Mehrere verheerende Großbrände haben Anfang dieses Jahres im Großraum Los Angeles gewütet, bislang 29 Menschenleben gefordert und über 16.000 Gebäude zerstört. Die Schnellanalyse einer internationalen Forschungsgruppe kommt nun zu dem Schluss, dass der menschengemachte Klimawandel zur Intensität und zur Wahrscheinlichkeit dieser Brände beigetragen hat.
Dabei sind Waldbrände grundsätzlich kein ungewöhnliches Phänomen für die Ökosysteme in der Region. Normalerweise haben diese von Juli bis September Saison, also im Sommer, wenn eine niedrige Luftfeuchtigkeit, hohe Temperaturen und geringe Niederschläge herrschen. Einige der zerstörerischsten Feuer fanden allerdings bereits in früheren Jahren im Herbst und frühen Winter statt, wenn die Santa-Ana-Windsaison einsetzt. Diese trockenen Winde treten an der südkalifornischen Küste auf, wenn die Luft von den Bergen im Landesinneren in Richtung Küste strömt.
Da es in dem US-Bundesstaat von Oktober bis Dezember typischerweise mehr regnet, stellen die Santa-Ana-Winde eigentlich keine große Gefahr für die Ausbreitung von Waldbränden dar. Nicht so dieses Mal, wie die Schnellanalyse der Wissenschaftler-Initiative World Weather Attribution (WWA) am Imperial College London herausarbeitet: So habe die Region seit Mai 2024 keine signifikanten Regenfälle erlebt.
Das 32-köpfige Forschungsteam nutzte den Fire Weather Index (Feuerwetterindex), der meteorologische Informationen etwa zur Temperatur und Windgeschwindigkeit berücksichtigt, um die Wetterbedingungen zu charakterisieren, die Einfluss auf die Größe der Waldbrände haben können. Es untersuchte auch die Dürrebedingungen in den Monaten vor den Bränden und verglich diese mit ähnlichen Mustern aus den letzten sieben Jahrzehnten. Simulationen halfen, die Auswirkungen des Klimawandels auf das Ausmaß der Brände in der Region zu verstehen.
Wie die Forschungsgruppe selbst schreibt, seien die einzelnen Ergebnisse dieser Analysen zwar mit einer gewissen Unsicherheit behaftet, wiesen aber in dieselbe Richtung: Der Klimawandel habe die Wahrscheinlichkeit der Brände erhöht.
Zudem hätten die Feuer die Verwundbarkeit der Region deutlich gemacht. Die durch sehr starke Santa-Ana-Winde angetriebenen Brände hätten zu chaotischen Bedingungen geführt und die Feuerwehrleute überfordert.
Das Forschungsteam fordert basierend auf seiner Analyse:
Roop Singh vom Klimazentrum des Roten Kreuzes bilanziert: „Eine tödliche Kombination von Faktoren kam zusammen, um diesen Waldbrand in eine Katastrophe zu verwandeln.“ Der Klimawandel habe den Boden bereitet und dazu beigetragen, dass die Hügel rund um Los Angeles staubtrocken geworden seien. „Doch die orkanartigen Santa-Ana-Winde, die rasche Ausbreitung der Brände in städtische Gebiete und ein überlastetes Wassersystem machten die Eindämmung der Brände extrem schwierig“, so Singh in einer Mitteilung zur Analyse.
Die ebenfalls an der Analyse beteiligte Klimawissenschaftlerin und WWA-Mitbegründerin Friederike Otto, zieht einen größeren Rahmen: „Im Jahr 2025 stehen die Staats- und Regierungschefs der Welt vor der gleichen Entscheidung: entweder weiter Öl, Gas und Kohle zu bohren und zu verbrennen und immer gefährlichere Wetterbedingungen zu erleben oder auf erneuerbare Energien umzusteigen, um eine sicherere und gerechtere Welt zu schaffen.“
„Attributionsstudien sind ein wertvolles Instrument, um zu bewerten, wie der Klimawandel die Wahrscheinlichkeit oder Intensität von Bedingungen beeinflusst, die Waldbrände begünstigen“, kommentierte Yoshi Maezumi vom Max-Planck-Institut für Geoanthropologie in Jena. Dazu zählten beispielsweise langanhaltende Trockenheit, extreme Hitze und niedrige Luftfeuchtigkeit.
„Einzelne Brandereignisse – wie die in Südkalifornien – können jedoch nicht vollständig auf den Klimawandel zurückgeführt werden, da Zündquellen – oft Menschen – und lokale Faktoren wie zum Beispiel die Topographie eine entscheidende Rolle spielen“, ergänzte die Forscherin. „Nichtsdestotrotz gibt es deutliche Hinweise darauf, dass der Klimawandel das ‚Feuerwetter‘ weltweit verschärft hat, wobei längere Brandsaisons und extremere Bedingungen in vielen Regionen immer häufiger auftreten.“
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