Die Wettbewerbshüter in Tschechien prüfen die Vergabe eines Milliardenauftrags für den Bau zweier neuer Atomreaktoren nach Südkorea. Man habe eine einstweilige Anordnung erlassen, um die Vertragsunterzeichnung bis zum Abschluss der Untersuchungen zu untersagen, teilte ein Sprecher der Wettbewerbsbehörde UOHS mit Sitz in Brünn (Brno) mit. Das geschieht auf Antrag des französischen Atomkonzerns EDF und der US-amerikanischen Firma Westinghouse, die mit ihren Angeboten unterlegen waren.
Die liberalkonservative Regierung in Prag hatte im Juli den südkoreanischen Konzern KHNP (Korea Hydro & Nuclear Power) als „bevorzugten Lieferanten“ ausgewählt. In Dukovany sollen nach den Plänen zwei neue Meiler errichtet werden. Der AKW-Standort liegt rund 200 Kilometer östlich von Passau und 100 Kilometer nördlich von Wien. Derzeit sind dort vier Druckwasserreaktoren der sowjetischen Bauart WWER-440/213 in Betrieb, die bereits mehr als 35 Jahre alt sind.
Der teilstaatliche AKW-Betreiber CEZ teilte mit, dass man dennoch mit einer Vertragsunterzeichnung bis Ende März 2025 rechne. Man habe vom ersten Augenblick an im Einklang mit allen gültigen Gesetzen gehandelt. Die Regierung hatte sich gegen eine klassische Ausschreibung und für eine direkte Vergabe entscheiden. Grundlage dafür ist eine Ausnahmeregelung, wenn die Sicherheit des Staates betroffen ist.
Die Kosten für das Neubauprojekt liegen nach früheren Angaben pro Reaktor bei umgerechnet rund 7,9 Milliarden Euro. Mit dem Baubeginn wird 2029 gerechnet. Tschechien will bis zum Jahr 2040 den Anteil der Atomkraft am Strommix von derzeit einem Drittel auf mehr als die Hälfte ausbauen. Tschechische, deutsche und österreichische Atomkraftgegner kritisieren die Pläne seit langem als überholt.
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