In Bayern sind Behörden und Geflügelhalter extrem wachsam - denn bundesweit häufen sich die Vogelgrippe-Fälle. „Saisonal bedingt ist in den nächsten Wochen mit einem Anstieg der Fallzahlen bei Wildvögeln sowie gehaltenen Vögeln zu rechnen“, informierte das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) zur aktuellen Seuchenlage.
Ein Sprecher des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) betonte, dass für die Betriebe die Biosicherheit an oberster Stelle stehe. Derzeit sei die Lage im Freistaat vergleichsweise ruhig. Bayern erstelle als einziges Bundesland neben den Informationen des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) eine eigene Risikoeinschätzung, so dass Maßnahmen regional gezielt angepasst werden können. „Das bayerische Monitoring läuft intensiv, und die Veterinärverwaltung setzt auf risikoorientierte Maßnahmen, mit denen Bayern in den vergangenen Jahren sehr gute Erfahrungen gemacht hat“, sagte der Sprecher.
Unter Vorgaben zur Biosicherheit werden unter anderem Hygienemaßnahmen verstanden, die verhindern sollen, dass Viren in die Geflügelbestände gelangen. Beim LGL heißt es: „Zur Vermeidung eines Eintrags der Geflügelpest in Bestände ist die konsequente Einhaltung von betriebshygienischen Maßnahmen besonders wichtig.“
Jüngst gab es einige Vogelgrippe-Meldungen im Freistaat: An einem Stausee an der Donau in Oberbayern wurde eine mit der Vogelgrippe infizierte Graugans gefunden. Wie das Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen mitteilte, war das Tier mit Krankheitssymptomen am Stausee Bertoldsheim entdeckt worden und kurz danach verendet. Das LGL habe inzwischen die Erkrankung nachgewiesen.
Die Stadt Ingolstadt meldete am Donnerstag den Fund von Schwänen, die an Vogelgrippe, die auch Geflügelpest genannt wird, erkrankt waren. Vor wenigen Wochen brach die hochansteckende Krankheit in einem Gänsemastbetrieb mit 3.000 Tieren in Simbach bei Landau (Landkreis Dingolfing-Landau) aus.
Die Vogelgrippe ist eine bei vielen Vogel- und Geflügelarten häufig tödlich verlaufende Infektionskrankheit. Für Menschen ist sie nach Einschätzung von Fachleuten nicht gefährlich.
Bundesweit häuften sich in den vergangenen Tagen die Fälle - auch direkt an der Grenze zu Bayern: Auf einem Geflügelbetrieb im Alb-Donau-Kreis in Baden-Württemberg mit rund 15.000 Tieren wurde die Tierseuche nachgewiesen. Ein Teil der eingerichteten Überwachungszone betrifft auch den bayerischen Landkreis Günzburg. Betroffen seien vor allem Teile der Stadt Leipheim und ein Teil der Stadt Günzburg, teilte das Landratsamt mit. Hier gelten bestimmte Maßnahmen wie eine Stallpflicht für Geflügel.
Auffällig war nach Expertenansicht ein Ausbruch der Vogelgrippe unter Kranichen im Nordosten Deutschlands. Nach Einschätzung des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) ist das Ausmaß enorm: Eine Häufung verendeter Tiere, so wie in diesem Herbst, sei bislang noch nicht beobachtet worden, sagte eine Sprecherin.
Auch über Bayern ziehen im Herbst Kraniche auf ihrem Weg nach Süden, eine Route von Ungarn aus führt entlang der Alpen durch den Freistaat. Bislang seien noch keine Fälle bekannt, die die südliche Zugroute im nördlichen Alpenvorland betreffen, teilte Torben Langer vom Naturschutzbund LBV auf Anfrage mit. Allerdings gebe es inzwischen auch Meldungen über an Vogelgrippe verendete Wildvögel in Ungarn und Österreich. „Die Gefahr, dass das Virus auch Kraniche entlang der südlichen Zugroute betreffen wird, ist daher sehr konkret.“ Eine Voraussage könne man jedoch nicht treffen.
© dpa-infocom, dpa:251024-930-202284/2