Der 22 Jahre alte Zehnkämpfer Leo Neugebauer hat bei den amerikanischen College-Meisterschaften in Austin/Texas für eine Überraschung gesorgt. Mit 8836 Punkten verbesserte er den 39 Jahre alten deutschen Rekord von Jürgen Hingsen um vier Punkte und katapultierte sich damit auf den achten Platz der ewigen Weltbestenliste im Zehnkämpfer.
„Ich bin mehr als glücklich“, sagte Neugebauer, der im vergangenen Jahr Zehnter der Weltmeisterschaften in Eugene/USA geworden war.
Als der Mehrkämpfer von der LG Leinfelden-Echterdingen von seinem Trainer erfahren hatte, den Rekord des früheren Olympia-Zweiten Hingsen vom 8. Juni 1984 mit einer Reihe von persönlichen Bestleistungen übertroffen zu haben, freute sich Neugebauer noch mehr: „Damit bin ich der Größte aller Zeiten im ganzen Land. Ich kann es noch gar nicht realisieren.“
Mit dieser Leistungsexplosion ist er nun ein Konkurrent von Ex-Weltmeister und Europameister Niklas Kaul bei der Leichtathletik-WM im August in Budapest geworden. 2021 hatte er 7793 Punkte als Bestleistung stehen, die er im vergangenen Jahr bei der WM auf 8362 Zähler steigerte und im März weiter auf 8478 Punkte verbessern konnte. Im Mike A. Mayers Stadium von Austin - seiner Trainingsstätte - waren sechs persönliche Bestleistungen die Grundlage für die Rekordleistung. „Das ist so verrückt! Ich weiß nicht, was ich denken soll“, schrieb Neugebauer auf Instagram.
„Ich bin sehr stolz auf Leo, und er kann sehr stolz sein, dass er diese tolle Leistung zusammengebracht hat“, kommentierte Zehnkampf-Bundestrainer Christopher Hallmann den Coup des College-Studenten, der damit die Norm für die Olympischen Spiele 2024 in Paris erfüllt hat. „Diese Steigerung ist schon außergewöhnlich und die steile Leistungskurve definitiv besonders. Dass sich Athleten deutlich steigern, habe man häufiger gesehen, „doch so ein deutlicher Anstieg ist eine neue Sphäre“.
Neugebauer sieht sich trotzdem noch nicht an Limit angekommen. „Ich habe definitiv noch Potenzial“, sagte er im Interview mit dem TV-Sender Sport1. Auch der Bundestrainer traut ihm noch größere Punktzahlen zu, will ihn aber nicht zum 9000-Punkte-Kandidaten machen. „Die Bürde will ich ihm noch nicht auferlegen wollen. Jetzt soll er erst einmal die Leistung, die er gebracht hat, feiern und genießen“, betonte Hallmann. „Ich will jetzt nicht zu gierig sein, würde es aber auch nicht verhindern, wenn es in den nächsten Jahren so kommt.“
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