Scorsese: Der Mann, der die Straße auf die Leinwand bringt | FLZ.de | Stage

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Veröffentlicht am 20.02.2024 05:10

Scorsese: Der Mann, der die Straße auf die Leinwand bringt

Regisseur Martin Scorsese auf der Berlinale. (Foto: Britta Pedersen/dpa)
Regisseur Martin Scorsese auf der Berlinale. (Foto: Britta Pedersen/dpa)
Regisseur Martin Scorsese auf der Berlinale. (Foto: Britta Pedersen/dpa)

Er ist einer der einflussreichsten Filmemacher: Seit den 1970er Jahren gilt Martin Scorsese als Ikone des zeitgenössischen Hollywood-Kinos. Bei der Berlinale wird der 81-Jährige mit dem Goldenen Ehrenbären für sein Lebenswerk ausgezeichnet. „Zahlreiche seiner Werke haben Filmgeschichte geschrieben, die Vielseitigkeit seines Schaffens ist einzigartig“, beschreiben es die Internationalen Filmfestspiele.

„Deine Aufgabe ist es, das Publikum für deine Obsessionen zu begeistern“, wurde Martin Scorsese einmal zitiert. Für eine dieser Obsessionen kann er Publikum und Kritiker immer wieder faszinieren: die Machenschaften der Mafia, ihre Gangster und die Gesetze der Straße, die der schmächtige New Yorker in vielen seiner Streifen schonungslos skizzierte. Scorseses Hang zum Mafia-Genre ist kaum zu übersehen. Doch woher rühren die außergewöhnlichen Porträts dieses Milieus?

Kindheit unter Mafiosi

1942 wurde Martin Scorsese als Sohn sizilianischer Arbeiter in New York geboren. Seine Kindheit verbrachte der kleine Junge im Viertel „Little Italy“ - eine damals von mafiösen Strukturen und Straßenkriminalität geprägte Nachbarschaft. „Martin Scorseses Milieu-Erfahrungen verdanken sich seine besten Werke“, schreibt die Neue Zürcher Zeitung viele Filme und Jahre später, „die Straßen von New York waren es, denen Martin Scorsese seine besten Stoffe abrang“. 

„Hexenkessel“, eine harte Milieustudie über das Leben in den Straßen von New York, brachte ihm 1973 erstmals das Lob vieler Kritiker ein. In den folgenden Jahren flimmerten viele dieser Streifen über die Leinwand, die Leidenschaft Scorseses für das Mafia-Genre wurde mit „Good Fellas“, „Casino“ oder auch „The Irishman“ besiegelt. Seine Erfahrungen und Beobachtungen aus der Kindheit zeigen sich in seiner Filmografie unentwegt.

Faszination für Macht

An der organisierten Kriminalität interessiert den Filmschaffenden vor allem eines: die Frage nach der Macht. „Wie Menschen mit Macht umgehen, wie sie Macht erlangen, wie sie Macht verlieren, wie sie kämpfen, um ihre Macht zu erhalten“, sagt Scorsese dem Magazin der „Süddeutschen Zeitung“. „Die Frage, die mich interessiert, ist immer: Wer macht das Gesetz? Wer ist das Gesetz?“ Macht zeige sich in vielen Institutionen: Staat, Kirche, Dynastien oder Regierungen. Es gebe jedoch nicht nur die Gesetze des Staates, sondern auch die der Straße. 

Eigentlich wollte Scorsese Priester werden, selbst dem Gangster-Milieu zu verfallen, war für den gläubigen Katholiken nie eine Option. Stattdessen verfrachtete er seine Geschichten im Regiesessel von der Straße auf den Bildschirm - und wurde mit Verbündeten wie Schauspieler Robert De Niro oder Kameramann Michael Ballhaus zur Hollywood-Legende.

An diesem Dienstag (20. Februar) wird Martin Scorsese bei der Berlinale geehrt. „Für jeden, der Film als die Kunst betrachtet, eine Geschichte so zu gestalten, dass sie sowohl ganz persönlich als auch universell ist, ist Martin Scorsese ein unübertroffenes Vorbild“, begründet das Berlinale-Leitungsduo Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian die Entscheidung. Scorseses Blick auf die Geschichte und die Menschheit habe geholfen, „zu verstehen und zu hinterfragen, wer wir sind, woher wir kommen“. 

© dpa-infocom, dpa:240220-99-51973/6


Von dpa
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