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Veröffentlicht am 19.10.2025 02:35, aktualisiert am 19.10.2025 02:50

„No Kings“: Wieder Massenproteste gegen Trump in den USA

In New York nahmen laut Polizei mehr als 100.000 Menschen an Protesten teil. (Foto: Olga Fedorova/AP/dpa)
In New York nahmen laut Polizei mehr als 100.000 Menschen an Protesten teil. (Foto: Olga Fedorova/AP/dpa)
In New York nahmen laut Polizei mehr als 100.000 Menschen an Protesten teil. (Foto: Olga Fedorova/AP/dpa)

Von New York bis Texas: In den USA hat es erneut Massenproteste gegen Präsident Donald Trump und dessen Politik gegeben. Unter dem Motto „No Kings“ - zu Deutsch: „Keine Könige“ - fanden im ganzen Land Demonstrationen statt. Die Organisatoren sprachen am Samstagabend (Ortszeit) von fast sieben Millionen Teilnehmern in mehr als 2.700 Städten und Ortschaften - rund zwei Millionen mehr als beim jüngsten Massenprotest im Juni. Die Bewegung wirft Trump autoritäres Handeln vor. „Der Präsident glaubt, seine Macht sei absolut“, heißt es auf ihrer Website. „Aber in Amerika haben wir keine Könige.“ 

Nach Medienberichten verliefen die Proteste bis zum Abend friedlich. Der Sender CNN meldete einen Vorfall im Bundesstaat South Carolina, bei dem eine Frau mit gezogener Waffe an einem Protest vorbeigefahren sein soll; sie wurde demnach festgenommen. 

Trump selbst sagte dem Sender Fox News: „Sie bezeichnen mich als König. Ich bin kein König.“ Er hat Demonstrierenden wiederholt vorgeworfen, gewaltbereit zu sein. In den vergangenen Wochen gab es immer wieder Proteste, insbesondere gegen seine Migrationspolitik. Teils kam es auch zu Zusammenstößen. Gegner werfen dem republikanischen Präsidenten vor, gezielt Eskalation zu befeuern und den Einsatz des Militärs gegen Andersdenkende normalisieren zu wollen. Mehrere demokratisch regierte Städte und Bundesstaaten gehen juristisch gegen die Entsendung der Nationalgarde in ihre Gemeinden vor.

Seit Trumps Amtsantritt im Januar haben die Proteste deutlich zugenommen. Verschiedene Gruppen scheinen sich inzwischen auch zunehmend untereinander zu organisieren: Etliche Initiativen vereinen sich unter dem Dach von „No Kings“. Gleichzeitig gilt es als Herausforderung, die Vielzahl unterschiedlicher Anliegen zu bündeln.

New York

In New York City gab es an mehreren Orten Proteste; laut Polizei nahmen insgesamt mehr als 100.000 Menschen friedlich teil. Eine Protest-Ordnerin am Times Square sagte, die Menge habe die Straße gen Süden bis zum Union Square gefüllt - also über mehrere Kilometer. 

Teilnehmer äußerten Sorge um den Zustand der US-Demokratie. „Wir sind am Kipppunkt zum Faschismus“, sagte etwa eine junge Frau namens Meg. Die 93-jährige Stephanie erklärte, sie habe schon gegen den Vietnamkrieg protestiert und viele Präsidenten erlebt, „aber dieser ist so schlimm, dass wir etwas tun müssen“. Der Künstler Michael sagte, die Mächtigen in den USA - weiße Männer - brächten absichtlich Menschen unterschiedlicher Herkunft, Hautfarbe und Sexualität gegeneinander auf, um ihre eigene politische Macht zu erhalten.

