Medaillenloses Finale: Biathleten zu oft nur nah dran | FLZ.de | Stage

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Veröffentlicht am 18.02.2022 08:53

Medaillenloses Finale: Biathleten zu oft nur nah dran

Biathlet Benedikt Doll wurde im Massenstart Achter. (Foto: Hendrik Schmidt/dpa)
Biathlet Benedikt Doll wurde im Massenstart Achter. (Foto: Hendrik Schmidt/dpa)
Biathlet Benedikt Doll wurde im Massenstart Achter. (Foto: Hendrik Schmidt/dpa)

Als Benedikt Doll zum bitterkalten Olympia-Finale ernüchtert als Achter über die Ziellinie lief, war das medaillenlose Debakel der deutschen Biathlon-Männer besiegelt.

Zum ersten Mal seit 2010 und erst zum zweiten Mal überhaupt gab es für die Herren des Deutschen Skiverbandes bei Winterspielen kein Edelmetall.

„Es waren Kleinigkeiten, die die Medaillen verhindert haben. Es ist nicht so, dass wir meilenweit weg waren“, sagte Doll nach dem Massenstart am Freitag in Zhangjiakou und ergänzte: „Die Staffelmedaille, dass wir die nicht geschafft haben, das tut auf jeden Fall sehr weh.“

Mit der Staffel hatten die Skijäger Gold schon vor Augen, bis Philipp Nawrath im letzten Schießen noch zwei Strafrunden fabrizierte und als Vierter ins Ziel lief. Auch sonst war es mehrfach knapp, Zählbares nehmen Doll und Co. aber nicht mit zurück nach Hause. Im Massenstart war der 31-Jährige aus dem Schwarzwald bei minus 17 Grad und teils heftigem Wind beim vierten Olympiasieg von Johannes Thingnes Bö aus Norwegen noch der beste Deutsche. „Es klappt entweder, oder es klappt nicht, jetzt hat es bei diesen Olympischen Spielen nicht geklappt. Eine Enttäuschung ist schon dabei, aber ich komme darüber hinweg“, sagte Doll in den Bergen nordwestlich von Peking.

Dank der Frauen gab es immerhin zwei Medaillen. Mit ihrem überraschenden Gold-Coup über 15 Kilometer sorgte Denise Herrmann für den Glanzpunkt, auch Bronze für die Frauen-Staffel war ein großer Erfolg. Was in der Statistik stehen bleibt, ist trotzdem eine der mickrigsten Olympia-Ausbeuten in der Geschichte. Zuletzt hatte es auch 2014 in Sotschi mit zweimal Silber nur zwei Plaketten für die Mannschaft gegeben. 2018 in Pyeongchang waren es noch sieben, 2006 in Turin reichte es sogar elfmal für den Sprung auf das Podium.

„Wir können mit den Olympischen Spielen mehr als zufrieden sein“, sagte Ex-Langläuferin Herrmann zu den Rennen der Frauen: „Wir waren als Team auf den Punkt da. Mit der Goldmedaille hab ich und haben wir alle gezeigt, was wir drauf haben.“ Dass diese Resultate nicht jeden Tag wiederholbar sind, hätte man auch bei anderen Nationen gesehen, ergänzte die ehemalige Langläuferin.

Herrmann selbst war zum Abschluss ohne Chance, wurde mit fünf Fehlern 13. im Massenstart. Die enormen Anstrengungen waren ihr anschließend anzusehen. „Ich freue mich schon auf die erste Leberkäse-Semmel, wenn ich daheim bin“, sagte die 33-Jährige. „Ausspannen, im eigenen Bett schlafen und einheimisches Essen“, stehen ganz oben auf ihrer Wunschliste, wenn sie wieder in ihrer Wahlheimat Ruhpolding ankommt.

Eigentlich wollten die Frauen dreimal Edelmetall einheimsen, vier bis fünf Medaillen sollten es insgesamt für die Mannschaft von Chef-Bundestrainer Mark Kirchner sein. Doch nach der langen Verletzungspause und vielen Problemen bei Hoffnungsträgerin Franziska Preuß habe man dieses Ziel schon vor den Spielen korrigieren müssen, sagte Frauen-Bundestrainer Kristian Mehringer: „Mit der goldenen und der bronzenen können wir schon zufrieden nach Hause reisen.“

Preuß war im Massenstart als Achte die beste DSV-Skijägerin - ein versöhnlicher Abschluss nach langer Leidenszeit inklusive acht Wochen ohne Wettkämpfe bis Anfang dieses Monats. „Dafür, dass es das fünfte Rennen ist, bin ich sehr zufrieden“, sagte die Ex-Weltmeisterin. Über 12,5 Kilometer war auch viel Glück gefragt, da starke Böen für teilweise nicht beherrschbare Bedingungen sorgten. Das Rennen war einen Tag vorverlegt worden, weil es am Samstag noch schlimmer werden soll. „Es war wirklich sehr schwierig, weil der Wind sehr schwankend war. Man hat jeden Schuss wirklich mit Bedacht abgegeben“, berichtete Preuß.

Insgesamt vier Schießfehler leistete sie sich und hatte 1:26,4 Minuten Rückstand auf Olympiasiegerin Justine Braisaz-Bouchet aus Frankreich. Silber ging an Tiril Eckhoff aus Norwegen, dahinter holte deren Landsfrau Marte Olsbu Röiseland Bronze. Das Top-Trio leistete sich jeweils vier Schießfehler. Für Röiseland war es im sechsten Rennen in China ihre fünfte Medaille, nur in der Frauenstaffel gab es für die 31-Jährige nichts Zählbares. Nie holte eine Biathletin bei Olympia bislang mehr Edelmetall.

Zwei Stunden später versuchte auch Doll alles, um doch noch eine Medaille mitzunehmen. Wer am Abschlusstag der Biathlon-Wettbewerbe viel riskierte, konnte viel gewinnen. „Ich hab gesagt, ich will die Medaille probieren“, sagte Doll. Keine einzige Scheibe hatte er mit den ersten zehn Patronen verfehlt, doch stehend musste er erst zweimal und dann bei noch mehr Wind weitere viermal in die Strafrunde. „Da hätte ich null oder einen Fehler mit einer schnellen Schießzeit gebraucht“, sagte er. Der riskante Plan ging nicht auf.

© dpa-infocom, dpa:220218-99-185866/8

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