Kann der Audi A6 Avant die Businessklasse elektrifizieren? | FLZ.de | Stage

arrow_back_rounded
Lesefortschritt
Veröffentlicht am 14.01.2025 00:08

Kann der Audi A6 Avant die Businessklasse elektrifizieren?

Avanti, Avanti: Über 750 Kilometer weit kommen einige Versionen des Audi A6 e-tron Avant - und das bis zu 240 km/h schnell. (Foto: Audi AG/dpa-tmn)
Avanti, Avanti: Über 750 Kilometer weit kommen einige Versionen des Audi A6 e-tron Avant - und das bis zu 240 km/h schnell. (Foto: Audi AG/dpa-tmn)
Avanti, Avanti: Über 750 Kilometer weit kommen einige Versionen des Audi A6 e-tron Avant - und das bis zu 240 km/h schnell. (Foto: Audi AG/dpa-tmn)

Audi gibt seinen Einstand in der elektrischen Businessklasse. Denn nachdem die Bayern bislang nur SUVs und den Sportwagen e-tron GT unter Strom gesetzt haben, bringen sie im Februar den A6 an die Ladesäule.

Als erstes sogenanntes Flachboden-Modell auf der Premium-Plattform Electric des Konzerns startet er zu Preisen ab 62.800 Euro als Sportback mit vier Türen und Coupé-Linie oder für 1.650 Euro mehr als traditioneller Kombi Avant.

Damit eifert VW-Tochter Audi dem bayerischen Konkurrenten BMW und dessen i5 als Limousine und Touring nach - und setzt sich vor Mercedes. Denn die Schwaben haben als Dritter im Bunde der deutschen Business-Anbieter ihren EQE nur als Limousine im Programm und den Kombi bislang in keiner Baureihe rein elektrisch.

Klassische Proportionen, aber weniger Platz

Zwar lockt der Audi mit klassischen Proportionen und leistet sich in Abgrenzung zu den asiatischen Newcomern ein ziemlich gegenwärtiges Design ohne futuristischen Firlefanz. Denn abgesehen vom geschlossenen Grill und den markanten Leuchten mit den individuell programmierbaren Signaturen sieht der Wagen schon als Sportback und erst recht als Avant fast traditionell aus.

Doch müssen sich bisherige A6-Verbrenner-Kunden trotzdem mit etwas weniger Platz begnügen. Bei 4,93 Metern Länge und 2,95 Metern Radstand sind die Passagiere zwar gut aufgehoben. Sie haben zudem auch in der zweiten Reihe eine bequeme Beinfreiheit. Und das riesige Panoramadach mit der in Streifen schaltbaren Verdunkelung verbessert den Raumeindruck noch einmal.

Aber: Hinter die große Klappe passen nur noch 502 Liter. Das sind nicht nur gute 60 Liter weniger als früher, sondern auch runde 20 Liter weniger als beim Q6, mit dem Audis elektrische Aufholjagd im letzten Herbst begonnen hat. Immerhin lässt sich der Kofferraum auf 1.422 Liter erweitern, die Ladekante ist angenehm flach, und das Ladekabel fliegt auch nirgends herum. Denn genau wie der Q6 hat auch der A6 endlich einen Frunk und bietet vorn im Bug deshalb noch einmal 27 Liter Stauraum.

Ein traditionelles Ambiente mit viel digitaler Spielerei

Auch im Cockpit versucht Audi, seine Stammkundschaft mitzunehmen und zugleich den Blick nach vorn zu richten. So gibt es ein klassisches Ambiente, in dem aber viel fortschrittliche Technik steckt: Hinter dem Lenkrad spannt sich im weiten Bogen ein schlankes Panoramadisplay, viele Schalter werden von Sensorflächen verdrängt, der Beifahrer bekommt seinen eigenen Bildschirm. 

Und egal ob im riesigen Head-up-Display oder in der LED-Leiste unter der Frontscheibe - überall leuchtet und flimmert es. Natürlich vor allem im Dienst der Sicherheit, weil die Elektronik Fahrlinien einblendet, Richtungspfeile durch den Raum schweben lässt und die Warnhinweise auf die volle Fahrzeugbreite im Cockpit aufscheinen lässt.

