Rückt die Auszahlung Ihrer Lebensversicherung allmählich in greifbare Nähe? Dann wird es höchste Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, was mit dem jahrzehntelang angesparten Geld passieren soll. Den einen fällt es leichter als den anderen, zu entscheiden, wofür das Geld ausgegeben oder wie es angelegt werden soll - diese 7 Optionen bieten sich an.
Die meisten sind im Alter von 60+, wenn eine Lebensversicherung fällig wird. „Sollte das Haus noch nicht abbezahlt sein, können über Sondertilgungen Schulden abgebaut werden“, sagt Thomas Mai von der Verbraucherzentrale Bremen. Damit können sich Verbraucherinnen und Verbraucher teure Zinszahlungen an den Immobilienfinanzierer sparen.
Endet die Zinsbindung beim jeweiligen Immobiliendarlehen zum Beispiel erst drei Jahre nach Auszahlung der Lebensversicherung und ist vorher keine Sondertilgung möglich, kann das Geld bis dahin auf einem Festgeldkonto Zinsen bringen.
Aber nicht nur Immobilienkredite, auch Konsumentenkredite oder in Anspruch genommene Dispokredite sollte man schnell tilgen, um Zinsen zu sparen.
„Es ist gut, etwas Geld für Notfälle wie beispielsweise Reparaturen an Wohnung oder Haus zurückzulegen“, sagt Kathleen Altmann vom Bundesverband deutscher Banken. So gebe es genügend finanzielle Reserven, über die man kurzfristig verfügen kann. Ideal sind mindestens drei Monatsgehälter - zu deren Aufstockung kann die ausgezahlte Lebensversicherung dienen.
Den Notgroschen auf einem Tagesgeldkonto anzulegen, hat einige Vorteile: „Man kommt im Bedarfsfall leichter an das Geld heran, erhält eine bessere Verzinsung und kann besser der Versuchung widerstehen, das Geld für andere Dinge auszugeben“, so Altmann.
Soll das Geld aus der Lebensversicherung die monatlichen Einkünfte aufbessern, ist es erwägenswert, es in einen Bankauszahlplan zu stecken. Aus diesem erhält man Altmann zufolge Monat für Monat einen fest gewählten Betrag. Das übrige Geld legt das Finanzinstitut verzinst an.
Wer sein Geld bei Auszahlung zunächst nicht oder nur teilweise benötigt, kann den übrigen Betrag zum Beispiel auch an der Börse investieren. Verbraucherschützer Mai rät in diesem Fall zu breit streuenden ETF - also börsengehandelten Indexfonds. Mit deren Hilfe können Sparerinnen und Sparer Verlustrisiken durch Wertschwankungen einzelner Aktien minimieren und profitieren zudem von geringen Kosten und ordentlichen Renditen. Zumindest, sofern sie lange genug investiert bleiben und Börsentäler aussitzen können.
Denkbar ist statt einer Einmalanlage auch, eine feste monatliche Summe in einen ETF-Sparplan zu investieren. „Aus Risikogesichtspunkten macht es Sinn, das für eine Anlage zur Verfügung stehende Kapital in Teilbeträge aufzuteilen und stufenweise anzulegen“, so Altmann. So läuft man nicht Gefahr, das ganze Geld zu Höchstkursen anzulegen. Stattdessen kauft man zu Durchschnittskursen. Wer nicht plant dieses Geld anzurühren, kann die Anlage zunächst laufen und das Geld einfach „arbeiten“ lassen, wie Altmann sagt. Die Anlage sollte man jedoch grundsätzlich in regelmäßigen Abständen überprüfen.
Übrigens: Auch bei Wertpapieren ist es möglich, mit dem depotführenden Finanzinstitut einen Auszahlplan zu vereinbaren, wenn man irgendwann doch auf Teile des Geldes als Zuschuss zur Rente angewiesen ist.
„Auf Tages- oder Festgeld setzen alle, die eine bestimmte Summe nur kurz- oder mittelfristig anlegen wollen“, so Mai. Zum Beispiel, wenn sich abzeichnet, dass man in ein paar Jahren ein neues Auto benötigt.
Allerdings sollte man trotz der zuletzt deutlich gestiegenen Guthabenzinsen die Inflation im Auge behalten, rät Altmann. Denn je nach Höhe der Inflationsrate kann das Geld auch an Kaufkraft verlieren - nämlich dann, wenn die Teuerung höher ist als der Guthabenzins. Das bedeutet in der Praxis: Selbst wenn der nominale Geldbetrag auf dem Konto gleich bleibt oder durch die Zinsen sogar leicht steigt, kann man sich davon weniger leisten.
Wer in Erwägung zieht, mit dem Geld aus der Lebensversicherung die Rente aufzupeppen, sollte die Rentenprodukte laut Verbraucherschützer Mai genau unter die Lupe nehmen: „Eine Privatrente ist 2024 recht teuer“, sagt er. Wer vor 20 Jahren 65 wurde, musste bei privaten Rentenversicherungen knapp über 20.000 Euro als Einmalzahlung hinblättern, um eine monatliche Rente von 100 Euro ausgezahlt zu bekommen. „Heute müsste man fast das Doppelte auf den Tisch legen, um an die monatlichen 100 Euro zu kommen“, so Thomas Mai.
Immer beliebter sind ihm zufolge freiwillige Einzahlungen in die gesetzliche Rentenversicherung. Solche Zahlungen ließen sich auch von der Steuer absetzen. Interessierte sollten sich vorab informieren, was für sie am günstigsten ist - zum Beispiel bei der Deutschen Rentenversicherung.
Wer Geld an Angehörige verschenken möchte, sollte bei größeren Summen auf die steuerlichen Freigrenzen achten. Dabei gilt der Grundsatz: „Je enger der Verwandtschaftsgrad, desto höher der Freibetrag“, sagt Kathleen Altmann.
So können Eltern ihren Kindern und Stiefkindern grundsätzlich jeweils bis zu 400.000 Euro steuerfrei schenken. Bei Schenkungen unter Eheleuten liegt die Grenze sogar bei 500.000 Euro. Großeltern können ihren Enkelkindern 200.000 Euro steuerfrei übertragen.
© dpa-infocom, dpa:241106-930-281484/1