Klare Mehrheit für Faust-Anwesen bei Votum in Münchsteinach | FLZ.de | Stage

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Veröffentlicht am 10.10.2023 18:25

Klare Mehrheit für Faust-Anwesen bei Votum in Münchsteinach

Der Rufe der Altershäuser wurden am Sonntag beim Bürgerentscheid erhört. (Foto: Mark Oliva)
Der Rufe der Altershäuser wurden am Sonntag beim Bürgerentscheid erhört. (Foto: Mark Oliva)
Der Rufe der Altershäuser wurden am Sonntag beim Bürgerentscheid erhört. (Foto: Mark Oliva)

Was in der Gerüchteküche schon gebrodelt hatte, wurde nun am Dienstag offiziell: Der Bürgerentscheid in Münchsteinach in Sachen Dorfhaus Altershausen ging zugunsten des Bürgerbegehrens aus, also für den Standort Faust-Anwesen. Wegen einer Panne hatte nachgezählt werden müssen.

Das Bürgerbegehren erhielt eine klare Mehrheit, gab Wahlleiterin Simone Hofmann am frühen Nachmittag bekannt. 444 Bürgerinnen und Bürger votierten mit ja, 203 mit nein – mehr als eine Zweidrittel-Mehrheit.

Das konkurrierende Ratsbegehren, das für den im Gemeinderat beschlossenen Standort am Bolzplatz geworben hatte, fiel hingegen durch. Auf dieses entfielen 276 Ja-, aber 380-Nein-Stimmen, berichtete Hofmann. Da auch das Quorum von mindestens 247 Stimmen erreicht war, ist der Bürgerentscheid gültig. 745 Bürgerinnen und und Bürger hatten mit abgestimmt, eine Beteiligung von 60 Prozent, bilanzierte die Wahlleiterin. Den deutlichen Unterschied zur Wahlbeteiligung bei den gleichzeitig stattfindenden Landtags- und Bezirkswahlen, erklärte sich Hofmann damit, dass wohl etliche Nicht-Altershäuser sich beim Bürgerentscheid enthielten.


Das fühlt sich gut an.

Erich Wacker

Der Bürgerbegehrenssprecher Erich Wacker fasste die Stimmung im Dorf zusammen: „Bei allen, die sich in den letzten Monaten mit sehr großem Engagement für das Bürgerbegehren und den Bürgerentscheid eingesetzt haben, herrscht sehr große Freude über das Ergebnis. Die viele Arbeit, die wir alle investiert haben, hat sich gelohnt und das fühlt sich gut an. Ein ganz großer Dank gilt den anderen Ortsteilen, die uns mit ihren Stimmen unterstützt haben.“

In den nächsten Tagen werde man sich „erst einmal freuen und alles sacken lassen“. Nach den anstrengenden „und am Schluss auch durchaus emotionalen“ letzten Tagen müsse es nun weitergehen. „Wir wollen gemeinsam mit der Gemeinde, dem Gemeinderat und dem Bürgermeister einen Ort gestalten, auf den wir stolz sein können und in dem Gemeinschaft gelebt wird“, sagte Wacker.

In der Altershäuser Bevölkerung war Freude und Erleichterung zu spüren. Zugleich wird damit eine neue Debatte eröffnet. In Gesprächen sagten viele, sie hoffen nun, dass der Gemeinderat sich weiter für den Abriss des Faust-Hauses einsetzt und an diesem Standort ein neues Haus errichtet wird.

Die Initiatoren des Bürgerbegehrens wünschen sich, dass der Neubau exakt ein Replikat des alten Hauses ist. Der Stall des Anwesens soll den Jugendclub beherbergen, und die Scheune könne man in einen Festsaal umwandeln. Genau diese Option hatte Wacker dem Gemeinderat bereits im Juli vorgeschlagen.


Wir werden uns für die beste Lösung an diesem wunderbaren Standort entscheiden.

Thomas Jordan

Der Grund dafür ist, dass die Bausubstanz des alten Hauses sehr mangelhaft sei, wie es hieß, während die zwei Nebengebäude im besseren Zustand seien. Der Abriss- und-Neubau-Vorschlag würde aus Sicht der Bürgerbegehrensgruppe zugleich das Ortsbild erhalten, beziehungsweise wieder herstellen, und auch Sanierungs- und Unterhaltskosten für den Altbau vermeiden.

Die beiden Bürgerbegehrens-Sprecher – Wacker und der Altershäuser Gemeinderat Thomas Jordan – beharren allerdings nicht auf dieser Alternative. Wacker: „Wir werden die Planungen zusammen vorantreiben und die offenen Fragen – Altbau sanieren oder Neubau – diskutieren, um das bestmögliche Ergebnis zu bekommen“. Jordan, derzeit auf Geschäftsreise in den USA, sagte: „Ich bin mir sicher, dass wir uns jetzt gemeinsam mit allen Beteiligten für die beste Lösung an diesem wunderbaren Standort entscheiden werden“.

Frieder Popp, ebenfalls Gemeinderat aus Altershausen, der für die Bolzplatz-Lösung gestimmt hatte, befindet sich ebenso auf Geschäftsreise – in Polen – und ist seit der Wahl nicht erreichbar. Vor dem Urnengang hatte auch Popp in Sachen Faust-Anwesen für einen Abriss plädiert: „Wir können eigentlich nicht anders.“ Auch Erich Faust, der Eigentümer des Anwesens, befürwortet Abriss und Neubau.

Bürgermeister Jürgen Riedel sprach von einem klaren Bürgervotum, das man natürlich akzeptieren werde. Bei der Abrissfrage wollte er sich noch nicht festlegen. Die hohe Zustimmung zum Standort Faust-Anwesen habe es sicherlich auch deshalb gegeben, weil für einige damit der Erhalt des historischen Bauwerks verbunden war.

Riedel nahm den Bürgerentscheid auch als eine Ermächtigung, dass im Etat mehr Geld bereitgestellt wird. Denn klar sei, dass der Standort die teurere Variante werde. Beraten werde man über das Vorgehen wohl in der November-Sitzung. Ein Abriss böte eventuell die Möglichkeit, ein auch für die Feuerwehr taugliches Gebäude zu errichten. Dies müsse man mit der Planerin beratschlagen.


Die müssen unnern Bolzblatz in Ruah lassen.

Kindermund

Auch die Dorfkinder freuten sich, dass das Bürgerbegehren gewonnen hat. Ein Bub im Dorf, der die Nachricht gehört hatte, schrie zu anderen Kindern: „He! Die müssen unnern Bolzblatz in Ruah lass'n!“

Auf Anspannung deutete auch hin, dass bei der Nachzählung der Redaktion zunächst das Fotografieren verboten wurde. Auf eine Intervention Riedels, der auf einem anderen Termin weilte, war dies dann zwar möglich, doch widersprachen Jürgen Distler von der VG Diespeck und eine weitere Person der Veröffentlichung eines Fotos der Auszählung.


Von Mark Oliva und Andreas Reum
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