Black Friday, Cyber Monday – oder der Sortimentswechsel mit Rabattaktion im Klamottenladen ums Eck: Sind die Preise vermeintlich günstig, ist es manchmal besonders schwer zu widerstehen. Und schon hängen zwei, drei, vier neue Teile im Schrank, von denen man letztendlich womöglich doch keines so richtig gerne und oft trägt.
Fehlkäufe also, die nicht nur Platz in Schubladen und auf Kleiderbügeln wegnehmen. In größeren Mengen schlagen sie auch ziemlich auf den Geldbeutel. Die gute Nachricht für alle, die das kennen: Es gibt Tricks, mit denen man Klamotten-Fehlkäufe vermeiden kann - nicht nur rund um Rabattaktionen.
Es ist reduziert, es sieht schick aus – und Sie hätten es gerne? Moment. Bevor Sie zuschlagen, sollten Sie sich eine Frage stellen: Mit welchen Kleidungsstücken, die in meinem Schrank hängen, kann ich das eigentlich kombinieren? Fällt Ihnen nichts ein, dann Finger weg. „Wenn man etwas kauft, dann sollte dieses neue Kleidungsstück mindestens drei neue Outfits ergeben“, sagt die Stilberaterin Dunja Heß. Das heißt: Im Idealfall können Sie das Stück in drei unterschiedlichen Varianten kombinieren. „Weil nur dann ziehe ich es auch regelmäßig an.“
Überhaupt lautet ihre Empfehlung fürs Klamottenshopping: „Wirklich in Outfits denken.“ Denn so schön ein Einzelteil auch sein mag: Passt nichts, was man hat so richtig dazu, schafft man sich mit hoher Wahrscheinlichkeit eine künftige Schrankleiche an. Wie schade.
Ausnahmen von der Drei-Outfits-Regel kann es natürlich für Stücke geben, die für besondere Anlässe gedacht sind. Doch auch hier gilt: „Ein Kleiderschrank voller Abendkleider, wenn man wenig Gelegenheiten zum Tragen hat, ist wenig nachhaltig“, so die Farb- und Stilberaterin Jasmin Link. „Meistens reichen zwei Outfits für festliche Gelegenheiten, der Rest sollte dem Alltag angepasst werden.“
Wer in Outfits denken will, muss natürlich den Inhalt des eigenen Kleiderschranks gut kennen. Vor einem Shoppingausflug oder dem Kaufen-Klick macht man also am besten eine Schrankinventur, rät Jasmin Link, und probiert auch ältere Stücke noch einmal an. Danach kann man überlegen: Was passt zu meinem Stil? Und was brauche ich eigentlich noch? Beispielsweise um den schönen roten Cordrock endlich öfter zu tragen – oder um die Leobluse künftig häufiger als einmal im Quartal auszuführen.
Und hier setzt der nächste Tipp von Stilberaterin Dunja Heß an: „mit einer Shoppingliste arbeiten“. Schließlich gehe man bei Lebensmittelkäufen ja ähnlich vor – gezielt nämlich. Und wer genau weiß, dass beispielsweise vor allem ein schwarzer Rollkragenpulli im eigenen Kleiderschrank fehlt, der ist weniger anfällig für spontane Impulskäufe, die nicht selten zu Fehlkäufen werden.
Übrigens: Will man Trends mitmachen, überlegt man am besten, ob die angesagten Stücke wirklich auf den eigenen Stil einzahlen – und ob man sie zumindest im nächsten Jahr noch tragen wird. Dunja Heß rät, im Zweifel eher auf trendige Accessoires zu setzen, als auf größere Trendteil-Anschaffungen. Sie sind meist leichter zu kombinieren als Einzelstücke wie etwa eine angesagte Bluse – und werden dann auch öfter getragen.
