Wissenschaftler verlangen flächendeckend die Einrichtung von pädagogisch genutzten Gärten an den Schulen in Deutschland. Immer mehr Kinder und Jugendliche würden heute ohne Naturerlebnisse aufwachsen, bemängeln der Münchner Astrophysiker und ZDF-Wissenschaftsjournalist Harald Lesch und der Augsburger Erziehungswissenschaftler Klaus Zierer. Sie fordern: „Jede Schule sollte einen Schulgarten haben.“
Die Pflege eines Schulgartens im Rahmen des Unterrichts könne in dieser Situation vielfältige Bildungsprozesse ermöglichen, sagen sie: „Sich um die Natur zu kümmern, zu sehen, wie Leben entsteht und Gartenfrüchte wachsen, zu erfahren, wie schön es ist, zu ernten, und auch zu erkennen, wie wichtig es ist, gemeinsam im Garten zu arbeiten.“
Laut der Wissenschaftler haben Schulgärten in Deutschland eine lange Tradition, die bis ins 18. Jahrhundert zurückreiche. In der DDR seien solche Gärten fest im Bildungssystem verankert gewesen.
Lesch und Zierer haben kürzlich auch ein gemeinsames Buch dazu veröffentlicht, wie ihrer Meinung nach Schulen für eine gute Bildung umgestaltet werden müssen. Sie fordern darin eine Entrümpelung der Lehrpläne und mehr Lebensnähe im Unterricht. Sie verweisen auch darauf, dass Schüler oft unter falscher Ernährung und Bewegungsmangel litten. „Viele Kinder und Jugendliche essen zu fett und zu süß und bewegen sich zu wenig“, schreiben die Autoren.
Ein Kernproblem sehen sie in der „zunehmenden Digitalisierung der Lebenswelt“, die zu weniger Bewegungszeit der Kinder beitrage. Zierer, Schulpädagogik-Ordinarius der Augsburger Universität, kritisiert schon lange, dass die Politik auf zu viel Technik auch im Unterricht setze.
In diesem Zusammenhang sehen er und Lesch auch die Forderung nach Schulgärten. „Tomaten statt Tablets“, meinen sie. „Statt Milliarden Steuergelder für wenig bildungswirksame und teilweise sogar lernschädliche Technik zu vergeuden, wäre es pädagogisch sinnvoller, unsere Schulen wieder mit Leben zu erfüllen.“
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