitere Fragen: Soll es dieselbe Rasse noch mal sein oder vielleicht eine andere Gewichtsklasse? Wie alt soll der neue Mitbewohner sein? 

Rolf Franck rät zwar dazu, sich stark an den eigenen Wünschen zu orientieren. Dennoch gibt es auch hier Konstellationen, die Hunden und Haltern das Leben schwer machen können. Ein Beispiel: „Bei einer Deutschen Dogge und einem Chihuahua gibt es schon praktische Risiken.“ Das müsse aber nicht heißen, dass es nicht klappen kann. 

Petra Führmann hat selbst vier Hunde - darunter einen Altdeutschen Schäferhund und eben auch einen Chihuahua. Sie empfiehlt, vor dem Kauf eines zweiten Hundes den Rat eines Experten in Anspruch zu nehmen, der einen objektiven Blick auf den Althund wirft. 

Denn es sei durchaus möglich, dass ein Tier besser „Einzelprinz oder -Prinzessin“ bleibt. Sich dabei nur an Charakteristika einzelner Rassen zu orientieren, hält sie nicht für zielführend. Denn so wie bei Menschen gilt auch für Hunde: „Jeder Jeck ist anders!“

Hunde nicht gleich behandeln und eingreifen

Wenn auch diese Hürde genommen ist und ein Zweithund gefunden wurde, mit dem sich der Erste gut versteht, kann dennoch etwas schiefgehen. „Der größte Fehler ist, sie gleich zu behandeln“, sagt Führmann. Denn die Tiere seien eben nicht gleich und hätten einen unterschiedlichen Status. 

Selbst bei unkomplizierten Hunden gibt es Punkte, an denen die Besitzer eingreifen sollten. Etwa wenn der Welpe einen gutmütigen, älteren Hund permanent nerve. „Dann kann ich dem Neuen durchaus sagen: Du lässt ihn jetzt mal in Ruhe!“ 

Und bei Futter gilt: „Es ist wichtig, dass jeder sein eigenes bekommt. Bei mir gilt: Es wird nichts getauscht - auch kein Kauknochen. Das lasse ich nicht zu“, so Führmann.

Althund darf nicht zu kurz kommen

„Man muss sich darüber bewusst sein, dass jeder Hund bestimmte Bedürfnisse hat“, sagt Rolf Franck. Diese könnten sehr unterschiedlich sein, auch wenn die Tiere derselben Rasse angehören. 

Auch das Alter hat einen Einfluss darauf. Wer etwa einen Welpen als Zweithund wählt, muss gerade im ersten Lebensjahr viel Einzelzeit in ihn investieren. Denn der Hund muss sich unabhängig vom großen Bruder oder der großen Schwester entwickeln, damit es nicht zu größeren Problemen kommt, wenn das Tier mal alleine ist. Man müsse darauf hinarbeiten, dass der Welpe eine enge Beziehung zum Menschen aufbaut und dieser zum liebsten Spielpartner wird. 

Und genau hier müssen Halterinnen und Halter einen Balanceakt hinlegen. Denn auch der alte Hund darf nicht zu kurz kommen. „Er muss noch zu seinem Recht kommen und auch seine Ruhe haben können“, sagt Franck. 

Wenn Tiere genervt sind oder sich bedrängt fühlen, zeigen sie das nicht immer durch Wehrhaftigkeit, sondern können durchaus auch depressiv reagieren, so der Hundeprofi. 

Achtung: Zwei Hunde sind schon ein Rudel

Aus eigener Erfahrung weiß er, dass Mehrhundehalter vor allem Probleme haben, weil sich bei zwei Hunden eine besondere Gruppendynamik entwickelt. 

Ein Beispiel: Einer von beiden sieht ein Reh flüchten und läuft hinterher. Bei diesem Hetzen und Jagen handelt es sich um selbst belohnendes Verhalten, bei dem Glückshormone ausgeschüttet werden. „Und es gibt dann nichts Schöneres, als das zu zweit zu machen“, sagt Franck. Oder das Gegenteil tritt ein: Zwei Hunde verstehen sich nicht gut miteinander. „In den meisten Fällen lässt sich das allerdings erstaunlich gut lösen“, beruhigt der Hundetrainer.

Hat man mehr als einen Hund, sei es wichtig, deeskalierend vorzugehen. Wenn man etwa mitbekommt, dass einer der beiden Hunde nur streng schaut und der Zweite sich direkt abwendet, sollte es dafür positives Feedback geben, so der Rat. „Friedliches Verhalten in der Hundegruppe sollte immer unterstützt werden“, so der Trainer.

Geben Sie sich und den Tieren Zeit

Und dann braucht es vor allem Geduld. „Wenn man einen älteren Hund hat, kann es durchaus ein paar Wochen dauern, bis die beiden sich eingegroovt haben“, betont Führmann. Bei ihren Tieren habe es nach eigener Beobachtung etwa zehn Tage gedauert, bis die älteren das neue Mitglied zumindest akzeptiert hätten. 

Wenn sich Menschen und Tiere dann an die neue Konstellation gewöhnt haben und alles passt, können sie das neue Rudelleben genießen. „Ein Spaziergang wird so genussvoll, wenn man ihre Bewegungsfreude und ihre Lebendigkeit sieht. Daran kann ich mich selbst richtig ergötzen“, sagt Rolf Franck.

© dpa-infocom, dpa:250225-930-387068/1


Von dpa
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