Siemens trotzt der schwachen Konjunktur und Schwierigkeiten in seinem Automatisierungsgeschäft mit einem Rekordgewinn. Für das abgelaufene Geschäftsjahr meldet der Konzern 9 Milliarden Euro Gewinn nach Steuern. Den Rekord verdankt der Konzern aber auch einem Buchgewinn von einer halben Milliarde durch die Übertragung von Anteilen an seiner Ex-Tochter Siemens Energy an den eigenen Pensionsfonds. Beim Umsatz kommen die Münchner dagegen nur langsam voran. Und in der schwächelnden Automatisierung sollen Jobs abgebaut werden. An der Börse steigt die Aktie auf ein Allzeithoch.
Siemens profitiere „von der anhaltend großen Nachfrage bei der Elektrifizierung, Mobilität und unseren industriellen Software-Angeboten“, sagte Konzernchef Roland Busch. Das Automatisierungsgeschäft bleibe dagegen „herausfordernd“ und sei von erheblichem Gegenwind betroffen. Hier kündigte Busch einen Jobabbau an, von dem weltweit eine niedrige bis mittlere vierstellige Zahl an Personen betroffen sein wird.
Viele davon sollen allerdings durch Umschulungen oder Verlagerungen auf eine der 8000 offenen Stellen im Konzern aufgefangen werden. Weitere Details - auch dazu, ob Deutschland betroffen sein wird - nannte Busch noch nicht. Man spreche hier aber nicht von einem großen Programm, betonte er.
Den größten Beitrag zum Ergebnis lieferte dieses Jahr die Sparte Smart Infrastructure, die unter anderem Gebäudetechnik herstellt und deutlich zulegen konnte. Damit überholte sie den bisherigen Musterschüler Digital Industries mit dem schwächelnden Geschäft für Fabrikautomatisierung. Digital Industries leidet seit einiger Zeit unter anderem an hohen Lagerbeständen bei Kunden und Händlern. Dort sanken Umsatz und Ergebnis deutlich. Auch der Auftragsbestand schrumpft, und Finanzchef Ralf Thomas erwartet eine Besserung erst in der zweiten Hälfte des neuen Geschäftsjahres.
Insgesamt konnte Siemens den Umsatz im Geschäftsjahr 2024 nur um 1 Prozent auf 75,9 Milliarden Euro steigern. Der Auftragseingang sank sogar um 6 Prozent auf 84,1 Milliarden.
Im neuen Geschäftsjahr erwartet Siemens dennoch ein mäßiges Umsatzwachstum von 3 bis 7 Prozent auf vergleichbarer Basis. Der Gewinn soll sich - ohne Sondereffekte - auf ähnlicher Basis wie 2024 abspielen. Zählt man Sondereffekte mit, hat Siemens die ersten 2 Milliarden Euro schon in der Tasche. Der jüngst abgeschlossene Verkauf des Elektromotorenherstellers Innomotics sorgt für einen vorläufigen Gewinn in dieser Höhe, der im laufenden neuen Geschäftsjahr zu Buche schlagen wird.
Beim Erreichen der Ziele soll Siemens unter anderem ein Programm namens One Tech Company helfen, mit dem Siemens unter anderem seine Einheiten stärker zusammenbringen will. Dabei handle es sich nicht um ein Sparprogramm, betonte Busch. Ein Beispiel sei die Schaffung eines Teams zur Entwicklung von Basistechnologien für die einzelnen Einheiten. Dies solle Doppelarbeit vermeiden. Ein anderer Ansatz ist die Integration von Künstlicher Intelligenz in alle Angebote.
Siemens-Aktionäre können sich doppelt freuen. Einerseits kündigte Busch an, die Dividende um 50 Cent auf 5,20 Euro anheben zu wollen. Andererseits legte die Aktie der Münchner am Donnerstagvormittag kräftig zu und erreichte ein neues Allzeithoch.
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