Er war Entdecker und Weltenbummler - und ist ganz schön weit herumgekommen. Deshalb hat Mercedes keinen Geringeren als Marco Polo zum Taufpaten für seinen Camping-Van gemacht. Denn während der Vito vor allem Handel, Handwerk und Gewerbe bewegt und die V-Klasse Familien und Hotelgäste mobil hält, gibt der Marco Polo als Freizeit- und Reisemobil den vornehmen Rumtreiber auf Rädern.
Und so, wie jedes gute Hotel bisweilen eine Renovierung braucht, haben die Schwaben jetzt auch die Ferienwohnung auf Rädern aufgemöbelt. Frisch überarbeitet steht der Marco Polo in diesem Sommer zu Preisen ab 69.050 Euro im Handel.
Dafür gibt es einen unter anderem um neue Tagfahrleuchten und mehr Chrom am Grill ergänzten Van von 3,20 Metern Radstand und 5,14 Metern Länge. Und der spielt seine Stärken vor allem im Stand aus.
Denn so gut die V-Klasse mit ihren Vierzylinder-Diesel-Motoren vom 220 d mit 120 kW/163 PS bis zum 174 kW/237 PS starken 300 d auch fährt:
Sondern: Die große Stunde schlägt auf den Stellplatz, wo der Marco Polo zum Smartphone auf Rädern wird.
Wo andere mühsam mit Keilen das Niveau regulieren und für einen ebenen Stand sorgen müssen, genügt hier im modernisierten Cockpit mit den großen Bildschirmen ein Tastendruck und schon gleicht die Luftfederung Unebenheiten von bis zu 12 Zentimetern aus.
Und statt mühsam die Bude herzurichten, zieht der Marco-Polo-Kunde die Klappstühle unter der Pritsche in Fond hervor, lässt sich an den Tisch fallen und steuert den Haus- und Ausbau von der Smartphone-App aus: Mit der lässt man nämlich nicht nur das Klappdach nach oben surren, sondern wirft auch den Kühlschrank an, steuert Musik, Klima, Standheizung und Ambiente-Beleuchtung, kontrolliert den Füllstand bei Frisch- und Abwasser.
Nur kochen und spülen muss man noch selbst - und vorher natürlich die Möbel rücken. Schließlich lässt sich mit den drehbaren Vordersitzen, der verschiebbaren Rückbank und dem Klapptisch hinter der großen Schiebetüre eine bequeme Sitzecke herrichten, falls es unter dem Vordach zum Abendessen zu kalt ist.
Wenn sich der Tag dem Ende zuneigt, muss man noch mal umbauen - oder man steigt dem Marco Polo einfach aufs Dach. Das ist zwar ein bisschen Kletterei, doch liegt man oben auf einem richtigen Rost und einer weichen Matratze besser als unten auf den Sitzen - selbst wenn es auch für die eine gepolsterte Auflage gibt und man ein bisschen Mühe hat beim Einschlafen. Denn während man das Klima, das Licht und auch die Gute-Nacht-Geschichte wieder mit der App steuern kann, muss man die Vorhänge noch von Hand einsetzen.
Und das kostet zumindest vorn und an der Seite schnell mal einen Fingernagel, so friemelig sind die Sicht- und Lichtblenden. Dann allerdings steht der Nachtruhe nichts mehr im Wege.
Und das Einzige, was einen morgens aus dem Bett treibt, ist nicht die Außendusche oder das kleine Waschkabinett im Einbauschrank, sondern die Lust auf einen Kaffee, der unten in der Miniküche schon auf der Gasflamme köchelt - und die Sehnsucht nach neuen Entdeckungen.
Denn so heimelig es einen im Marco Polo werden kann, ist der Van ein Auto für Rumtreiber, die ständig auf Achse sind. Sonst könnte man ja auch ein richtiges Wohnmobil kaufen oder gleich einen Wohnwagen an ein T-Modell der E-Klasse hängen.
Seit man keinen Wohnmobil-Urlaub mehr macht, sondern dem Van-Life huldigt, erleben Autos wie der Marco Polo einen Boom und sind plötzlich auch diesseits der Pensionsgrenze hip. Und auch wenn es zu viert anders als in der normalen V-Klasse vor allem beim Schlafen schnell ein wenig kuschelig wird, sind Pärchen jeden alters gut bedient mit dem Marco Polo.
Deshalb hat Mercedes geschickt auf den Trend reagiert und den selbstfahrenden Wohnwagen gar vollends zum Glamping-Mobil für die Generation Smartphone gemacht.
Doch die Sache hat einen Haken: Auch wenn diese mobile Herberge nur einen Stern trägt, hat das Vergnügen allerdings einen Fünf-Sterne-Preis. Aber wenn’s um den Urlaub geht, sitzt das Geld ja bekanntlich etwas lockerer.
Datenblatt: Mercedes V 300 d Marco Polo AWD
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