In den Haushalten hierzulande stehen und hängen immer mehr Fernsehgeräte. Laut dem GfK-Handelspanel legte der Markt 2024 um 3 Prozent auf 4,5 Millionen verkaufte Geräte zu. Fernsehschauen ist und bleibt bei der Freizeitgestaltung ganz vorn mit dabei.
Denn egal, ob sportliches Großereignis, Blockbuster oder Konzert: Der passende Fernseher sorgt im besten Fall für den richtigen Event-Charakter. Was aber kostet ein guter TV-Apparat und auf welche Ausstattung sollte man beim Kauf achten? Hier kommen die wichtigsten Tipps im Überblick:
„OLED verspricht die beste Bildqualität, aber auch Top-LCDs mit Mini-LED-Backlight spielen oben bei der Bildqualität mit“, sagt Herbert Bisges vom Unterhaltungselektronik-Onlinemagazin „Hifi.de“. „Beide Bildschirmtechnologien sind aber teurer als einfache LCD-Fernseher.“
Zum technischen Hintergrund: LCD-Fernseher funktionieren mit einer Hintergrundbeleuchtung, anders die OLED-Geräte: „Bei dieser Technologie wird jeder Bildpunkt einzeln angesteuert“, sagt Jenny Braune von der Stiftung Warentest. Daher brauchen OLED-Fernseher keine Hintergrundbeleuchtung und punkten meist durch ein besseres Kontrastverhältnis und sattere Schwarztöne.
Es kursieren auch noch viele andere LED-Begrifflichkeiten auf dem Markt, die OLED-Technologie suggerieren. „Bei QLED, ULED, LED-TV und so weiter handelt es sich tatsächlich aber durchweg um LCDs mit LED-Beleuchtung“, klärt Herbert Bisges auf. Je nach verwendeten LEDs, der Dimm-Technik und Entspiegelung seien diese Geräte mal besser, mal schlechter.
Bei der Bildauflösung hat sich Ultra-HD (UHD) als Standard durchgesetzt, was 3840 mal 2160 Bildpunkten entspricht. „Geräte ab 40 Zoll verfügen heute allgemein über Ultra-HD, bei kleineren Fernsehern mit einem 32-Zoll-Bild ist Full-HD handelsüblich“, sagt Bisges. Das sind immerhin noch 1920 mal 1080 Bildpunkte.
Es lohnt auch ein Blick auf die Bildwiederholrate, womit die vertikale Bildwechselfrequenz gemeint ist. Je höher, desto besser, sagt Bisges. „Bei OLED-Geräten liegt sie bei 120 Hertz, ansonsten aber oft auch darunter, bei 50 oder 60 Hertz.“
Heutige Ultra-HD-Fernseher haben auch neuere Bildtechnologien wie HDR (High Dynamic Range) an Bord. Damit die höhere Bildqualität von HDR-Material jedoch auch wirklich sichtbar wird, braucht es einen Fernseher, der nicht nur HDR unterstützt, sondern sowohl eine hohe Helligkeit als auch ein tiefes Schwarz liefert.
„OLED- und Mini-LED-Modelle haben hier die Nase vorn“, so Bisges. HDR-Bildinhalte sind jedoch nur mit den entsprechenden Streaming-Abos oder auf 4K-Blu-Ray Discs verfügbar. Inhalte in Dolby Vision oder auch HDR10+ versprechen noch höhere Qualitäten als „normale“ HDR-Bilder.
Das Betriebssystem entscheidet darüber, welche Apps installiert sind, ob und welche neuen Apps hinzugefügt werden können und welche Smart-TV-Anwendungen möglich sind. „Hinter dem Betriebssystem steckt immer auch das Bedienmenü“, sagt Warentesterin Braune. „Es gibt ein paar offene Systeme.“ Aber viele Hersteller hätten ihr eigenes Betriebssystem.
