Bunt, laut und friedlich: Beim Christopher Street Day (CSD) waren in Berlin hunderttausende Menschen auf den Straßen. Der Demonstrationszug mit gut 75 Fahrzeugen und rund 100 Gruppen von oft fantasievoll gekleideten Teilnehmerinnen und Teilnehmern zu Fuß bewegte sich auf einer 7,4 Kilometer langen Strecke durch mehrere Stadtteile. Am späten Abend rockte Tokio Hotel den CSD. Die Band trat auf der Hauptbühne am Brandenburger Tor auf. Fans bejubelten vor allem Frontsänger Bill Kaulitz.
Sowohl Polizei als auch die Veranstalter sprachen am Sonntag von einem insgesamt friedlichen Verlauf. Nach Polizeiangaben gab es 84 Strafanzeigen unter anderem wegen Körperverletzungen, Drogendelikten und Beleidigungen. Das sei bei einer Menge von mehreren hunderttausend Teilnehmern nichts Außergewöhnliches, sagte ein Polizeisprecher.
Am Bundeskanzleramt hing eine Regenbogenfahne. Regenbogenfarben gab es aber auch auf dem T-Shirt von Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) zu sehen und bei vielen anderen CSD-Teilnehmern. Das Blau-Gelb der ukrainischen Flagge tauchte ebenfalls immer wieder auf. Wie schon im vergangenen Jahr war ein ukrainischer Truck beim Demo-Umzug dabei.
Dass die Bundestagspräsidentin zusammen mit dem Regierenden Bürgermeister Kai Wegner die Eröffnung übernahm, war eine Premiere. Wegner war gleichzeitig der erste Berliner CDU-Regierungschef, der sich dazu bereit erklärt hatte. Allerdings gab es bei seiner Rede an die queere Community auch etliche Buhrufe.
Der CDU-Politiker stellte eine Erweiterung des Artikels 3 im Grundgesetz in Aussicht. „Meine feste Zusage für diesen Berliner Senat ist: Wir wollen den Artikel 3 des Grundgesetzes ändern. Da muss die sexuelle Identität mit rein“, sagte er. Laut dem Grundgesetzartikel darf niemand etwa wegen seines Geschlechts, seiner Abstammung oder seines Glaubens benachteiligt werden.
Bundestagspräsidentin Bas rief dazu auf, sich gegen Diskriminierung zu engagieren: „Wir müssen ein deutliches Zeichen setzen für eine freie, vielfältige, diverse Gesellschaft“, sagte sie.
Zur genauen Zahl der Teilnehmer machten weder die Veranstalter noch die Polizei genaue Angaben. Beide sprachen am Sonntag von mehreren hunderttausend. Der Berliner CSD ist eine der größten Veranstaltungen der LGBTIQA*-Community in Europa. Die Abkürzung steht für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transsexuelle, Intersexuelle, Queere, Asexuelle und andere.
Der Christopher Street Day findet jedes Jahr in vielen Städten in aller Welt statt und erinnert an Ereignisse vom 28. Juni 1969: Polizisten stürmten damals die New Yorker Schwulen- und Lesbenbar „Stonewall Inn“ in der Christopher Street und lösten dadurch mehrtägige Proteste von Schwulen, Lesben und Transsexuellen aus.
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