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Veröffentlicht am 30.01.2025 06:30

Plustern, Kuscheln und mehr: Vogeltricks gegen eisige Kälte

Handschuhe, Mütze, Schal: Bayern zieht sich warm an, um gut durch den Winter zu kommen. Doch auch die Vögel im Freistaat haben clevere Strategien entwickelt, bei Kälte und Nahrungsknappheit zu überleben.

„Viele Vögel haben uns bereits im Herbst verlassen und überwintern im Süden. Doch Standvögel wie Blaumeise, Kohlmeise oder Kleiber widersetzen sich den harten Winterbedingungen und plustern, futtern und kuscheln, um sich warm zu halten“, sagt die LBV-Expertin Angelika Nelson. Der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) erklärt, mit welchen Maßnahmen sich Vögel vor den frostigen Temperaturen schützen.

Aufplustern wie eine Daunenjacke

Auch bei Minusgraden müssen Vögel eine Körpertemperatur von 38 bis 42 Grad Celsius aufrechterhalten. „Anstelle einer dicken Winterjacke hilft den Tieren das Aufplustern ihres Gefieders. Dadurch entsteht rund um den Vogelkörper eine isolierende Luftschicht, die vor Kälte schützt – wie bei einer guten Daunenjacke“, so Angelika Nelson.

Auch die kugelige Form der aufgeplusterten Tiere, wie sie bei Rotkehlchen und Amseln häufig zu sehen ist, hilft gegen die Kälte. Sie ergibt im Verhältnis zum Körpervolumen die geringste Oberfläche, über die Wärme verloren geht. Zusätzlich schützen wasserabweisende Deckfedern die darunterliegenden, wärmenden Daunen vor Nässe. Auch Wasservögel, wie Stockenten, bekommen trotz nackter Beine keine Erkältung: „Ein spezielles Wärmeaustauschsystem kühlt die Beine auf fast null Grad ab. Dadurch frieren Enten und Möwen auf dem Eis eines Gewässers nicht an.“

Fetthaltiges Futter bringt Wärmeenergie

Damit der Vogelkörper auch in kalten Nächten warm bleibt, muss er viel Energie verbrennen. Daher sind die Vögel tagsüber unermüdlich damit beschäftigt, ausreichend Futter aufzunehmen. An den kurzen Wintertagen bleibt ihnen dafür sehr wenig Zeit. „Beliebte Energielieferanten in der Vogelwelt sind vor allem fetthaltige Samen von Bäumen und Beeren heimischer Sträucher, wie Weißdorn, Schlehe oder Liguster. Auch ölhaltige Samen verblühter Wildstauden bieten Vögeln über den Winter wichtige Nahrung“, sagt die LBV-Biologin.

Manche Vogelarten legen sogar Wintervorräte an: Eichelhäher beispielsweise sammeln und verstecken bereits im Herbst energiereiche Eicheln für die kalte Zeit. „Einigen Arten gelingt es, sogar im Winter Insekten zu erbeuten. Buntspechte picken Käferlarven aus morschen Stämmen. Wintergoldhähnchen und Blaumeisen suchen Äste und Zweige nach überwinternden Sechsbeinern und Spinnen ab“, berichtet die Vogelexpertin.

Vorteile des Stadtlebens nutzen

Wird es in einem Gebiet besonders kalt und erschweren Eis und Schnee die Nahrungssuche, fliegen einige Vögel, wie Enten, Finken und Stare, in wärmere Gefilde in der Nähe. „Vor allem in den Siedlungen ist es im Freien durchschnittlich etwas wärmer als im Umland. Das erhöht die Überlebenschancen. Auch mehr Nahrungsquellen, wie Futterstellen, Komposthaufen und Abfälle, stehen zur Verfügung und machen Städte und Dörfer interessant für Vögel“, sagt Angelika Nelson. Stare und Wacholderdrosseln kommen dann oft in großer Zahl in die Gärten, um Fallobst zu verspeisen.

In Gärten und an Balkonen finden sich häufig Nistkästen, die sich nicht nur fürs Brutgeschäft, sondern auch zum Überwintern eignen. Kohlmeisen oder Kleiber verwenden sie in den Winternächten als Schlafstuben. Das schützt sie vor Wind, Kälte und zu hohem Energieverlust. „Zaunkönige kuscheln sich sogar zu mehreren im Kasten zusammen, um sich gegenseitig zu wärmen“, so die LBV-Biologin. „Die meisten Vögel schlafen aber aufgeplustert in Bäumen und Büschen im Freien. In naturnahen Gärten finden sie vielfältige Strukturen, regionale Gehölze und Beerensträucher, die Schutz bieten und gleichzeitig Nahrung liefern.“

Jetzt Vögel mit Wassertränke unterstützen

Da viele Wasserquellen, wie Pfützen oder das Wasser in der Regenrinne, momentan zugefroren sind, ist es sinnvoll, jetzt eine Vogeltränke im Garten oder auf dem Balkon aufzustellen. Dort können die gefiederten Gäste trinken oder baden. Dafür eignet sich auch ein tiefer Teller oder ein Blumentopfuntersetzer. „Auf Holzpflöcke gestellt und mit einer Grabkerze darunter bleibt die Vogeltränke auch bei Kälte eisfrei. Am besten nimmt man die Schale über Nacht mit ins Warme und befüllt sie morgens mit frischem Wasser“, erklärt Angelika Nelson.

Der Eichelhaeher legt im Winter Futternester an.  (Foto: Olaf Broders, LBV Bildarchiv)
Der Eichelhaeher legt im Winter Futternester an. (Foto: Olaf Broders, LBV Bildarchiv)
Der Eichelhaeher legt im Winter Futternester an. (Foto: Olaf Broders, LBV Bildarchiv)
Die Amsel kann ihr Gefieder aufplustern, um sich vor der Kälte zu schützen. (Foto: Frank Derer, LBV Bildarchiv)
Die Amsel kann ihr Gefieder aufplustern, um sich vor der Kälte zu schützen. (Foto: Frank Derer, LBV Bildarchiv)
Die Amsel kann ihr Gefieder aufplustern, um sich vor der Kälte zu schützen. (Foto: Frank Derer, LBV Bildarchiv)
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