Vincent van Gogh soll darunter gelitten haben, Selena Gomez sprach offen darüber, und in Deutschland sind rund 3 % der Bevölkerung von Bipolaren Störungen betroffen, das entspricht in etwa 2,5 Millionen Menschen, so die deutsche Gesellschaft für Bipolare Störungen (DGBS). Was ist bipolar genau?
„Die bipolare Störung ist eine Störung der Extreme“, sagt Prof. Dr. Kneginja Richter in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Apotheken Umschau (Ausgabe 8B/2024). Sie ist Chefärztin der Cura Med Tagesklinik Nürnberg für Psychosomatische Medizin, Psychiatrie, Psychotherapie und Schlafmedizin. Symptome sind unkontrollierbare Stimmungsschwankungen und eine Stimmungsinstabilität: In mehr oder weniger stark ausgeprägten manischen und depressiven Phasen wechseln sich auffallend gute oder gereizte Stimmungen mit tiefer Traurigkeit und Antriebslosigkeit ab. Oft spricht man auch von Phasen der Manie und der Depression.
„Nur wenige Betroffene wissen um ihre Krankheit und finden den Weg zu einem geschulten Arzt oder Psychologen“, so die DGBS dazu auf ihrer Webseite. „Dabei könnten eine rechtzeitige Diagnose und eine gezielte Behandlung den Krankheitsverlauf wesentlich verbessern.“ Oft bemerkten Angehörige die Veränderungen und gäben Anstöße für einen Besuch beim Arzt.
Die Behandlung einer bipolaren Störung basiert auf drei Säulen: Medikamenten, Psychotherapie und Vorbeugung. „Je nach Phase behandeln wir zunächst die akuten Symptome“, erklärt Prof. Dr. Andreas Reif, Direktor der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am Universitätsklinikum Frankfurt, in der Apotheken Umschau. Dabei kommen verschiedene Stimmungsstabilisierer, Antidepressiva und Antipsychotika zum Einsatz. Um weitere manische oder depressive Episoden zu verhindern, können ebenfalls Medikamente gegeben werden.
Doch Medikamente allein sind keine komplette Therapie: Zusätzlich helfen Psychotherapie und Wissensvermittlung (Psychoedukation) den Betroffenen, mit ihrer Erkrankung umzugehen und Trigger wie Schlafmangel zu erkennen und zu vermeiden. „Das hilft, Rückfälle zu verhindern“, so Reif, der nach einer akuten Episode eine kognitive Verhaltenstherapie von 20 bis 40 Stunden empfiehlt.
Obwohl viele Betroffene zwischen den manischen und depressiven Episoden völlig gesund sein können, ist eine bipolare Störung nicht heilbar. Rund 10 bis 20 Prozent der Erkrankten müssen trotz Therapie mit dauerhaften Einschränkungen leben. Aber: Je früher die Krankheit entdeckt und behandelt wird, desto besser sei die Prognose.
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