Nach der Absetzung eines Pfarrers in Niederbayern wollen seine Unterstützer am Samstag demonstrieren. Bischof Stefan Oster hatte dem Geistlichen vor drei Wochen ein vorläufiges Zelebrationsverbot sowie ein Verbot, öffentlich als Priester aufzutreten, auferlegt. Hintergrund sind Vorwürfe gegen den Pfarrer bezüglich seiner Jugendarbeit, es geht unter anderem um Alkoholkonsum.
In der Gemeinde herrscht seit Längerem ein massiver Konflikt. Über seinen Anwalt Holm Putzke hatte der Pfarrer sämtliche Vorwürfe zurückweisen lassen. Die Staatsanwaltschaft, der das Bistum den Sachverhalt nach eigenen Angaben übergeben hatte, teilte mit, dass nach einem Vorermittlungsverfahren kein Anfangsverdacht für eine konkrete Straftat vorliege.
Für die Demonstration sind laut Polizei vom Veranstalter rund 1.000 Teilnehmer angemeldet worden. Die Unterstützer des Pfarrers wollen am Nachmittag durch die Innenstadt zum Domplatz ziehen.
Der Protest scheint sich auch in einer weiteren Zahl auszudrücken: Allein zwischen dem 24. März und dem 4. April - den ersten zwei Wochen nach der Absetzung des Pfarrers - sind nach Behördenangaben 108 Katholiken in der Gemeinde aus der Kirche ausgetreten. Im gesamten Jahr 2023 seien es 136 Austritte gewesen.
Bischof Oster kündigte vor zwei Wochen einen Aufarbeitungsprozess an. Es sei vorgesehen, dafür Personen in den Pfarrverband zu schicken, die von außen kommen. Er selbst sei auch zum Gespräch bereit, sagte er in einer Videobotschaft, die auf der Homepage des Bistums veröffentlicht wurde.
Darin sagte der Bischof weiter, es habe im Sommer 2023 „Vorfälle im Kontext von Jugendarbeit“ gegeben, danach seien weitere Meldungen von ganz verschiedenen Menschen gekommen, „die uns im Ordinariat haben Fragen stellen und tätig werden lassen“. Zweimal seien danach gegenüber dem Pfarrer Maßnahmen verhängt worden, die auch bestimmte Aspekte der Jugendarbeit eingeschränkt hätten. Angesichts der Auseinandersetzungen innerhalb der Gemeinde forderte Oster Besonnenheit.
Kurz vor der Demonstration traf sich der Bischof nach Angaben der Diözese mit Vertretern aus Pfarrgemeinderäten und Kirchenverwaltungen des betroffenen Pfarrverbandes. Oster habe gegenüber den Gemeindevertretern Versäumnisse eingeräumt, berichtete das Bistum anschließend. Der Oberhirte habe aber auch betont, „dass sich die Bistumsleitung ab einem bestimmten Zeitpunkt genötigt sah, so zu handeln, da sich Ereignisse zugespitzt hätten“.
Die geplante Demonstration am Samstag sei von den Gesprächsteilnehmern unterschiedlich aufgefasst worden, hieß es in der Mitteilung. „In jedem Fall soll sie zu einer guten Lösung beitragen, da waren sich alle Gesprächspartner einig.“
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