„Bei vielen Systemen muss man sich inzwischen auch mit einem Account registrieren, um beispielsweise weitere Apps zu installieren, teilweise inzwischen auch, um überhaupt die Smartfunktion des Fernsehgerätes nutzen zu können“, sagt Braune. Wichtig sei eine gute Bedienbarkeit. Daher sollte man sich am besten vorher darüber informieren, wie der Fernseher funktioniert, wie das Menü aussieht und welche Einstellungen möglich sind.
Zu den Standardanschlüssen zählen HDMI, ein digital-optischer Ausgang, eine Antennenbuchse und eine Netzwerkbuchse (Ethernet) für den Internetanschluss. In den meisten Fällen wird ein Fernseher heute aber via WLAN ins Netz gebracht. „Ein Triple-Tuner für Kabel, Schüssel und Antenne ist ebenfalls Standard“, erklärt Jenny Braune. Ein USB-Anschluss sei praktisch, wie auch eine Kopfhörer-Buchse, die längst nicht mehr alle Fernsehgeräte hätten.
Wer seinen Fernseher an eine ältere Hi-Fi-Anlage anschließen möchte, muss nach einem Line-Anschluss schauen, falls vorhanden die Kopfhörer-Buchse nutzen oder es - falls vorhanden - über Bluetooth versuchen. Die Anzahl der HDMI-Eingänge sollte bei drei oder vier liegen, rät Braune, um genügend Steckplätze für Spielkonsole, Player und andere Geräte zu haben. „Empfehlenswert ist daher, sich vor dem TV-Kauf zu überlegen, was alles angeschlossen werden sollen, um dann nach dem passenden Modell zu schauen“, fasst die Warentesterin zusammen.
Ausschlaggebend für den Preis sind hauptsächlich Bildtechnologie und Größe. Stiftung Warentest hat über 400 Geräte unter die Lupe genommen. „Unser Test zeigt, dass die gängigsten Bildschirmgrößen preislich auch am attraktivsten sind“, sagt Jenny Braune. So liegt etwa ein LCD-Fernseher mit der Testnote „gut“ in der Größe 43 Zoll bei rund 370 Euro und in der gängigsten Größe 55 Zoll bei rund 500 Euro. OLED-Fernseher kosten deutlich mehr.
Der Trend zu immer größeren Bildschirmen hält dabei an. Laut Andreas Peplinski, Experte für Consumer Electronics beim Marktforscher NIQ/GfK, waren 2024 vor allem Bildschirmgrößen ab 55 Zoll gefragt: „Wir sehen das stärkste Wachstum bei TVs ab 75 Zoll, die 2024 um 41 Prozent in Menge gegenüber dem Vorjahr zulegen konnten.“
Wer beim TV-Kauf auf bekannte Namen wie etwa LG, Samsung oder Sony setzt, könne nicht viel falsch machen, meint Herbert Bisges. „Es ist zwar richtig, dass gleiche Bauteile oft auch in weniger bekannten Marken stecken, aber entscheidend für einen guten Fernseher ist auch das Know-how, was daraus gemacht wird.“
Allerdings sollte man den Kauf nicht allein von Markennamen abhängig machen. Denn hinter mancher altvertrauten Marke steckt nicht mehr das Unternehmen, das man vielleicht einmal kannte. Viele davon gibt es nicht mehr, viele stellen selbst längst keine TVs mehr her oder sind aufgekauft worden. Vielmehr gibt es große Konzerne, die die Rechte an diesen Marken für ihre Fernseher oder auch andere Geräte erworben haben.
So kann es sein, dass ein Konzern seine TV-Geräte unter verschiedenen Markenlabels vertreibt, für die er die Markenrechte erworben hat. „Technisch gesehen aber sind es immer ähnliche Geräte“, sagt Warentesterin Jenny Braune.
So steht hinter JVC, Telefunken oder Toshiba beispielsweise der Vestel-Konzern. Grundig gehört zu Beko (Arcelik). Und die Markennamen Blaupunkt, Loewe oder Sharp werden von der Skytech-Gruppe genutzt.
Stiftung Warentest empfiehlt daher, immer auch einen Blick auf das Typenschild zu werfen, um zu sehen, wer das Gerät tatsächlich auf den Markt gebracht hat.
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