Die Proteste im Iran werden zunehmend von Gewalt überschattet. In der Hauptstadt Teheran sind Augenzeugen zufolge in mehreren Vierteln große Polizeieinheiten im Einsatz. Mit Tränengas und Wasserwerfern versuchen sie, selbst kleinste Versammlungen zu unterbinden. Ähnliche Szenen sollen sich auch in anderen Städten abspielen.
In Teheran kam es am vierten Tag der Proteste an fast allen Universitäten zu Versammlungen. Medienberichten zufolge wurden dabei mehrere Studenten festgenommen. Das Justizportal Mizan bestätigte laut Sicherheitsbehörden mindestens sieben Festnahmen, gab jedoch keine Details an.
Das Portal berichtet auch von einem gewaltsamen Angriff von Demonstranten auf das Gouverneursbüro in Fasa in der südiranischen Provinz Fars. Dabei sei das Gebäude stark beschädigt worden. Das Gouverneursbüro bestätigte die Festnahme von vier Angreifern, wies jedoch Gerüchte über Tote zurück.
Gewaltsame Zusammenstöße zwischen Demonstranten und Polizei- sowie Sicherheitskräften sollen auch in mehreren weiteren Städten stattgefunden haben. Dabei ist auch von Toten die Rede. Die entsprechenden Berichte in den sozialen Medien sind bislang nicht bestätigt und lassen sich auch nicht unabhängig verifizieren.
Die zunächst gegen die Wirtschaftspolitik der Regierung gerichteten Proteste entwickelten sich rasch zu politischen Unruhen mit scharfen Parolen gegen das islamische System. Angesichts der Spannungen rief die Regierung in Teheran und weiteren Städten Feiertage aus – offiziell wegen einer bevorstehenden Kältewelle und zur Stromersparnis, nach Einschätzung von Beobachtern jedoch, um die Proteste besser kontrollieren zu können.
Auch das Internet soll schon bald abgeschaltet werden, um die Koordinierung von Protestversammlungen zu verhindern. Die gleiche Maßnahme wurde von der Regierung bereits während der Proteste in den Jahren 2022 und 2019 ergriffen. Präsident Massud Peseschkian rief die Demonstranten dazu auf, ihre Proteste zu beenden. Er versprach erneut wirtschaftliche Reformen und kündigte deren baldige Umsetzung an.
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