Bei dem verheerenden Waldbrand im Nationalpark Sächsische Schweiz ist weiter keine Entspannung in Sicht - und dies könnte noch wochenlang so bleiben. Es habe nur 15 Minuten ergiebig geregnet, sagte der Sprecher des Landkreises Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, Thomas Kunz, am Abend der Deutschen Presse-Agentur. Die einzige Wirkung sei gewesen, dass wegen des Niederschlags Rauch aus Glutnestern aufgestiegen sei und diese so sichtbar geworden seien. „Sollte sich die Wetterlage nicht ändern, gibt es keine Chance auf Besserung“, sagte Kunz. Ein Ende des Einsatzes sei nicht in Sicht. „Wir rechnen nicht mehr in Tagen, wir rechnen in Wochen“, sagte er. „Die Lage ist weiter angespannt.“
In der bei Urlaubern beliebten Sächsischen Schweiz sind etwa 150 Hektar Wald von den Bränden betroffen - ein Gebiet fast so groß wie die Insel Helgoland. Auch auf tschechischer Seite ist die Feuerwehr noch immer im Dauereinsatz. Dort ist die brennende Fläche mit 1060 Hektar etwa siebenmal so groß. Mehrere Feuerwehrmänner wurden verletzt.
Im Waldbrandgebiet im Süden Brandenburgs haben die Einsatzkräfte unterdessen Verstärkung angefordert. Weil Sommer-Temperaturen ohne nennenswerten Niederschlag vorhersagt seien, seien weitere Brandschutzeinheiten aus dem Land angefordert worden, teilte der Landkreis Elbe-Elster am Samstagabend mit. „Diese Situation birgt das Risiko aufflammender Feuer.“
In Arzberg im Landkreis Nordsachsen verschaffte sich am Samstagnachmittag Sachsens Regierungschef Michael Kretschmer (CDU) einen Überblick. Dabei machte er den Menschen in den betroffenen Gebieten Mut. „Wir halten hier zusammen. Wir werden diese schwere Krise meistern.“ Kretschmer zeigte sich emotional berührt: „Das nimmt mich deswegen mit, weil es meine sächsische Heimat ist, weil ich sehe, wie die Menschen hier auch leiden, wie sie an der Grenze der Erschöpfung sind.“ Bei ihm seien die Bilder aus dem Hochwasser von 2002 wieder präsent. Er spüre jetzt auf einmal wieder diese Erschöpfung und Hoffnungslosigkeit, aber auch die Kraft, die es damals gab.
In der Sächsischen Schweiz bekämpften am Samstag 560 Einsatzkräfte das Feuer. Diese Zahl soll voraussichtlich das ganze Wochenende gehalten werden. Inzwischen sind 13 Hubschrauber für Löschflüge vor Ort. Zudem sind Quads geordert worden, mit denen die Löschtrupps einfacher und schneller versorgt werden können, hieß es.
Am Freitagabend waren bei einem Erkundungsflug eines Hubschraubers weitere Brände mit starkem Rauch entlang der deutsch-tschechischen Grenze entdeckt worden; unter anderem im Bereich der Partschenhörner, am Großen Winterberg und am Kleinen Zschand. „Diese werden derzeit aktiv gelöscht“, gab das Landratsamt am Samstagnachmittag bekannt. Dabei greife man vor allem auf Löschhubschrauber zurück.
Die Hubschrauber löschen auch auf der tschechischen Seite, hieß es weiter. Zudem sei mit Tschechien vereinbart worden, dass Helikopter im jeweils anderen Gebiet Wasser aufnehmen und das Landesgebiet in kürzester Richtung zum Einsatzort überfliegen können.
Das verheerende Feuer im Elbsandsteingebirge war am vergangenen Wochenende im Nationalpark Böhmische Schweiz in Tschechien ausgebrochen und hatte am Montag auf den Nationalpark Sächsische Schweiz übergegriffen. In den Städten Bad Schandau und in Sebnitz gilt Katastrophenalarm.
Nach Angaben der deutschen Behörden sind bisher vier Feuerwehrleute bei dem Einsatz verletzt worden. Zwei von ihnen mussten stationär behandelt werden. Verletzte unter der Bevölkerung gebe es bislang nicht. Im tschechischen Waldbrandgebiet wurde ein Feuerwehrmann am Samstagnachmittag von einem umstürzenden Baum erfasst und schwer verletzt.
Im Nationalpark Böhmische Schweiz auf tschechischer Seite verstärkte die Feuerwehr ihren Einsatz. Aus ganz Tschechien wurden am Samstag 220 zusätzliche Kräfte zusammengezogen, wie ein Sprecher mitteilte. Die Zahl der Feuerwehrleute bei dem Einsatz sei damit auf mehr als 650 gestiegen. Der Waldbrand wütet auf einer Fläche von 10,6 Quadratkilometern, wie Satellitenbilder bestätigten. Der Nationalpark Böhmische Schweiz grenzt direkt an die Sächsische Schweiz an.
Während es im 90 Kilometer entfernten Prag heftige Regenschauer gab, wurde in der Böhmischen Schweiz nur mit leichten Niederschlägen gerechnet. „Wir werden aktiv in die Glutnester gehen, sie mit Wasser übergießen und den Boden aufhacken“, sagte Feuerwehrsprecher Lukas Marvan im tschechischen Fernsehen. Unterstützt werden die Löscharbeiten von acht Hubschraubern und fünf Löschflugzeugen. Der Zutritt zu großen Teilen des Nationalpark-Gebiets wurde inzwischen verboten, um Schaulustige fernzuhalten.
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