Ist das die Konsole, die sich alle gewünscht haben? Mit der Switch 2 hat Spielehersteller Nintendo am 5. Juni den Nachfolger seiner erfolgreichsten Konsole in den Markt geschickt.
Damit geht Nintendo einen Weg, den auch die anderen Player auf dem Konsolenmarkt nehmen: Upgrade statt Revolution. Der Sprung lässt sich eher mit einem Wechsel von einem iPhone 12 auf ein iPhone 15 vergleichen als mit einem echten Generationenwechsel, wie er etwa einst zwischen den Nintendo-Konsolen Gamecube und Wii stattfand.
Am grundlegenden Konzept hat sich nichts geändert. Der große Vorteil bleibt es, auch die Switch 2 per Dock nahtlos vom Handheld- in den TV-Konsolen-bringen zu können. Die zwei – jetzt über Magnete – anschließbaren, Joycon genannten Controller laden dazu ein, an einer Konsole gemeinsam zu spielen.
Die bisherige Switch auf die neue Konsole umzuziehen, funktioniert recht einfach: Das Menü führt durch die Migration, die im Test nach rund zehn Minuten abgeschlossen war. Auf dem Vorgänger installierte Spiele wurden danach im Hintergrund heruntergeladen. Die Switch 2 ist fast komplett rückwärts kompatibel mit der Switch 1, auch diverse Hardware wie der Pro Controller lässt sich weiterverwenden.
Verbessert wurde derweil vor allem die Technik. Eingebaut ist jetzt ein etwas größerer LCD-Screen mit einer Auflösung von 1920 mal 1080 Pixeln (Full-HD), im TV-Modus schafft die Konsole auch eine 4K-Auflösung. Je nach Spiel geht die Bildwiederholung auf bis zu 120 Frames pro Sekunde (FPS), und auch Spiegelungen und Lichteffekte können durch Raytracing aufgehübscht werden.
Mit dem größeren Screen kommen auch größere Controller, was vor allem Erwachsenenhänden zugutekommt, die mit dem kleinen Format der Vorgängerin gerne mal etwas verkrampfen konnten.
Vieles geht auch einfach schneller. Vergleichende Videos zeigten deutlich verbesserte Ladezeiten in Spielen. Und auch Nintendos E-Shop fühlt sich nicht mehr an, als würde er gegen die Internetverbindung ankämpfen müssen.
Generell: Nintendo scheint mit der Switch 2 endlich im Online-Zeitalter angekommen zu sein. Ein zentrales neues Feature ist der sogenannte Gamechat: Über den neuen C-Button auf dem Controller gelangt man in ein Menü, über das sich Spielende online mit ihren Freundinnen und Freunden verbinden können.
Dort öffnet sich ein Sprachchat, der mit einer separat erhältlichen USB-C-Kamera zum Videochat erweitert werden kann. Für den Gamechat müssen sich Spielende separat mit einer Handynummer anmelden. Noch ist das Feature kostenfrei, ab dem 31. März 2026 wird dafür eine kostenpflichtige Mitgliedschaft bei Nintendo Switch Online benötigt (aktuell ab circa 20 Euro jährlich).
Die Sprachqualität erinnert dabei an Videokonferenz-Tools, wenn ein Mikrofon in einem Meetingraum in der Mitte eines Tisches steht. Das ist in Ordnung, gelegentlich muss man bei einem genuschelten Satz noch mal nachfragen. Hintergrundgeräusche wie auf Dachfenster prasselnder Sommerregen werden herausgefiltert. Recht gut funktioniert im Test auch die automatische Transkription.
Wichtig: Die Gespräche werden aufgezeichnet und zeitweise auf der eigenen Konsole und auf jener der Gesprächspartner gespeichert. Sollte jemand ein Gespräch melden - etwa wegen Beschimpfungen oder Hassrede - werden die Aufzeichnungen mit Nintendo geteilt. Man kann beim Meldevorgang eine Aufzeichnung der vergangenen drei Minuten einsehen und die betreffenden Stellen markieren.
Die Videoqualität der Nintendo-Kamera ist ausreichend für das, was sie tun soll: Die Spielenden im Call werden bildlich freigestellt und auf Wunsch vor einen leeren Hintergrund oder das eigene Gameplay platziert. Man wird dadurch quasi zum Twitch-Streamer, für die Menschen in der Freundesliste. Nur mit schlechter Bildwiederholrate. Und die Kamera tut sich mitunter schwer, die Person von der Couch zu trennen und zeigt so etwas mehr – oder weniger – als sie sollte.
Dass auch die Switch 2 kein Hardware-Powerhouse wird, war schon zuvor klar. Die Limitierungen werden besonders deutlich in einem Spiel wie „Cyberpunk 2077“, das sich zwar spielen lässt, bei weitem jedoch nicht an die Qualität auf anderen Plattformen heranreicht.
Doch die Erwartung bleibt, dass auch über die Lebensdauer der Switch 2 hinweg mehr große AAA-Titel wie die Reihen „Call of Duty“ oder „EA Sports FC“ in vollem Umfang auf die Nintendo-Konsole kommen.
Das spielerische Aushängeschild ist jedoch zunächst Mario Kart World. Es ist einer der insgesamt rund 25 Launch-Titel, zu denen auch aufgehübschte Varianten von Switch-1-Spielen wie „The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom“ gehören. Das neue „Mario Kart World“ bietet viel Bekanntes: Arcade-Auto-Rennen mit den Mario-Charakteren (neu dabei unter anderem: ein Pinguin und eine Kuh), verschiedene Spielmodi für die Couch oder Online-Gaming und vor allem zugänglichen, einfachen Spielspaß.
Neu ist die frei befahrbare, offene Welt, in der die Rennstrecken fast wie natürlich eingebaut sind. Das ist dann beeindruckend, wenn man im neuen Spielmodus Knockout-Tour ein langes, geradliniges Rennen fährt oder im Versus-Modus individuell den nächsten Kurs danach auswählt, wo man sich gerade auf der Karte befindet. Spannendes zu entdecken gibt es – neben ein paar kleinen Münz-Herausforderungen – in dieser offenen Welt jedoch relativ wenig, was man nicht ohnehin schon in den Rennen sehen würde.
Ein direkter Kauf zum Launch lohnt sich wohl nur für riesige Fans, die mit „Mario Kart World“ Hunderte Stunden verbringen können. Wer schon eine Switch 1 besitzt, kann damit beruhigt weiterspielen, ohne Angst, etwas zu verpassen. Zumindest, bis auch die nächsten großen hauseigenen Titel „Donkey Kong Bananza“ (17. Juli) und „Metroid Prime 4 Beyond“ (2025) erschienen sind.
Das liegt auch am stolzen Preis der Konsole und der Spiele. Knapp 470 Euro kostet die Konsole allein, im Bundle mit „Mario Kart World“ knapp 510 Euro. Der Launch-Titel „Mario Kart World“ schlägt im Einzelkauf mit 80 Euro (digital) oder 90 Euro (physisch) zu Buche. Der Pro Controller kostet auch noch einmal rund 90 Euro. Wer bis Weihnachten warten kann, wird voraussichtlich mit weiteren Spielen und gegebenenfalls dem ein oder anderen Angebot belohnt werden.
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