Die besten jungen kreativen Köpfe sitzen einer Studie zufolge in Singapur, Südkorea, Kanada, Australien und Neuseeland - deutsche Teenager schneiden bei kreativem Denken eher durchschnittlich ab. Das ergab eine Sonderauswertung der aktuellsten Pisa-Studie, die von der für Pisa verantwortlichen Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) veröffentlicht wurde.
Jugendliche in Deutschland können demnach genauso gut kreativ denken wie der Durchschnitt ihrer Altersgenossen in den OECD-Staaten und liegen damit etwa auf einer Stufe mit Gleichaltrigen in Spanien, Frankreich, den Niederlanden oder Israel.
Bei Pisa werden alle drei Jahre 15- bis 16-Jährige in Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften getestet. Die Ergebnisse der aktuellsten Studie wurden im Dezember vorgestellt. Die Tests dazu - auch der vorliegende - wurden bereits 2022 gemacht. Deutsche Schülerinnen und Schüler hatten dabei die schwächsten Leistungswerte erreicht, die für Deutschland jemals im Rahmen von Pisa gemessen wurden. Neben dem Standard-Test wurde diesmal auch erhoben, wie kreativ Schüler in diesem Alter denken können.
So wurden die Teilnehmer etwa aufgefordert, innerhalb von fünf Minuten drei unterschiedliche Ideen aufzuschreiben, die das Bewusstsein für die Bedeutung von Bienen stärken könnten. In anderen Aufgaben sollten sie Sprechblasen in einem vorgegebenen Comic möglichst kreativ ausfüllen oder ein Plakat mit Weltall-Ansicht so verändern, dass es zum Thema „Leben im Weltall“ passt. Rund 5900 Schülerinnen und Schüler bearbeiteten den Angaben zufolge in Deutschland diesen Kreativ-Test.
Es sei dabei um die Frage gegangen, ob sich die Jugendlichen eine originelle Idee ausdenken, fremde Ideen weiterentwickeln und sich mehrere Ideen zur gleichen Frage einfallen lassen könnten, erklärte die Bildungsforscherin und Leiterin des deutschen Teils der PISA-Studie, Doris Lewalter von der TU München.
„Es geht darum, soziale und naturwissenschaftliche Probleme zu lösen und sich schriftlich und visuell auszudrücken.“ Die Auswertung zeige, dass die Fähigkeit zum kreativen Denken wesentlich mit den Kernkompetenzen in Mathematik, im Lesen und in Naturwissenschaften zusammenhänge, hieß es in einer Mitteilung der Universität.
Die Studie kommt zu dem Schluss, dass sich beim kreativen Denken ein vergleichbares Muster zeigt, wie im allgemeinen Pisa-Test: Vorn liegen die ostasiatischen Staaten und hinten die Staaten Lateinamerikas. Auffällig seien auf den zweiten Blick aber die hohen kreativen Leistungen Jugendlicher aus Australien und Neuseeland, die bei den Mathetests nicht in der oberen Hälfte der OECD-Staaten landeten. In allen Staaten der OECD bescheinigt die Studie Mädchen höhere Kompetenzen im kreativen Denken als Jungen. In Deutschland sei dieser Effekt stärker ausgeprägt als im Durchschnitt der anderen OECD-Staaten.
Und auch in dieser Studie zum kreativen Denken zeigen sich, wie auch bei den Pisa-Ergebnissen zu Mathe, Lesen und Naturwissenschaft wieder deutliche Unterschiede „zulasten sozial benachteiligter Schülerinnen und Schüler sowie zulasten von Schülerinnen und Schülern mit Zuwanderungshintergrund“, wie das Bundesbildungsministerium und die Kultusministerkonferenz in einer Mitteilung formulierten.
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