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Veröffentlicht am 08.01.2025 00:07

Einen Schüleraustausch im Ausland planen: Darauf kommt es an

Schule, Freizeit und Familienanschluss im fremden Land: Ein gut organisierter Schüleraustausch ist eine wertvolle Erfahrung. (Foto: Jose Carlos Ichiro/Westend61/dpa-tmn)
Schule, Freizeit und Familienanschluss im fremden Land: Ein gut organisierter Schüleraustausch ist eine wertvolle Erfahrung. (Foto: Jose Carlos Ichiro/Westend61/dpa-tmn)
Schule, Freizeit und Familienanschluss im fremden Land: Ein gut organisierter Schüleraustausch ist eine wertvolle Erfahrung. (Foto: Jose Carlos Ichiro/Westend61/dpa-tmn)

Ein Schuljahr in den USA, ein halbes in Australien oder drei Monate in Japan – für viele Jugendliche ist ein Auslandsaufenthalt ein großer Traum. Doch bevor es losgehen kann, gibt es viele Fragen zu klären – von den Voraussetzungen über die Kosten bis zur Rückkehr. Die wichtigsten Antworten auf einen Blick.

Was ist ein Schüleraustausch und warum lohnt er sich?

Ein Schüleraustausch ermöglicht Jugendlichen, für mehrere Monate oder ein ganzes Schuljahr in einem fremden Land zu leben und dort zur Schule zu gehen. Ziel ist es, wie Michael Eckstein von der Deutschen Stiftung Völkerverständigung erklärt, „in einem prägenden Lebensalter eine andere Kultur, Land, Leute, Alltag und die Sprache gut kennenzulernen.“ Die Stiftung organisiert bundesweit Messen zum Schüleraustausch.

Die Zeit im Ausland fördert nicht nur das interkulturelle Verständnis, sondern auch das Selbstbewusstsein der Schüler. Was sich wiederum positiv auf den Schulalltag zu Hause auswirken kann: „Die Schulnoten verbessern sich in der Regel“, sagt Knut Möller vom Arbeitskreis gemeinnütziger Jugendaustausch (AJA). Die Jugendlichen reifen. „Sie denken darüber nach, warum sie zur Schule gehen und was sie erreichen wollen“, so der Vertreter des Dachverbandes.

Wann und wie beginnt die Planung?

So früh wie möglich. Ein bis zwei Jahre vor dem gewünschten Austausch sollten laut Eckstein Informationen gesammelt und erste Angebote geprüft werden. Eine endgültige Entscheidung ist spätestens sechs bis neun Monate vor Abreise fällig. „Wer 2026 ansteuert, sollte die nächsten Monate für die Vorklärungen nutzen“, rät er.

Die Idee zum Austausch bekämen viele Jugendliche von älteren Mitschülern oder aus ihrem Umfeld, oft schon im Alter von zwölf Jahren, so Möller. Die Umsetzung passiert aber später, in der zehnten oder elften Klasse, also mit 16 oder 17 Jahren. Einige Schulen bieten in der achten oder neunten Klasse Informationsveranstaltungen an, bei denen sich Austauschorganisationen vorstellen.

Stefan Düll vom Deutschen Lehrerverband kritisiert, dass der Schüleraustausch wenig institutionalisiert ist. Die Organisation und Finanzierung müsse weitgehend von Eltern und Schülern übernommen werden. Er empfiehlt, die Pläne frühzeitig mit den Lehrern zu besprechen. Unter anderem, weil die Schule die Beurlaubung genehmigen muss.

Was sollten Schüler mitbringen?

„Mindestens durchschnittliche Leistungen“, sagt Düll, der ein Gymnasium in Neusäß bei Augsburg leitet. Die Schüler sollten zudem so gut Englisch können, dass sie sich verständigen können. In manchen Ländern werden vorher Sprachtests verlangt. „Außerdem sind Mut und Selbstvertrauen wichtig“, sagt er. Denn schüchterne Schüler wollen eher nicht ins Ausland.

