Mit dem EX90 drängt Volvo in die elektrische Oberliga | FLZ.de | Stage

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Veröffentlicht am 10.09.2024 00:07

Mit dem EX90 drängt Volvo in die elektrische Oberliga

Modern und kühl gezeichnet: Der Volvo EX90 hat eine cleane Ausstrahlung. (Foto: Volvo/dpa-tmn)
Modern und kühl gezeichnet: Der Volvo EX90 hat eine cleane Ausstrahlung. (Foto: Volvo/dpa-tmn)
Modern und kühl gezeichnet: Der Volvo EX90 hat eine cleane Ausstrahlung. (Foto: Volvo/dpa-tmn)

Volvo lockt die elektrische Elite in den Norden und leistet sich ein neues Flaggschiff: Im Herbst bringen die Schweden mit chinesischem Geld und amerikanischer Arbeitskraft für Preise ab 83.700 Euro den EX90 an dem Start und wollen so endlich mitmischen im Segment der großen SUV unter Strom. Schließlich haben sie mit Autos wie dem EX30 und dem XC40 bislang nur das Einsteigsegment elektrisiert.

Eine neue Größe an der Ladesäule 

Dafür gibt es einen nordisch-kühlen Koloss von 5,04 Metern, der bei 2,99 Metern Radstand zumindest die Option auf eine dritte Sitzreihe bietet. Das ist selbst in diesem Segment eine Seltenheit. Wer die nicht braucht, hat statt mageren 324 Litern dann schon 669 Liter Kofferraum hinter der verschiebbaren Rückbank, der auf knapp 2.000 Liter erweitert werden kann - und da sind weder der Frunk mit seinen 49 Litern vorn im Bug mitgerechnet noch die praktischen Ablagen in der riesigen Mittelkonsole, die so groß sind, dass Volvo sogar einen klappbaren Zwischenboden eingezogen hat.

Tücken bei der Bedienung

So praktisch der EX90 auftritt, so problematisch ist zuweilen seine Bedienung. Zwar sieht das alles nobel, nüchtern und aufgeräumt aus im Armaturenbrett und erinnert nicht an Spielekonsolen wie bei manchen Konkurrenten. Und zumindest die Stoffbezüge mit Wolle von glücklichen Schafen und die Konsolen in den Türen fühlen sich gut an, während manche Kunststoffe für diese Preisklasse arg hart und dünn wirken.

Aber dass man zum Öffnen des Handschuhfachs oder zum Einstellen der Spiegel den Touchscreen braucht, ist zumindest gewöhnungsbedürftig. Und wenn es für den Besitzer nur noch das Smartphone oder die NFC-Karte anstelle des Zündschlüssels gibt, dann fehlt ihm buchstäblich ein Schlüsselerlebnis.

Elektrische Entschleunigung mit viel Fahrspaß

Was einem dagegen nicht fehlt, sind die Verbrenner. Denn beim elektrischen Antrieb wird nicht gekleckert, sondern geklotzt. Schon das Basismodell mit Heckantrieb leistet 205 kW/279 PS und sollte bei 490 Nm dem 2,5-Tonner keine Mühe machen. Und wer mit zwei Motoren mit 300 kW/408 PS oder gar 389 kW/517 PS fährt, der wähnt sich in einem aufgebockten Sportwagen.

Beim Topmodell gehen schließlich 910 Nm zu Werke und katapultieren den Koloss in 4,9 Sekunden auf Tempo 100. Nur dass bei 180 km/h schon wieder Schluss ist, ist eine Marotte der Schweden, die sie zumindest in Deutschland einiges Kopfschütteln kostet.

Genauso übrigens wie die Assistenzsysteme. Klar freut sich jeder über Sicherheit. Und dass der EX90 alles mitbringt fürs autonome Fahren, ist auch kein Schaden. Aber bisweilen sind die Aufpasser so vorlaut und vorsichtig, dass sie den Spaß mit ihren ständigen Warnungen gehörig trüben können.

Langer Atem dank großer Akkus

Dabei könnte der so lange dauern. Denn schon das Basismodell fährt mit einem Akku von 104 kWh und kommt auf eine Normreichweite von 580 Kilometern. Wer zwei Motoren bestellt, kann von sogar 111 kWh profitieren und theoretisch zwischen 570 und 614 Kilometern weit kommen.

Geladen wird am Gleichstrom mit 235 oder 250 kW und am Wechselstrom erst einmal nur mit 11 kW. Den 22-kW-Lader gibt es nur gegen Aufpreis. Das ist zwar ein wenig knickerig, aber dafür macht Volvo den EX90 fit für das bidirektionale Laden. Anders als die meisten Konkurrenten kann er so zum Beispiel als Stromspeicher für die heimische Solaranlage eingesetzt werden.

Bei aller Vorsicht sehr vergnüglich

Aller Vorsicht zum Trotz ist der Volvo übrigens ein sehr vergnügliches Auto. Die Luftfederung ist im Normalbetrieb weich und komfortabel, versteift sich aber im Sportmodus spürbar, und mit variabler Kraftverteilung und präziser Lenkung fühlt sich der große Schwede kleiner an, als er tatsächlich ist, und geht überraschend flott um die Kurven.

Auf die ruhige Tour

Was beim Fahren mit dem EX90 noch auffällt, ist die himmlische Ruhe beim Reisen. Die ist zwar vielen Elektroautos zu eigen, doch kaum irgendwo so ausgeprägt wie beim großen Schweden. Dazu passt auch das Design, das zwar markant ist, aber leise und zurückhaltend. Raumschiffanleihen sucht man da genauso vergebens wie andere Effekthaschereien etwa mit Licht.

Fazit: Eine neue Alternative

Groß und gemütlich, antrittsstark und ausdauernd, als einer der wenigen mit drei Sitzreihen im Angebot und obendrein auch noch gut anzusehen – damit hat Volvo gute Chancen gegen deutsche Konkurrenten wie den Audi e-tron, den BMW iX und das SUV des Mercedes EQS. Genau wie gegen das Schwestermodell Polestar 3 und die vielen chinesischen Newcomer. 

Doch so ganz trauen die Schweden dem Braten offenbar nicht, nicht zuletzt wegen der wie bei allen E-Autos hohen Preise. Deshalb stellen sie den Vorgänger XC90 nicht ein, sondern frischen ihn sogar noch einmal auf und fahren künftig mit einer Doppelspitze. Datenblatt: Volvo EX90 TwinMotor Performance

 

 

 

 

© dpa-infocom, dpa:240909-930-227887/1


Von dpa
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