Fernost-Kombi: So zielt der BYD Seal 6 auf VW Passat und Co. | FLZ.de | Stage

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Veröffentlicht am 16.09.2025 00:08

Fernost-Kombi: So zielt der BYD Seal 6 auf VW Passat und Co.

Auffällig unauffällig: Der Seal 6 wirkt modern ohne allzu extreme Gestaltungselemente. (Foto: BYD/dpa-tmn)
Auffällig unauffällig: Der Seal 6 wirkt modern ohne allzu extreme Gestaltungselemente. (Foto: BYD/dpa-tmn)
Auffällig unauffällig: Der Seal 6 wirkt modern ohne allzu extreme Gestaltungselemente. (Foto: BYD/dpa-tmn)

Sie haben große Ziele und bis dahin noch einen weiten Weg vor sich. Denn Hersteller BYD will lieber dieses als nächstes Jahr allein in Deutschland auf 50.000 Zulassungen kommen. Weil das mit ihrer aktuellen Importflotte kaum gelingen kann, schauen die Chinesen jetzt ein wenig genauer hin und beugen sich dem europäischen Geschmack. Und das gleich doppelt.

Wenn sie in diesem Herbst zu Preisen ab 42.990 Euro mit dem Verkauf des Seal 6 starten, wird das nicht nur ihr erster Kombi. Mit der so genannten iDM-Technologie haben sie auch eine Alternative zum Diesel entwickelt, mit der Vielfahrer ohne Zwischenstopp durchs ganze Land kommen und dabei auch noch die meiste Zeit elektrisch fahren können sollen.

Zwei Motoren im Doppelpack

Möglich macht das ein Plug-in-Hybrid, bei dem der Verbrenner eine Doppelrolle spielt. Im normalen Betrieb läuft er wie sonst ein Range Extender nur an, um Strom für die E-Maschine zu erzeugen. Erst wenn der Fahrer kräftiger aufs Pedal tritt, schaltet der Hybrid von seriell auf parallel und der 1,5-Liter-Motor wirkt direkt auf die Vorderräder. Nur dass dann auch nicht so richtig viel passiert.

Denn erstens leistet sich die Technik eine lange Bedenkzeit, und zweitens ist der Seal 6 auch mit vereinten Kräften kein Kraftmeier und kommt bestenfalls auf 156 kW/212 PS Systemleistung. Das klingt nach viel, ist aber wenig, wenn man bedenkt, dass bereits die E-Maschine 145 kW/197 PS leistet. Immerhin passt die Fahrwerksabstimmung zur gemütlichen Gangart und der Seal 6 gondelt gelassen durch die Gegend.

Zwei Konfigurationen zur Wahl

Angeboten wird das Doppel in zwei Konfigurationen. Während der Benzinmotor mit 1,5 Litern Hubraum und 72 kW/98 PS immer gleich ist, macht BYD bei der elektrischen Seite des Antriebs Unterschiede: Im Basismodell kommt die Systemleistung auf 135 kW/184 PS und der Akku auf 10,1 kWh, so dass er nur für 50 Kilometer ohne Sprit reicht.

Wer mindestens 48.990 Euro bezahlt, bekommt zusammen 156 kW/212 PS und einen 19 kWh großen Akku für 100 Kilometer elektrische Reichweite. Geladen wird der Akku wahlweise mit dem Verbrenner oder am Kabel – dann aber eher langsam. Mehr als 26 kW sind auch am Schnelllader nicht drin. Dafür allerdings beherrscht der Seal 6 „Vehicle to Load“ und kann beim Grillfest oder Camping als Powerbank genutzt werden.

Ungewöhnliche Fahrdynamik

Die Fahrdynamik mag für beide Lager ein wenig ungewöhnlich sein: Für die Generation E, weil ihr beim Beschleunigen schnell der Punch fehlt, der Elektromotoren eigen ist - und natürlich die Ruhe beim Reisen. 

Und der Verbrenner-Fraktion, weil die Elektronik bei 180 km/h schon wieder den Stecker zieht und der gemeine Handlungsreisende auf der linken Spur um seine Anschlusstermine zu fürchten beginnt.

Klassischer Zuschnitt für konservative Kundschaft

Davon abgesehen passt der Seal 6 aber perfekt ins Umfeld der Mittelklasse-Kombis – egal ob etwa Skoda Octavia oder VW Passat oder Peugeot 508. Das Design ist gefällig, ohne auffällig zu sein und wirkt mit dem glatten Bug und den markanten Rückleuchten modern, ohne gleich nach Captain Future zu rufen.

Die Bedienung ist erfreulich klassisch. So gibt es noch genügend Knöpfe, man verstellt selbst die Spiegel mit Tasten anstatt über den Touchscreen. Und BYD hat auf Spielereien wie den drehbaren Bildschirm bei den meisten Modellen genauso verzichtet wie auf eine Selfie-Cam oder einen Karaoke-Modus.

Die Ausstattung ist bis auf das fehlende Head-up-Display umfangreich und zeitgemäß. Wenn nur die vielen Assistenten nicht so nervös und nervig wären.

Viel Platz für Kinder und Gepäck

Vor allem aber passt das so genannte Package und der Seal 6 Touring bietet reichlich Platz für Kind und Kegel. Bei 4,84 Metern Länge und 2,79 Metern Radstand ist die Rückbank selbst für Erwachsene keine Zumutung.

Und unter der elektrischen Heckklappe verschwindet Urlaubsgepäck genauso problemlos wie Großeinkäufe. Schon unter das Gepäckrollo passen 500 Liter, unters Dach gestapelt, fasst er 675 Liter Ladung und wenn die asymmetrisch geteilte Rücklehne fällt, kann man auf ebener Fläche bis zu 1.535 Liter Ladung stapeln.

Und weil sie wirklich genau hingeschaut haben bei den Europäern, gibt’s auch ein paar praktische Details – von den Haken und Ösen zur Befestigung im Kofferraum bis hin zum Brillenetui für den Fahrer, das den meist überflüssigen Haltegriff am Dach ersetzt.

Fazit: Verführer für Vernünftige 

Nein, ein leidenschaftliches Auto ist der Seal 6 Touring nicht - und auch keines, mit dem man den Nachbarn beeindruckt. Aber wer viel Platz braucht und genau aufs Geld schaut und wer weder gerne laden noch tanken möchte, der ist bei den Chinesen richtig.

So wird der Kombi aus Fernost zum Verführer für Vernünftige und vor allem für Fuhrparkleiter und Flottenmanager zum Kandidaten. Vielleicht kommt BYD so seinen ambitionierten Zulassungszielen dann doch noch näher. Datenblatt: BYD Seal 6 Touring 

 

 

 

 

© dpa-infocom, dpa:250915-930-42857/1


Von dpa
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