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Veröffentlicht am 29.11.2024 08:02

Gestiegene Schokoladenpreise: Wird nun weniger genascht?

Verbraucherinnen und Verbraucher müssen für Schokoladenweihnachtsmänner mehr Zahlen als vor einem Jahr.  (Foto: Alicia Windzio/dpa)
Verbraucherinnen und Verbraucher müssen für Schokoladenweihnachtsmänner mehr Zahlen als vor einem Jahr. (Foto: Alicia Windzio/dpa)
Verbraucherinnen und Verbraucher müssen für Schokoladenweihnachtsmänner mehr Zahlen als vor einem Jahr. (Foto: Alicia Windzio/dpa)

Es ist ein herausforderndes Jahr für Schokoladen-Fans. Sie müssen zurzeit deutlich tiefer in die Tasche greifen als noch vor einem Jahr. Schoko-Weihnachtsmänner sind je nach Marke und Größe bis zu 50 Prozent teurer, Lebkuchenherzen bis zu 32 Prozent, Dominosteine 12 Prozent. Das zeigt eine Auswertung des Preisvergleichsportals Smhaggle für die Deutsche Presse-Agentur. Eine Vollmilch- oder Zartbitter-Tafel kostet demnach bis zu 17 Prozent mehr. Erst kürzlich hatte Ritter Sport die Preise erhöht. Für die Alpenmilch-Tafel sind statt 1,49 künftig 1,89 Euro fällig - ein Anstieg um fast 27 Prozent. 

Dass Schokolade - die Lieblingssüßigkeit der Menschen in Deutschland - erneut teurer werden würde, hatte sich bereits Anfang 2024 abgezeichnet. Einige Hersteller kündigten dies damals an. Die Ursache sind schlechte Ernten und ein knappes Angebot in den Kakao-Anbauländern infolge von Trockenheit, Starkregen und Pflanzenkrankheiten. Der von der internationalen Kakaoorganisation (ICCO) ermittelte Tagespreis für Kakao stieg im April auf einen Rekordwert von deutlich mehr als 10.000 Euro pro Tonne. Seitdem ist er zwar wieder leicht gesunken, allerdings weiterhin hoch. 

Wie reagieren die Kunden darauf? Noch im Februar hatten fast 40 Prozent in einer YouGov-Umfrage angegeben, bei höheren Preisen weniger Schokolade zu essen. Doch dies ist zumindest bisher nicht der Fall. Daten des Marktforschers NIQ zeigen: Die verkaufte Stückzahl von Produkten wie Tafelschokolade, Pralinen, Schokospezialitäten und saisonale Artikel ist in den vergangenen 12 Monaten lediglich um 1,3 Prozent gesunken. Bei Markenprodukten fiel das Minus mit 0,5 Prozent geringer aus. 

Pro-Kopf-Verzehr: Fast 10 Kilo

„Schokolade ist für viele Menschen mehr als nur eine Süßigkeit“, sagt Karin von Funck, Konsumgüter-Expertin bei der Unternehmensberatung Boston Consulting Group. Die Süßigkeit sei fest verbunden mit Emotionen, positiven Erinnerungen aus Kindheitstagen und ganz bestimmten Anlässen wie Ostern oder Nikolaus. „In einer Welt, die sich rasant verändert und zunehmend stressig wird, ist und bleibt Schokolade ein Anker für viele.“ 

Bereits in den Vorjahren war Schokolade teurer geworden. Die Hersteller verzeichneten laut Süßwarenverband jedoch sogar einen wachsenden Verbrauch. Der Pro-Kopf-Verzehr in Deutschland ist - mit kleinen Schwankungen - sogar gestiegen, von gut 9 Kilo im Jahr 2018 auf knapp 9,9 Kilo im Jahr 2023. 

„Süßigkeiten sind Impuls- und Genussmittel, die Verbraucher sind hier weniger preissensibel“, sagt der Lebensmittel-Experte der Verbraucherzentrale, Armin Valet. Bei Weihnachtsartikeln gelte das besonders. Da wollten die Leute sich und anderen etwas Gutes tun und griffen lieber zum Schoko-Weihnachtsmann von Lindt. 

