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Veröffentlicht am 15.10.2024 05:32, aktualisiert am 15.10.2024 12:35

Triple zum Titel oder „Worst-Case-Szenario“ für Verstappen

Es werden die Wochen der Wahrheit für Max Verstappen und Red Bull. (Foto: Vincent Thian/AP/dpa)
Es werden die Wochen der Wahrheit für Max Verstappen und Red Bull. (Foto: Vincent Thian/AP/dpa)
Es werden die Wochen der Wahrheit für Max Verstappen und Red Bull. (Foto: Vincent Thian/AP/dpa)

Ende gut, alles gut? Oder kommt der große Knall erst noch bei Red Bull? Klar ist: Nach dem Renntriple in Texas, Mexiko-Stadt und São Paulo wird die Formel-1-Welt ein bisschen schlauer sein. Max Verstappen kann theoretisch am 3. November in Brasilien, wo schon so viele Weltmeisterschaften entschieden wurden, seinen vierten Triumph nacheinander perfekt machen. Der mittlerweile 27 Jahre alte Niederländer würde mit seinem Red-Bull-Vorvorgänger Sebastian Vettel nach Titeln gleichziehen und in die Top-Fünf der erfolgreichsten Piloten in der Geschichte der Motorsport-Königsklasse aufsteigen.

Glock: Niederlage im WM-Kampf würde aufs Gemüt schlagen

Doch was passiert, wenn die Upgrades für den seit Monaten schwächelnden Dienstwagen Verstappen doch nicht zurück auf die Siegerstraße bringen? Was passiert mit dem bis dato 61-maligen Grand-Prix-Gewinner, der zuletzt am 23. Juni in Spanien als Sieger feiern durfte, wenn Red Bull es nicht hinbekommt und am Ende Herausforderer Lando Norris im so starken McLaren seinen Premieren-Titel bejubeln kann? 

„Es würde natürlich aufs Gemüt schlagen, wenn man so einen Vorsprung hatte und dann hinten raus verliert“, sagt der ehemalige Formel-1-Pilot Timo Glock der Deutschen Presse-Agentur und kommt zu dem Schluss: „Ein unzufriedener Max Verstappen wäre das Worst-Case-Szenario für Red Bull, dann würde er sich auch sicher für die Zukunft umschauen.“

Vielleicht ist die Social-Media-Abteilung von Red Bull Racing auch deshalb so bemüht, vor den Wochen der Wahrheit Harmonie und Teamgeist zu vermitteln. Da gibt es eine Fotostrecke von Verstappen mit seinem Dauer-kriselnden mexikanischen Stallkollegen Sergio Pérez, kurzerhand die „Chestappens“ genannt. Oder Sänger Ed Sheeran mit Verstappen oder Teamchef Christian Horner. Oder auch Verstappen beim American-Football-Training oder noch mal Verstappen und Pérez, wie sie „in perfekter Harmonie“ auf Schlitten mit Rädern und Lenkrad durch die Gegend sausen. 

Das ist die wunderbare PR-Welt. Die Realität bei Red Bull sieht so aus: Star-Designer Adrian Newey wird zu Aston Martin wechseln, Sportdirektor Jonathan Wheatley wird gehen und 2026 Teamchef des designierten Audi-Rennstalls. Und sie sind nicht die einzigen Abgänge: Seit 2021 haben fünf Schlüsselfiguren das Team verlassen. Hinzu kam in diesem Jahr zu Beginn der Zoff um Teamchef Horner um angeblich unangemessenes Verhalten einer Mitarbeiterin gegenüber. Zur Ruhe kam das Team in dieser Saison praktisch nie. 

Als es nach sieben Verstappen-Siegen im ersten Saisondrittel auch noch sportlich bergab ging, verschärfte sich die Situation. Wenigstens freuen sich die Veranstalter in Austin, die seit dem Ende der Dominanz wieder steigende Ticketverkäufe vermelden.

„Austin als letzte Chance im Titelkampf?“, fragte aber bereits das Fachmagazin „Auto, Motor und Sport“. Sechs Grand-Prix-Wochenenden stehen insgesamt noch aus, dabei gibt es auch zusätzlich drei Sprint-Entscheidungen. Jede Menge Punkte also, die Verfolger Norris holen kann. In Austin sind es maximal 34. 

Norris' derzeitiger Rückstand: 52 Zähler. „Die nächsten drei Rennen sind definitiv entscheidend, in welche Richtung die WM gehen wird, speziell für Max Verstappen“, prophezeite Glock: „Sie werden aber auch ein bisschen entscheidend sein für die Zukunft.“

Das wissen sie nur zu gut auch bei Red Bull. „Wenn er im Auto sitzt, will er gewinnen. Aber das Umfeld muss passen“, bekräftigte Motorsportberater Helmut Marko mehrfach schon. „Wenn ihm das Ganze nicht mehr passt, kann man von ihm erwarten, dass er von heute auf morgen sagt: Das war's!“ Die Posse um eine Strafe für unflätige Formulierung konnte Verstappens Laune auch nicht aufhellen.

Verstappens Vertrag bei Red Bull ist bis einschließlich 2028 gültig. Das muss aber (gar) nichts heißen. „Die meisten Top-Piloten haben Ausstiegsklauseln, die performancebezogen sind. Max hat sowas auch“, sagte Marko in einem Interview bei RTL/ntv und sport.de. Verstappen wolle dort fahren, wo er die größten Erfolgschancen habe. Das wiederum wissen sie auch bei Mercedes. 

Nach zwei Jahren des Schwächelns ist der Silberpfeil wieder auf dem Weg der Besserung und durchaus auch siegfähig. Dass dort Youngster Kimi Antonelli als Nachfolger für Rekordweltmeister Lewis Hamilton für die kommende Saison neben George Russell klar ist, muss auch nicht viel heißen. Spätestens für 2026 dürfte Toto Wolff nach den Immer-Wieder-Flirts mit Verstappen in diesem Jahr die Avancen wieder verstärken. 

Wie war es bei Vettel und Red Bull nach den Erfolgsjahren?

Vettel fuhr nach seinen vier Titeln im Red Bull 2010, 2011, 2012 und 2013 noch ein Jahr für das Team, eher schlecht als recht. Es war eine der wenigen Saisons, in denen der gebürtige Heppenheimer nicht ein Rennen gewann, seinem damaligen Teamkollegen Daniel Ricciardo (drei Siege) fuhr Vettel hinterher. Allzu überschwänglich herzlich fiel der Abschied danach von den Red-Bull-Bossen nicht aus, als der Deutsche bei Ferrari anheuerte.

Anderthalb Jahre später stieg Verstappen - wie einst Vettel - vom damaligen Team Toro Rosso zu Red Bull auf. Dass die Bosse derzeit bei Toro-Rosso-Nachfolger Racing Bulls in der Saison Ricciardo durch den möglichen neuen Hoffnungsträger Liam Lawson ersetzen, kommt nicht von ungefähr. Der 22-Jährige aus Neuseeland und der zwei Jahre ältere Yuki Tsunoda sollen zeigen, wer von beiden der Schnellere ist mit der Chance, womöglich 2025 im Red Bull zu fahren. Vorerst sicher anstelle von Pérez. Aber wer, weiß was in den kommenden Wochen noch passiert.

© dpa-infocom, dpa:241015-930-260578/2


Von dpa
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