Hübscher Hingucker, Ausdruck der Persönlichkeit oder Stück mit emotionalem Wert: Schmuck hat viele Bedeutungen. Viele setzen dabei auf echtes Gold - nicht zuletzt wegen der Wertigkeit.
Doch der Abbau des Edelmetalls hat negative Folgen für Mensch und Umwelt: Arbeitsrechte, Gesundheits- und Sozialstandards fehlen laut Naturschutzorganisation WWF häufig oder werden nicht umgesetzt. Es werden Wälder abgeholzt und giftige Stoffe wie Zyankali und Quecksilber eingesetzt, die über Boden und Gewässer Menschen und Tiere vergiften.
Geht Goldschmuck auch nachhaltiger? Christine Scholl, WWF-Rohstoffexpertin, regt dazu an, grundsätzlich darüber nachzudenken, ob es wirklich etwas Neues sein muss. Wer ein modisches Highlight oder Hingucker-Accessoire für besondere Anlässe sucht, kann sich Goldschmuck auch leihen oder mieten.
Alternativ kommt eine Umarbeitung infrage. Goldstücke, die man bereits besitzt, lassen sich von Goldschmieden professionell wiederaufbereiten oder zu einem neuen Schmuckstück umarbeiten. So kann man aus der Mode gekommenen Erbstücken oder aber Ringen, Ketten und Co., die nicht mehr gefallen, ein neues Leben schenken.
Soll es doch ein neues Schmuckstück sein, empfiehlt der WWF beim Kauf auf Recyclinggold zu setzen. „Gold kann unbegrenzt oft recycelt werden, auch zu Schmuck“, erklärt Scholl. „Für recyceltes Gold wird kein neuer Bergbau betrieben. Wählen wir Altgold, reduzieren wir unseren ökologischen Fußabdruck.“
Christine Scholl rät, aber auch bei Recyclinggold auf die Herkunft zu achten: „Recyclinggold sollte auf Altgold basieren und in Deutschland recycelt worden sein.“ Dazu fragt man am besten direkt im Laden nach: Wo kommt das recycelte Gold für ein bestimmtes Schmuckstück her? Wo wurde es recycelt? Es gibt auch Zertifikate, die belegen, dass ein Schmuckstück aus Altgold hergestellt wurde, das in Deutschland aufbereitet wurde, zum Beispiel das des Responsible Jewellry Council (RJC).
Unternehmen können sich beziehungsweise ihre Produkte und Lieferketten von meist unabhängigen Standard-Organisation zertifizieren lassen und verpflichten sich damit dazu, die im Verhaltenskodex aufgeführten Anforderungen zu Lieferketten, Menschenrechten oder Umweltschutz einzuhalten. Auf der Website der Organisation können Verbraucherinnen und Verbraucher nach Herstellern und Händlern suchen, die zum Beispiel zertifiziertes Gold anbieten.
Geht es um primär gewonnenes Gold aus einer Mine - also neues Gold - sollte man sich laut Christine Scholl eines vor Augen führen: „Es gibt generell keinen nachhaltigen Abbau von endlichen Ressourcen“, sagt sie. Der Abbau könne höchstens möglichst verantwortungsvoll gestaltet werden.
Wer Schmuck aus Gold erwerben will, kann dafür zum Beispiel auf die Siegel „Fairmined“ oder „Fairtrade“ achten, die speziell Gold aus Kleinbergbau zertifizieren. Die Zertifizierungsstandards sollen die Rückverfolgbarkeit der Rohstoffe sichern sowie hohe Sozial-, Arbeits- und Umweltstandards bei Gewinnung und Handel durchsetzen. Zudem soll die wirtschaftliche Entwicklung der Kleinbergbauleute gefördert werden.
Christine Scholl gibt zu bedenken, dass insgesamt nur ein kleiner Anteil an Gold nach diesen Siegeln zertifiziert wird. Zertifizierungen haben somit nur punktuell positive Auswirkungen, da nie alle Marktteilnehmer bei solchen freiwilligen Initiativen zu mehr Verantwortung mitmachen.
Für Gold, das nicht aus dem Kleinbergbau, sondern aus dem Industriebergbau kommt, gibt es ebenfalls Initiativen zur Übernahme von mehr Verantwortung, zum Beispiel den übergeordneten Industriestandard IRMA (Initiative for Responsible Mining Assurance).
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