Der Fahrer sitzt mitten im Leben statt über den Dingen

Flüsterleise, spurtstark und mit einem Spitzentempo von bestenfalls 210 km/h mittlerweile auch fast so flott wie ein Verbrenner – das Fahren im neuen A6 ist eine feine Sache.

Dazu gibt es drei Fahrprofile sowie verschiedene Stufen der Rekuperation, der Rückgewinnung von Bremsenergie. Das reicht vom komplett vom Motor entkoppelten Dahingleiten („Segeln“) bis zum „One-Pedal-Fahren“, der starken Rückgewinnung und Verzögerung beim Gas Wegnehmen. So dürfte jeder seine favorisierte Einstellung finden.

Laut Audi sollen sich rund 95 Prozent aller im Alltag anliegenden Bremsvorgänge über die Rekuperation beim Gaswegnehmen und sogar beim Betätigen des Bremspedals über die E-Maschinen ohne klassische Reibbremsen abdecken lassen. Diese kommen dann erst bei stärkeren Bremsmanövern zum Einsatz.

Auffällig sind allerdings die Unterschiede zum Q6. Obwohl aus dem gleichen Baukasten konstruiert, fühlt sich der A6 etwas agiler und engagierter an, und als Fahrer hat man den Eindruck, das Auto fester im Griff zu haben. Da zahlen sich die niedrigere Sitzposition, der tiefere Schwerpunkt und die etwas strammere Abstimmung aus.

Als Performance wird der e-tron zum TDI der Generation E

Zum Start gibt es den A6 in vier Konfigurationen: Das Basismodell fährt im sogenannten Overboost kurzfristig mit 240 kW/326 PS und Heckantrieb sowie Dank des 83 kWh-Akkus bis zu 627 Kilometer weit.

Darüber rangiert der Performance, der wie alle weiteren A6-Modelle einen 100 kWh-Akku bekommt. Er leistet beim Kickdown 280 kW/381 PS und wird mit 756 Kilometern Normreichweite für den Sportback und noch immer 720 Kilometern für den Kombi zum TDI der Generation E.

Dafür treibt Audi allerdings einen gehörigen Aufwand und feilt zum Beispiel intensiv an der Aerodynamik: Allein der Feinschliff an den Felgen bringt sechs Kilometer, genau wie die Autobahn-Absenkung mit der optionalen Luftfederung. Auch die digitalen Kamera-Außenspiegel erweitern den Aktionsradius um sieben Kilometer.

Wer „auf allen Vieren“ Fahren will, bekommt den Quattro mit zwei Motoren und 340 KW/426 PS und 716 Kilometern Reichweite, und an der Spitze steht für 99 500 Euro der S6. Er hat 450 kW/551 PS, kommt 675 Kilometer weit und darf als einziger 240 statt 210 km/h schnell fahren.

Flott will Audi auch beim Laden sein. Zwar gibt es fürs AC-Laden aktuell nur maximal 11 kW, doch lädt der A6 Gleichstrom mit bis zu 270 kW und zieht so binnen zehn Minuten den Strom für 310 Kilometer.

Fazit: Da riskiert Audi die große Klappe zurecht

Zwar hat es lange gedauert, bis Audi seinen Kurs in die elektrische Zukunft gefunden hat. Doch nach dem gelungenen Comeback mit dem Q6 scheinen die Bayern nun mit dem A6 weiter auf einem guten Weg, der ins Morgen weist, das Gestern aber nicht vergisst.

Anders als Mercedes halten die Ingolstädter deshalb dem Kombi für die Generation E die Treue und machen Geschäftsreisenden mit dem Avant ein attraktives Angebot. Ja, der bietet etwas weniger Platz als früher und als sein SUV-Pendant, sieht aber besser aus und fährt auch so. Damit dürfen die Herren der Ringe zurecht eine große Klappe riskieren.

Datenblatt: Audi A6 Avant e-tron performance

 

 

 

 

© dpa-infocom, dpa:250113-930-343335/1


Von dpa
north