Sie neigen dazu, bei Rabattaktionen und Sonderangeboten so richtig zuzuschlagen? Dann sollte Sie vor dem Kauf besser einmal tief durchatmen und sich überlegen, ob das Kleidungsstück auch dann noch attraktiv für Sie ist, wenn es sich nicht um ein vermeintliches Schnäppchen handeln würde.
„Gerade wenn es in diese Sale-Phase geht, dann rate ich immer dazu, nur Teile zu kaufen, die man auch für den vollen Preis kaufen würde“, sagt Dunja Heß. Sonst steht womöglich der Schnäppchen-Gedanke mehr im Vordergrund als die Qualität des Stücks oder dessen Kombinationsmöglichkeiten. Und auf die kommt es schließlich an, will man Klamotten gerne, häufig und möglichst lange tragen.
Ein Tipp der Stilberaterin für alle, die zu Impulskäufen neigen: Mal drei Monate ganz auf Klamottenkäufe verzichten. „Dann wird man merken, wie viel Geld man spart und dass man trotzdem genug hat“, sagt Dunja Heß. Anschließend könne man außerdem oftmals leichter passende neue Stücke auswählen, „weil man sich ein bisschen resettet hat und entspannter geworden ist“.
Stücke, die wir gerne und regelmäßig tragen, haben in der Regel eines gemeinsam: Sie sehen nicht nur gut aus, sie fühlen sich auch gut an - und zwar nicht nur, wenn man ruhig vor dem Spiegel steht. „Deshalb macht es Sinn, sich in der Kleidung tatsächlich zu bewegen“, sagt Dunja Heß. Auch im Laden heißt es also: Arme hoch, hinsetzen, drehen, ein paar Schritte gehen. Wer Klamotten online bestellt, kann die Stücke zu Hause auch mal etwas länger Probe tragen. „Wenn sich das nach einer Stunde doof anfühlt, dann ist es nichts“, sagt Dunja Heß.
Sie empfiehlt zudem die sogenannte „14, 7, 3, Regel“: „14 Tage lang habe ich Rückgaberecht. Und wenn ich nach sieben Tagen gemerkt habe, dass das Teil immer noch in der Tüte ist und ich es noch nicht anziehen wollte, dann könnte ich mir jetzt noch mal drei Tage Mühe geben, es zu kombinieren.“ Klappt das nicht, habe man noch vier Tage Zeit für den Rückversand.
Doch Vorsicht: Anders als beim Online-Shopping hat man im stationären Handel kein grundsätzliches Recht auf Rückgabe oder Umtausch. Das Rückgaberecht ist hier eine freiwillige Leistung.
Sie finden den Stil Ihrer Kollegin einfach super? Und den neuen Pulli Ihrer Freundin hätten Sie gerne selbst? Klar, modische Vorbilder – ob nun auf Instagram und Co. oder aus dem Nachbarbüro – können inspirieren. Kleidungsstücke einfach nachzukaufen, ist aber nicht unbedingt eine gute Idee. Jeder habe schließlich eine individuelle Silhouette, Gesichtsform und Körpergröße, so Jasmin Link. Und was der Freundin, Kollegin oder Influencerin steht, muss an einem selbst noch lange nicht gut wirken – und andersherum. Hier hilft also vor allem eines: selbst ausprobieren.
Jasmin Link und Dunja Heß raten außerdem, Fotos von sich in Stücken zu machen, die man gerne kaufen möchte. Wenn möglich, gleich von den kompletten Outfitideen. „Vielleicht kennen Sie das, dass man manchmal etwas anhat und findet es eigentlich ganz gut. Und dann sieht man ein Foto von sich und denkt: Um Gottes willen, was war das denn?“, sagt Heß. Solche Momente, die nicht selten Schrankleichen produzieren, lassen sich mit einem Knips vor dem Kauf verhindern. Am besten schaut man sich das Foto dafür zwei, drei Stunden später noch mal an. „Weil dann weiß man meistens, ob es passt, wenn man es so von außen sieht“, sagt die Stilberaterin.
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