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Veröffentlicht am 22.06.2023 11:07

„Nicht so viel verkehrt“: DLV-Sportchef sieht keine Krise

Deutsche Hoffnung bei der Leichtathletik-Team-EM: Speerwerfer Julian Weber. (Foto: Sven Hoppe/dpa)
Deutsche Hoffnung bei der Leichtathletik-Team-EM: Speerwerfer Julian Weber. (Foto: Sven Hoppe/dpa)
Deutsche Hoffnung bei der Leichtathletik-Team-EM: Speerwerfer Julian Weber. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Krisenjahr 2022? Der neue Sportdirektor des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) will trotz des WM-Fiaskos in Eugene/USA mit dieser „falschen Annahme“ aufräumen.

„Es war das erste Jahr, in dem eine WM und eine Heim-EM in einem Jahr stattgefunden hat – in einem Drei-Wochen-Abstand“, sagte Jörg Bügner vor dem ersten internationalen Auftritt bei der Team-EM von Freitag bis Sonntag im polnischen Chorzow.   

„Es ist klar, dass in Eugene nicht gut performt wurde, da gibt es keinen Zweifel. Der Punkt ist jedoch, dass drei Wochen später hervorragende Europameisterschaften in München waren“, erklärte er: „Da kann doch nicht so viel verkehrt gewesen sein.“ Zumal der „emotionale Höhepunkt“ die EM im eigenen Land gewesen sei - und mit 16 Medaillen, darunter sieben aus Gold, sehr erfolgreich war. „Die Botschaft ist: Das Jahr 2022 ist nicht zu vergleichen mit einem Jahr davor oder danach“, betonte Bügner.

Es ist eine plausible Erklärung, aber keine überzeugende Rechtfertigung. Bei der WM holten DLV-Asse nur zwei Medaillen, so wenig wie noch nie. Außerdem erreichten nur sieben von 80 Startern einen Platz unter den ersten acht, 46 von ihnen überstanden die erste Runde nicht.

„Team-EM hat einen hohen Stellenwert“

Die im Rahmen der Europaspiele ausgetragene Team-EM ist nun die erste Bewährungsprobe nach der Berg- und Talfahrt im vergangenen Jahr. „Die Team-EM hat einen hohen Stellenwert und ist ein wesentlicher Bestandteil auf dem Weg zur WM im August in Budapest“, sagte deutsche Cheftrainerin Annett Stein. 

Deutschland gewann die Team-EM zuletzt 2017. Polen siegte 2019 und 2021. Die Gastgeber vor heimischer Kulisse zu schlagen, wird nicht einfach. Viele der deutschen Topleichtathleten sind nicht dabei. Der DLV schickt zwar einige EM-Medaillengewinner - angeführt von Speerwurf-Europameister Julian Weber - ins Rennen, muss aber auf zahlreiche andere Stars verzichten. 

Für die Europameisterinnen Gina Lückenkemper (Sprint) und Konstanze Klosterhalfen (5000 Meter) sowie für auch den EM-Zweiten im Stabhochsprung, Bo Kanda Lita Baehre, hat die WM in Budapest Priorität. Weitsprung-Olympiasiegerin Malaika Mihambo ist nach einer langwierigen Erkrankung nicht fit genug. „Unser Anspruch ist, so weit wie möglich vorn zu landen“, sagte Stein dennoch. 

Die große Standortbestimmung wird es ohnehin erst bei den Welttitelkämpfen vom 19. bis 27. August in Ungarns Hauptstadt geben. Dort wird sich zeigen, ob die große Reform im DLV als Folge des WM-Desasters schon für Aufwind sorgt und ein erster Schritt zum großen Ziel sein wird: Die Rückkehr unter die besten fünf Leichtathletik-Nationen bis zu den Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles. 

Ziel: Top-5 der Nationenwertung

„Das Ziel, 2028 wieder zu den Top fünf in der Nationenwertung zu gehören, ist ein ambitioniertes und herausforderndes Ziel – keine Frage“, sagte Bügner. „Ich mag solche Ziele, weil sie einen selbst herausfordern und man schauen muss, wo man selbst steht.“ Im DLV sei sehr viel Know-how vorhanden. „Das versuchen wir, in naher Zukunft praxiswirksam umzusetzen. Wir versuchen jetzt - salopp formuliert - die PS auf die Straße zu bringen“, kündigte der promovierte Sportwissenschaftler an.

Die WM in Budapest soll aber nicht nur eine Durchgangsstation auf den Weg nach LA sein.   „Natürlich haben wir vor, bei der in Budapest wesentlich besser abzuschneiden - im Übrigen unter ganz anderen Rahmenbedingungen“, bekräftigte er mit dem Hinweis auf die der Pandemie geschuldeten kurzen Abfolge von WM und EM in einem Jahr. „Wir wollen immer erfolgreich sein. Aber bitte das Gesamtgefüge im Blick behalten“, mahnte Bügner.

© dpa-infocom, dpa:230622-99-145907/2


Von dpa
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