Auf Bayerns Straßen hat die Polizei heuer so viele illegale Rennen gezählt wie noch nie zuvor. Von Januar bis Mitte November (Stand 11.11.) registrierten die Einsatzkräfte 687 illegale Kraftfahrzeugrennen - 23 mehr als im gesamten Vorjahr. Der Anstieg ist zum Großteil darauf zurückzuführen, dass es inzwischen auch konsequent als „Einzelrennen“ gewertet wird, wenn sich Fahrer einer Polizeikontrolle mit einer Flucht zu entziehen versuchen, wie das bayerische Innenministerium der Deutschen Presse-Agentur erläuterte.
Diese Regelung geht auf ein Gerichtsurteil von Mitte 2019 zurück. Seither werden diese Fälle entsprechend angezeigt und finden sich in der Statistik wieder. Dort stiegen die Zahlen dadurch von 191 im Jahr 2018 über 560 im Jahr 2020 und 605 im Jahr 2022 spürbar an.
Die Polizei unterscheidet dabei organisierte, teils mehrtägige Rennen mit häufig internationalem Streckenverlauf, bei denen Bayern meist als Transitland durchfahren wird, von privaten Rennen. Diese werden häufig sehr kurzfristig abgesprochen oder ergeben sich spontan durch das Aufeinandertreffen Gleichgesinnter im Straßenverkehr. Zudem gibt es sogenannte Einzelrennen, bei denen Auto- oder Motorradfahrer zu schnell, grob verkehrswidrig und rücksichtslos unterwegs sind, um eine höchstmögliche Geschwindigkeit zu erreichen.
Erschreckende Beispiele für sämtliche Varianten gibt es zuhauf - nur organisierte illegale Rennen wurden 2024 zunächst nicht registriert. So kam es laut Zeugenaussagen im Mai auf der Autobahn 9 bei Nürnberg zu einem privaten Rennen, als zwei Fahrer leistungsstarker Wagen zunächst nebeneinander fuhren und ihre Geschwindigkeit verlangsamten, um dann auf das Handzeichen eines Beifahrers hin rasant auf rund 250 Stundenkilometer zu beschleunigen. Nur durch zwei Vollbremsungen eines der Beteiligten wurden schwere Unfälle vermieden.
Häufig gab es auch die sogenannten Einzelrennen, etwa auf dem Münchner Innenstadtring: Dort raste ein junger Mann Mitte November an seinem 20. Geburtstag mit mehr als 200 Sachen durch den Brudermühltunnel - erlaubt ist dort Tempo 60. „Auf Grund der späten Uhrzeit und des damit verbundenen geringen Verkehrsaufkommens kam es glücklicherweise zu keiner Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer“, resümierten die Beamten.
Auch rasante Fahrten als Folge einer Polizeikontrolle kommen immer wieder vor: Etwa im niederbayerischen Rotthalmünster (Landkreis Passau), wo sich im April eine 21-Jährige einer Kontrolle entziehen wollte. 35 Kilometer weit flüchtete sie vor mehreren Streifen. Dabei fuhr sie auf der Landstraße zum Teil weit mehr als 200 Stundenkilometer, bevor sie - zunächst - unerkannt entkommen konnte.
Einen „typischen“ Raser gibt es laut Innenministerium übrigens nicht. „Die Täter rekrutieren sich aus verschiedenen Altersklassen quer durch die Bevölkerung.“ Männer sitzen bei den Rennen allerdings deutlich häufiger hinter dem Steuer als Frauen.
Zu den im Freistaat registrierten illegalen Fällen zählen übrigens nicht nur die Fahrten von Auto-, sondern auch von Motorradfahrern. Dabei ist zudem zu berücksichtigen, dass die genannten Zahlen aus der polizeilichen Vorgangsverwaltung stammen, die als dynamische Datenbank primär der Sachbearbeitung dient und nur bedingt für statistische Auswertungen geeignet ist.
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