Welche Schulform die Schüler gerade besuchen, spiele aber keine Rolle: „Schüleraustausch ist nicht nur etwas für Gymnasiasten“, betont Möller. Auch Real- und Regelschüler können von einem Auslandsaufenthalt profitieren. 

Welche Austauschorganisation ist die richtige?

Die Wahl der Organisation hängt stark vom Ziel, Programm und Budget ab. Eckstein rät, auf Seriosität, Leistungsfähigkeit und den persönlichen Eindruck im Beratungsgespräch zu achten. Wichtig sei auch, dass die Organisation ihren Sitz in Deutschland hat, damit bei Problemen deutsches Reiserecht gilt.

Möller empfiehlt, sich zwei bis vier Organisationen genau anzusehen und zu vergleichen: Wie lange dauern die vorbereitenden und begleitenden Seminare? Sind die Flüge im Preis inbegriffen? Welche Versicherungen gibt es? Auch die Erfahrungen ehemaliger Austauschschüler oder Vergleichsportale können bei der Entscheidung helfen. 

Die meisten Schülerinnen und Schüler leben während des Austauschzeitraumes bei Gastfamilien in der Nähe der Schule. Die Gastfamilie hat also eine zentrale Rolle. Hier kann man darauf achten, wie und wonach die Gastfamilien ausgewählt werden und wie Familien und Austauschschüler „gematcht“ werden.

Welche Länder sind gefragt?

Zu den beliebtesten Zielen für einen Schüleraustausch zählen die USA, Kanada, Australien, Großbritannien und Irland. Aber auch das Interesse an Ländern wie Japan, China oder Costa Rica nehme zu, so Eckstein. Das beobachtet auch Schulleiter Düll: „Manche Schüler entscheiden sich bewusst für exotischere Ziele wie Südafrika oder Thailand“, sagt er.

Es muss nicht immer ein englischsprachiges Land sein. Denn „Englisch lernen die Kinder sowieso“, sagt Möller. Wichtiger sei, dass sich die Jugendlichen für das Land begeistern.

Gefragt sind auch europäische Länder - weil sie oft günstiger und sicherer seien, sagt Eckstein. Eine teurere Alternative sind private Internate, sogenannte Boarding Schools, die sich durch ein hohes Bildungsniveau und gute Betreuung auszeichnen.

Was kostet ein Schüleraustausch?

Die Kosten für einen Schüleraustausch variieren stark. Je nach Land und Programm können sie laut Eckstein zwischen unter 10.000 und über 50.000 Euro pro Schuljahr liegen. Neben dem Schüler-Bafög bieten einzelne Bundesländer und Stiftungen Förderprogramme und Stipendien an. Wer die Kosten senken will, kann sich für einen kürzeren Aufenthalt entscheiden: etwa für drei Monate oder ein halbes Schuljahr.

Wie gelingt die Rückkehr an die alte Schule?

„Die Schüler brauchen keine Angst zu haben, dass sie nach dem Jahr nicht mehr Anschluss finden“, beruhigt Düll. Es reiche aus, wenn die Schule im Ausland regelmäßig besucht wurde und dies nachgewiesen werden kann, zum Beispiel durch ein „gesichertes Notenbild“ auf dem Zeugnis.

Mathematik kann allerdings eine Herausforderung sein, da das Niveau im Ausland oft niedriger ist. Düll empfiehlt, sich spätestens einen Monat vor der Rückkehr mit den Lehrern in Verbindung zu setzen, um sich auf den Lernstoff daheim vorzubereiten.

„Wenn man sich nicht ganz sicher ist, ob die Schüler die nächste Klasse schaffen, lässt man sie auf Probe vorrücken“, erklärt er das Vorgehen an der Schule. „Sie müssen dann in der Probezeit die entsprechenden Leistungen erbringen.“

© dpa-infocom, dpa:250107-930-337408/1


Von dpa
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