Nissan führt eine neue Generation seines Elektrofahrzeugs Leaf ein. Nach dem Marktstart der ersten Generation vor 15 Jahren und zwischenzeitlicher Konkurrenz durch andere Hersteller planen die Japaner den Verkaufsstart für das letzte Quartal dieses Jahres. Die dritte Generation geht zu Schätzpreisen ab etwa 37.500 Euro an den Start.
Die neue Generation weist ein verändertes Design auf und wird als Crossover-Coupé konzipiert. Im Vergleich zum Vorgängermodell wurde die Fahrzeuglänge um 15 Zentimeter auf 4,35 Meter reduziert. Damit positioniert der Hersteller das Fahrzeug in der Kompaktklasse auf einer ähnlichen Wellenlänge wie ein VW ID.5 oder, ein Smart #3 oder ein XPeng G6.
Innen merkt man davon allerdings kaum etwas. Im Gegenteil: Weil der Leaf nun auf einer modernen Skateboard-Plattform steht und einen topfebenen Fahrzeugboden hat, reichen auch 2,79 Meter Radstand für solide Platzverhältnisse.
Auch in der zweiten Reihe sitzen Erwachsene deshalb bequem. Zumal das optionale Glasdach den Raumeindruck noch verstärkt. Obendrein gewinnen die Japaner dabei zwei, drei Zentimeter Kopffreiheit, weil sie auf ein Rollo verzichten. Stattdessen gibt es wie sonst eher in der Oberklasse ein Glas, das sich auf Knopfdruck eintrübt oder aufhellt und am Ende nur noch Leaf-Schriftzug stehen lässt, der im besten Fall als Schatten auf die Polster fällt.
Auch der Kofferraum bietet trotz der Schrumpfkur mehr Platz: Er wächst um 50 auf 437 Liter. Trotzdem hätte dem Leaf auch ein Frunk - ein zusätzliches Fach unter der Fronthaube - gut zu Gesicht gestanden.
Das Cockpit sieht frisch und modern aus, hat digitale Instrumente und einem großen Touchscreen, der sich schlank über das Armaturenbrett zieht. Und dass die Materialien nachhaltig sind und eher dem Gewissen schmeicheln als den Fingerspitzen, geht auch in Ordnung. Die Bedienelemente für die Fahrstufen sind als große, blockförmige Schalter ausgeführt.
Das Energiemanagement des Leaf könnte – zumindest auf den ersten Blick - besser sein. Denn dass die Akkus mit bestenfalls 11 kW am Wechsel- und 150 kW am Gleichstrom geladen werden können, passt nicht mehr so recht in die Zeit. Zumal diese ohnehin schon schlechten Bestwerte nur für die größeren der beiden Batterien gilt und die kleinere sogar mit 11 kW/105 kW auskommen muss.
Macht nichts, argumentieren die Entwickler und verweisen auf die extrem flache Ladekurve: Weil der Leaf die Spannung länger halte als die Konkurrenz, könne er trotzdem in 30 Minuten den Strom für 417 Normkilometer (WLTP) nachladen. Und anders als viele Mitbewerber kann er Strom obendrein auch wieder an externe Verbraucher oder den heimischen Haushalt abgeben.
Beim Fahren selbst leistet sich der Leaf dagegen keine Schwächen. Das Fahrwerk ist komfortorientiert ausgelegt. Der Leaf ist weich gefedert und bügelt lässig die Unzulänglichkeiten im Straßenbau aus. Kurven nimmt er mit der Ruhe eines Kreuzfahrtdampfers und beim Bremsen lässt er dem Fahrer die Wahl, ob er mit dem Fuß dosieren oder die Energierückgewinnung des E-Motors zur Verzögerung nutzen will.
Verfügbar sind zwei Antriebsvarianten:
Eilig darf es der Leaf-Fahrer nicht haben – denn bei 160 Sachen ist schon wieder Schluss. Damit ist er zwar langsamer als die Konkurrenz, fährt dafür aber länger. Denn selbst der mit 75 kWh vergleichsweise kleine Akku des 160 kW/218 PS starken Topmodells ermöglicht eine Reichweite von 604 Normkilometern. Auch dabei zahlt sich das neue Format und vor allem die neue Form aus, macht sie den Leaf doch zu einem der windschnittigsten Wagen in seinem Segment. Alternativ gibt es noch eine zweite Antriebsvariante mit 130 KW/177 PS und 52 kWh für 436 Kilometer.
Mit dem ersten Leaf konnte Nissan mangels Konkurrenz noch mächtig punkten. Doch schon die zweite Generation ist von den Nachahmern überrollt worden. Für die Nummer Drei reicht es zwar vielleicht nicht mehr zum Vorreiter, doch sind die Japaner damit jetzt endlich wieder im Spiel und machen den Generation E ein zeitgemäßes Angebot, das vor allem im Detail von viel Erfahrung zeugt.
Datenblatt: Nissan Leaf
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