Auffällig waren in New York wie anderswo bunte, aufblasbare Kostüme. „Ich will das Narrativ widerlegen, dass wir gefährlich oder gewalttätig sind“, sagte Michelle, die als Hase verkleidet war. „Wir verteidigen unser Land mit Freude.“

Pennsylvania

In Pittsburgh im Bundesstaat Pennsylvania versammelten sich Tausende Menschen im Stadtzentrum. Teilnehmende stimmten das Lied „Won’t You Be My Neighbor?“ von Fred Rogers an - bekannt aus einer Kindersendung, die in Pittsburgh produziert wurde und Generationen prägte. Mit der Geste wollten sie ein Zeichen für Zusammenhalt und Gemeinschaft und gegen Angst und Gewalt setzen - besonders im Hinblick auf die Rechte von Migranten, hieß es. Über der Menge wehten US-Flaggen, viele der Demonstrierenden waren als „Könige“ verkleidet, während die Veranstalter erklärten: „Nichts ist patriotischer als friedfertiger Dissens.“

Im Mittelpunkt standen in Pittsburgh zwei Themen: eine im September gescheiterte Initiative zur Verschärfung der Waffengesetze sowie die bevorstehende Kommunalwahl Anfang November. „Proteste allein reichen nicht - jetzt müssen Taten folgen: Wählen muss man“, sagte eine Teilnehmerin. Eine andere ergänzte: „Viele werden es hoffentlich begreifen, wenn sie es durch die steigenden Gesundheitskosten im eigenen Geldbeutel spüren.“ Während die Stadt selbst als demokratische Hochburg gilt, sind viele umliegende Bezirke fest in republikanischer Hand.

Washington und Maryland

In der US-Hauptstadt Washington, wo Tausende auf die Straße gingen, sind viele Bundesbedienstete wegen des teilweisen Regierungsstillstands derzeit im Zwangsurlaub oder wurden schon zuvor im Zuge von Kürzungen entlassen. Der Sender CNN zitierte einen Demonstranten mit den Worten, er arbeite seit 20 Jahren im öffentlichen Dienst - und die Trump-Regierung sei im Begriff, diesen zu zerstören.

Auch im wohlhabenden Umland der Hauptstadt versammelten sich zahlreiche Demonstrierende. In Bethesda im Bundesstaat Maryland standen sie mit Schildern, Wimpeln und Postern entlang der Connecticut Avenue. Autofahrer hupten zustimmend. Eine Frau in einem Hahnenkostüm hielt ein Schild mit der Aufschrift „Wir brauchen keine royalen Dekrete“ - wohl als Anspielung auf die zahlreichen Anordnungen, mit denen Trump seine Politik durchsetzen will.

Massachusetts 

In Boston im Bundesstaat Massachusetts kamen zahlreiche Menschen im zentral gelegenen Boston Common Park zusammen. Auf Plakaten war zu lesen: „Nein zur Autokratie, ja zur Demokratie“ oder „Hände weg von unseren Nachbarn“. Von einer Bühne rief jemand, „Wehre dich - No Kings“, worauf die Menge im Chor „No Kings“ zurückrief.

Kalifornien

An einer großen Straßenkreuzung in der kalifornischen Kleinstadt Truckee war der Protest mehrerer Tausend Menschen bunt, friedlich - und wurde von lautem Hupen begleitet. Demonstrantin Glenna sagte über Trump, sie sei es leid, von ihm beschimpft zu werden: „Er entmenschlicht und stempelt uns als unamerikanisch ab“, fügte sie hinzu. „Wir müssen Migranten schützen.“ Ohne sie würde in einem Touristengebiet wie dem wenige Kilometer südlich gelegenen Lake Tahoe nichts funktionieren. 

Florida und Texas

In Sarasota im Bundesstaat Florida war Jackie eine von zahlreichen Demonstrierenden. Die 33-Jährige nahm mit ihren beiden kleinen Kindern teil, beschrieb die Atmosphäre am Telefon als „sehr positiv“. Sie wolle ihrer Tochter und ihrem Sohn beibringen, dass Proteste „ein normaler Teil des amerikanischen Lebens“ seien. Sie trete unter anderem für den Schutz der öffentlichen Gesundheit ein, sagte sie - sie arbeite in diesem Bereich und sehe mit Sorge, dass in ihrem Bundesstaat die Impfpflicht an Schulen abgeschafft werde. 

In El Paso im Bundesstaat Texas versammelten sich laut Lokalmedien ebenfalls Hunderte Menschen. Auf einem Schild war über Trump zu lesen: „Der arme alte, verrückte König versteht nicht: Demokratie, Rechtsstaat und Gewaltenteilung.“

© dpa-infocom, dpa:251019-930-178891/3


Von dpa
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