Zum Auftakt der Festspiele in Bayreuth hat Kulturstaatsministerin Claudia Roth ihren Wunsch nach Neuerungen auf dem Grünen Hügel bekräftigt - auch ohne andere Opern. „Natürlich steht Bayreuth für Wagner und Wagner für Bayreuth“, sagte die Grünen-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. „In Bayreuth Wagner zur Aufführung zu bringen, ist natürlich der grundlegende Markenkern dieses einzigartigen Festivals, und daran will ich selbstverständlich nichts ändern.“
Die Festspiele sind seit 1876 den zehn letzten Opern Richard Wagners (1813–1883) vorbehalten. Mit einem Vorstoß zur Erweiterung des Repertoires mit Opern auch anderer Komponisten hatte Roth jüngst Kritik und Kopfschütteln nicht nur in der Wagner-Welt verursacht.
Nun sagt die Politikerin: „Die künstlerische Leitung für Bayreuth liegt bei Katharina Wagner, auch für die nächsten Jahre. Über das künstlerische Repertoire auf dem Hügel entscheidet sie – und ganz bestimmt nicht die Kulturpolitik.“ Sie treibe allerdings die Frage um, wie in Bayreuth und bei vielen anderen Kulturinstitutionen das Publikum von morgen gewonnen werden könne. „Und das Publikum von morgen wird in unserem Land, das nach Europa und in die Welt ausgerichtet ist, noch vielfältiger sein, als es heute schon ist. Darum sollten wir uns alle im Kulturbereich stärker kümmern.“
Katharina Wagner habe mit Kinderopern bereits neue Wege beschritten. Das zeige in die richtige Richtung. „All jene im Kulturbereich, die Neues wagen und anpacken wollen, um ein breiteres, vielfältigeres und jüngeres Publikum zu gewinnen und sich damit auch gut für die Zukunft aufzustellen, werden mich da an ihrer Seite haben.“
Roth sieht die Festspiele gerüstet. „Mit den nun von allen Beteiligten beschlossenen Strukturreformen können die Bayreuther Festspiele auch für die Zukunft sehr gut aufgestellt werden.“ Mit der neuen Position eines General Managers könnten Marketing, Einwerbung von Drittmitteln und organisatorische Weiterentwicklung gezielter angepackt werden.
Zu dem Gesamterlebnis der Bayreuther Festspiele gehöre das historisch und architektonisch einzigartige Festspielgebäude, dessen notwendige Sanierung die Kulturstaatsministerin gesichert sieht.
Dafür werde gemeinsam mit Bayern, den Festspielen, der Richard-Wagner-Stiftung und der Stadt eine Verwaltungsvereinbarung unterzeichnet. „Der Bund wird dafür Mittel in der Höhe von bis zu 84,7 Millionen Euro bereitstellen, die andere Hälfte wird durch das Land Bayern geleistet.“ Während der Sanierung solle der Festspielbetrieb weiter möglich sein.
Ein „wichtiges Zeichen“ sieht Roth darin, dass bei dieser Ausgabe der Festspiele erstmals mehr Frauen als Männer am Pult stehen. Mag Roth eine Wagner-Oper besonders? „Ich bin sehr gespannt auf „Tristan und Isolde” heute. Wie Wagner hier Liebe, Leidenschaft, Verlangen und den Schmerz von Liebenden, die letztlich nicht zusammenkommen können, musikalisch zur Sprache bringt, hat mich immer tief berührt und begeistert.“
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