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Veröffentlicht am 25.01.2024 03:24

US-Justiz lässt Hinrichtung mit Stickstoff zu

Blick in Alabamas Kammer für Hinrichtungen mit tödlicher Injektion in der Holman Correctional Facility (Justizvollzugsanstalt). Nun ist in Alabama eine Hinrichtung mittels sogenannter Stickstoffhypoxie vollzogen worden (Archivbild). (Foto: Dave Martin/AP/dpa)
Blick in Alabamas Kammer für Hinrichtungen mit tödlicher Injektion in der Holman Correctional Facility (Justizvollzugsanstalt). Nun ist in Alabama eine Hinrichtung mittels sogenannter Stickstoffhypoxie vollzogen worden (Archivbild). (Foto: Dave Martin/AP/dpa)
Blick in Alabamas Kammer für Hinrichtungen mit tödlicher Injektion in der Holman Correctional Facility (Justizvollzugsanstalt). Nun ist in Alabama eine Hinrichtung mittels sogenannter Stickstoffhypoxie vollzogen worden (Archivbild). (Foto: Dave Martin/AP/dpa)

Die geplante Stickstoff-Hinrichtung eines Straftäters im US-Bundesstaat Alabama wird immer wahrscheinlicher, nachdem die Anträge seiner Anwälte vor den zuständigen Gerichten gescheitert sind. Der 58-jährige Kenneth Eugene Smith soll in der Nacht zum Freitag deutscher Zeit unter Anwendung sogenannter Stickstoffhypoxie sterben. Demonstranten hatten in den vergangenen Tagen die Gouverneurin von Alabama, Kay Ivey, aufgefordert, zu intervenieren. Dass dies geschieht, bezweifeln Beobachter.

Smith wurde 1996 zum Tode verurteilt, weil er acht Jahre zuvor an einem Auftragsmord beteiligt gewesen war. Es wäre das erste Mal, dass in den USA ein Straftäter mittels Stickstoffhypoxie hingerichtet wird. Dabei wird über eine Gesichtsmaske Stickstoff zugeführt - die Folge ist der Tod durch Sauerstoffmangel. Menschenrechtsexperten der Vereinten Nationen und von Amnesty International warnen vor einem möglicherweise grausamen Tod. Dafür, dass die Inhalation von reinem Stickstoff keine schwerwiegenden Leiden verursache, gibt es demnach keine wissenschaftlichen Beweise.

Bereits 2022 sollte Smith eigentlich mit der Giftspritze hingerichtet werden, dem Gefängnispersonal gelang es damals aber nicht, die dafür nötige Kanüle in seinen Arm zu legen. Nach mehreren Stunden, in denen er angeschnallt auf dem Exekutionstisch lag, wurde er wieder in seine Zelle gebracht.

Anwälte: Eine Art Testkandidat

Weder den gescheiterten Versuch noch die Bedenken mit Blick auf die neue Methode werteten Gerichte jedoch als ausreichend, um die Stickstoff-Hinrichtung zu stoppen. Smiths Anwälte hatten argumentiert, dass er zu einer Art Testkandidat würde und noch viel zu viele Fragen offen seien. In ihrem Gesuch bemängelten sie unter anderem, dass an dem Protokoll für den Ablauf der Hinrichtung noch wenige Tage vor dem Termin Änderungen vorgenommen worden seien. Die Anwälte werteten dies als weiteren Beweis für die vielen Unklarheiten mit Blick auf die Hinrichtung mit Stickstoff.

Das Berufungsgericht in Alabama wies die Vorbehalte am Mittwochabend (Ortszeit) jedoch zurück. Smith könne nicht belegen, dass die Hinrichtung eine „grausame und ungewöhnliche“ Bestrafung darstelle, hieß es im Urteil. Kurz zuvor hatte auch der Supreme Court einen ähnlichen Antrag abgelehnt, allerdings keine Begründung dafür genannt.

Bei seiner Verurteilung 1996 nach einem Berufungsverfahren hatten die Geschworenen eigentlich eine lebenslange Haftstrafe für Smith vorgesehen. Der zuständige Richter setzte sich über diese Empfehlung hinweg. Das Gesetz, das ihm dies ermöglichte, schaffte Alabama als letzter US-Bundesstaat 2017 ab.

© dpa-infocom, dpa:240125-99-741705/6


Von dpa
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