Häufiger Rabatte auf Markenartikel

Die Produkte von Herstellern wie Milka, Ritter Sport, Lindt und Ferrero sind für Händler besonders umsatzrelevant und wichtig. Sie gelten als Zugartikel, die Kunden in die Läden locken. Finden sie diese nicht vor, gehen sie woanders hin. Bei den Herstellern ist die Position für Preiserhöhungen deshalb gut. Dennoch erleben viele große Lebensmittelkonzerne herausfordernde Zeiten. Wegen der stark gestiegenen Preise greifen Konsumenten häufiger zu günstigeren Eigenmarken wie „Ja„, „Gut & günstig“ oder „Rewe beste Wahl“. Meist sind sie mit deren Qualität und Preis-Leistungs-Verhältnis zufrieden. 

Die Markenhersteller setzt dies unter Zugzwang. Ihre Produkte haben es zum regulären Preis oft schwer. „Markenartikel werden wegen der hohen Preise viel stärker als früher nur noch gekauft, wenn sie im Sonderangebot sind“, sagte Rewe-Chef Lionel Souque im vergangenen Jahr dem „Handelsblatt“. 

Der Umsatzanteil mit Werbeaktionen ist bei Markenartikeln gestiegen, wie Zahlen von YouGov zeigen. Ein Drittel des Umsatzes wurde mit Sonderangeboten gemacht, deutlich mehr als bei Gütern des täglichen Bedarfs insgesamt. „Mit Rabattaktionen versuchen die großen Markenhersteller, Marktanteile zurückzugewinnen, ohne ihr höheres Preisniveau dauerhaft aufzugeben“, sagt Handelsexperte Kai Hudetz. 

Wie werden sich die Preise entwickeln? 

Bei Eigenmarken kletterten die Schokoladen-Preise zuletzt stärker als bei Markenprodukten. So kostet der Lindt-Weihnachtsmann lediglich knapp 7 Prozent mehr als vor einem Jahr. Andere Weihnachtsartikel sind laut Smhaggle hingegen erheblich teurer geworden. Ob Verbraucher deshalb weniger kaufen, lässt sich bisher nicht beurteilen. Marktforschern liegen noch keine Zahlen vor. 

Wie werden sich die Preise entwickeln? Verbraucherschützer Valet kann sich vorstellen, dass auch andere Hersteller wie Mondelez (Milka) und Nestlé die Preise noch erhöhen. „Das Gefüge untereinander muss ja wieder passen“, sagt Valet. Die gestiegenen Preise von Ritter Sport weckten Begehrlichkeiten. In den Verträgen mit den Kakaolieferanten seien die höheren Rohstoffpreise womöglich bislang nicht berücksichtigt. Experten gehen davon aus, dass die Zeiten niedriger Kakaopreise vorbei sind. Vorhersagen zufolge werden viele Anbauflächen wegen des Klimawandels künftig nicht mehr geeignet sein. 

Auch das Unternehmen Lindt & Sprüngli reagierte jüngst auf die schwierige Marktlage. Der Schokoladenhersteller bricht in diesem Jahr mit der Tradition, die unverbindliche Preisempfehlung auf den Artikeln anzubringen. Auf Jahresprodukten wird dies vorübergehend ausgesetzt. Die Kakaopreise seien momentan sehr volatil, sagt ein Sprecher. Die Preisentwicklung sei deshalb nicht absehbar. 

Dass es viele Kunden beim Preis jedoch gar nicht so eng sehen, zeigt auch der Hype um die Dubai-Schokolade. Rund 15 Euro kostet eine Tafel im Geschäft. Dennoch bildeten sich vor den Geschäften bundesweit zuletzt vielfach lange Warteschlangen.

© dpa-infocom, dpa:241129-930-302710/1


Von dpa
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