Aus Sicht langjähriger Weggefährten beim FC Bayern hat Franz Beckenbauer den Grundstein für das Selbstverständnis des Vereins gelegt. „Der Franz wollte immer gewinnen, er musste gewinnen. Sein Immer-gewinnen-Wollen ist heute das Zentrum des 'Mia san mia'. Mit Franz kam in diesen Verein das Bewusstsein, dass man mit seiner Vertragsunterschrift ab sofort jedes Spiel gewinnen muss - denn da draußen auf dem Platz ist einer, der lebt das vor“, erinnerte sich Paul Breitner in einem Interview im Vereinsmagazin „51“ (Februar-Ausgabe).
„Beim Franz haben ja immer alle alles mit seinem Talent begründet, aber diese Reduzierung trifft es nicht. Er war schnell, kopfballstark, zweikampfstark - daran hat er jeden Tag gearbeitet“, erläuterte Uli Hoeneß. „Und wenn wir über den Ursprung unseres 'Mia san mia' reden, landen wir bei ihm: Franz hat dieses Selbstverständnis beim FC Bayern begründet, und zwar nicht, weil ständig in irgendwelchen Schriften darüber reflektiert wurde, sondern weil er es durch seine Art vorgelebt hat, wie er auf und neben dem Platz agiert und als Vorbild immer alles gegeben hat - ohne große Worte darüber zu verlieren.“
Beckenbauers Eigenschaften würden den FC Bayern „seit über 50 Jahren“ auszeichnen, sagte Hoeneß weiter. „Franz verkörperte das 'Mia san mia' als Erster, und das ist auch die Verpflichtung aller weiteren Bayern-Generationen: immer an sich glauben, stark sein und gleichzeitig bodenständig, immer gewinnen wollen - und sich treu bleiben.“
Die Fußball-Legende Beckenbauer war am 7. Januar gestorben. Als Spieler und als Trainer wurde er Weltmeister. Beim FC Bayern prägte er eine Ära.
Hoeneß, Breitner und Karl-Heinz Rummenigge, die sich in dem Interview an Beckenbauer erinnerten, vermissen ihren Kumpel. Sie finden es tröstlich, dass er Halt im Glauben gefunden habe. „Er hat uns erzählt, dass seiner Überzeugung nach die Seele nach dem Tod wandert. Wohin, das wusste er selbst nicht - aber mir gefällt diese Idee, dass er weiter bei uns ist“, bemerkte Rummenigge.
Hoeneß sagte: „Franz war ein relativ gläubiger Mensch und hat im Glauben gelebt. Wir haben über dieses Thema nicht häufig gesprochen, das muss jeder mit sich selbst ausmachen. Dass er nicht mehr da sein soll, ist eine schwere Vorstellung. Für mich lebt er in der Erinnerung weiter, das geht uns allen drei so und vielen anderen Menschen auch. Dadurch bleibt er.“
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