Wenn Eltern oder Großeltern denken, dass der kleine Zwerg ja normale Worte noch gar nicht richtig verstehen kann, verfallen sie oftmals ganz unbewusst in eine alberne Sprache. Unter dem Motto: Das „Heiteitei“ wird das kleine Kind ja schon verstehen.
Und wenn aus dem Baby erstmals ein stolzes „tato“ für den Traktor herausplatzt, wird in der Familie die neue Wortschöpfung schon mal übernommen. Ist ja so putzig.
Aber ist das auch förderlich für das Kind? „Wenn es sich um eine gewisse Übergangszeit handelt, ist Babysprache kein Problem“, sagt Dana Mundt, Sozialpädagogin von der Onlineberatung der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung (bke) im Interview.
Dana Mundt: Mit dem Baby liebevoll zu schmusen, zu brabbeln und eine höhere Tonlage anzuschlagen, ist bei den meisten Eltern intuitiv. Sie reagieren damit auf die Signale des Babys. Für das Baby sind diese „da-da“ oder langgestreckten „naaaaaaa“ wie Streicheleinheiten mit Worten und es lächelt oder verzieht die Mundwinkel.
In der Regel ahmen die Eltern die ersten Laute der Babys nach - und das ist genau richtig. Gleichzeitig sprechen sie mit ihnen ganz normal: „Na, was ist denn los? Hast Du Hunger oder ist dir die Windel zu voll? Oder was stört Dich gerade?“ Das Spiegeln oder sozusagen Wiedergeben der ersten Laute und das Warten auf Antwort vom Baby ist schon wie ein erstes Gespräch.
Irgendwann kommen dann die ersten richtigen Worte, auf die die Kinder und auch die Eltern meist stolz wie Bolle sind. Die ersten Ein-Wort-Sätze wie „Mama“, „Papa“, „Oma“ sind ein Meilenstein. Und nach den Wörtern folgt der nächste mit den Zwei-Wort-Sätzen.
Dabei hat jedes Kind sein eigenes Tempo und sollte nicht verglichen werden mit Geschwister- oder anderen Kindern. Ein Kind ist motorisch weiter, das andere spricht sehr schnell und ein drittes beobachtet und lässt sich viel Zeit.
Dana Mundt: Sprache und das Erlernen der Sprache sollte Spaß machen. Deshalb sollten Eltern weniger korrigieren nach dem Motto: „Das heißt nicht Schmetterfing, sondern Schmetterling“. Stattdessen ist es besser, noch mal korrekt nachzusprechen, was sie verstanden haben „Ahh, ich sehe auch den Schmetterling“.
Es ist auch toll, mit der Sprache zu spielen, etwa mit Wortspielen, Reimen oder Abzählversen. Das kann im Beikostalter losgehen mit Tischsprüchen wie „Piep piep piep, recht guten Appetit“ bis hin zu Zahnputzliedern ab dem ersten Zähnchen.
Hilfreich ist es, Alltagsrituale sprachlich zu begleiten, etwa beim Windelwechseln: „Na, komm mal her. Wir wechseln dir jetzt mal die Windel. Schau mal hier...“ So weiß das Baby auch gleich, was als nächstes passiert.
Dana Mundt: In gemeinsamen Rollenspielen kann man gern mal mit in eine Rolle schlüpfen und auch mal Babysprache nutzen, wenn man das Baby mimt. Aber ansonsten bitte „normal“ kindgerecht reden. Das ist und bleibt für die kindliche sprachliche Entwicklung das Allerbeste.
Dabei sollte man beim Miteinandersprechen auf den direkten Blickkontakt achten, statt vielleicht währenddessen nur aufs Handy zu blicken. Das ist auch für eine deutliche Aussprache sehr wichtig.
Eine gute Möglichkeit ist es, in einfacher kindgerechter Sprache gemeinsam Lieder zu singen. Auch Finger- und Handpuppen-Theaterspiele oder Rollenspiele am Kaufmannsladen regen die Sprachentwicklung an. So begreifen Kinder die Welt. Nicht zu vergessen ist das gemeinsame Anschauen und Lesen von Bilderbüchern. Auch Geschichten erzählen regt die Kreativität und die Vorstellungskraft an.
Mein Fazit: Mal Babysprache zu nutzen, ist also nicht schlimm. Jedoch lernt man Sprechen am besten durch die richtige Sprache. Und als Eltern möchte man später ja auch nicht, dass die Kinder im Kindergarten ausgelacht werden, wenn sie dann noch „Gagag“ oder „Wauwau“ sagen.
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