Hunderte Menschen haben in Passau für einen abgesetzten Pfarrer aus Niederbayern demonstriert. Die Polizei sprach von 800 bis 1.000 Menschen, die friedlich vom Klostergarten zum Domplatz zogen. Die Demonstrierenden forderten die Wiedereinsetzung des Geistlichen und kritisierten den Passauer Bischof Stefan Oster. Dieser hatte dem Mann vor drei Wochen ein vorläufiges Zelebrationsverbot sowie ein Verbot, öffentlich als Priester aufzutreten, auferlegt. Hintergrund sind Vorwürfe gegen den Pfarrer bezüglich seiner Jugendarbeit, es geht unter anderem um Alkoholkonsum.
Auf den Transparenten solidarisierten sich die Unterstützer nun mit dem Geistlichen. Unter anderem hieß es: „Wir wollen Priester, die in der Gesellschaft und im Leben zu Hause sind.“ Andere Demonstrierende forderten „ein Herz“ oder „Gerechtigkeit“ für den Mann.
Über seinen Anwalt Holm Putzke hatte der Pfarrer sämtliche Vorwürfe zurückweisen lassen. Die Staatsanwaltschaft, der das Bistum den Sachverhalt nach eigenen Angaben übergeben hatte, teilte mit, dass nach einem Vorermittlungsverfahren kein Anfangsverdacht für eine konkrete Straftat vorliege.
In der betroffenen Gemeinde herrscht seit Längerem ein massiver Konflikt. Alleine in den ersten beiden Wochen nach der Absetzung des Pfarrers sind dort nach Behördenangaben mehr als 100 Katholiken aus der Kirche ausgetreten.
Bischof Oster hat einen Aufarbeitungsprozess angekündigt. In einer Videobotschaft sagte er, er sei zum Gespräch bereit, wies aber auch darauf hin, dass es im Sommer 2023 „Vorfälle im Kontext von Jugendarbeit“ gegeben habe, danach seien weitere Meldungen von ganz verschiedenen Menschen gekommen, „die uns im Ordinariat haben Fragen stellen und tätig werden lassen“. Zweimal seien danach gegenüber dem Pfarrer Maßnahmen verhängt worden, die auch bestimmte Aspekte der Jugendarbeit eingeschränkt hätten. Angesichts der Auseinandersetzungen innerhalb der Gemeinde forderte Oster Besonnenheit.
Kurz vor der Demonstration hatte sich der Bischof nach Angaben der Diözese mit Vertretern aus Pfarrgemeinderäten und Kirchenverwaltungen des betroffenen Pfarrverbandes getroffen. Oster habe gegenüber den Gemeindevertretern Versäumnisse eingeräumt, berichtete das Bistum anschließend. Der Oberhirte habe aber auch betont, „dass sich die Bistumsleitung ab einem bestimmten Zeitpunkt genötigt sah, so zu handeln, da sich Ereignisse zugespitzt hätten“.
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