Schuljahr startet mit mehr Schülern und unklarer Perspektive | FLZ.de | Stage

arrow_back_rounded
Lesefortschritt
Veröffentlicht am 12.09.2025 12:32, aktualisiert am 12.09.2025 14:17

Schuljahr startet mit mehr Schülern und unklarer Perspektive

Stolz ist seit zwei Jahren Kultusministerin. (Foto: Peter Kneffel/dpa)
Stolz ist seit zwei Jahren Kultusministerin. (Foto: Peter Kneffel/dpa)
Stolz ist seit zwei Jahren Kultusministerin. (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Auch die längsten Ferien gehen einmal zu Ende: Am Dienstag geht für rund 1,76 Millionen Schülerinnen und Schüler in Bayern die Schule wieder los. 132.000 Mädchen und Jungen dürften besonders aufgeregt sein: Sie starten als Erstklässler ihre Schullaufbahn. Damit steigt nach Angaben von Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) die Schülerzahl im Vergleich zum Vorjahr um rund 46.000. Insgesamt gibt es über 6.000 Schulen im Freistaat.

„Wir starten mit wichtigen Neuerungen und klaren Schwerpunktsetzungen in das neue Schuljahr“, sagte Stolz. Das Schuljahr stehe unter dem Motto „Fit für die Zukunft“. „Wir setzen auf mehr Bewegung, mehr Medienkompetenz, mehr Chancengleichheit, mehr politische Bildung und weniger Bürokratie.“

Lehrermangel bleibt auf absehbare Zeit ein Problem

„Der Lehrermangel ist und bleibt an den meisten Schulen eine große Herausforderung“, sage Stolz. Es gebe weiterhin eine Mangelsituation, „aber wir gehen die aktiv an und vor allem transparent an“. Die Ministerin zeigte sich dennoch zuversichtlich, dass die Schulen trotz der steigenden Schülerzahlen gut aufgestellt seien.

Insgesamt seien 1.300 neue Stellen für Lehrerinnen und Lehrer geschaffen worden. Bayernweit habe es rund 4.200 Einstellungen gegeben. Das seien deutlich mehr als in den Vorjahren. Stolz betonte, dass sie weiterhin an der Verbeamtung von Lehrern festhalten wolle.

Hinzu kommen laut Ministerium 600 zusätzliche Stellen für sogenannte multiprofessionelle Kräfte, also etwa pädagogische Unterstützungskräfte oder Schulverwaltungspersonal. Auch bei der Zahl der Lehramtsabsolventen gebe es einen leichten Anstieg auf dann 4.200 Referendarinnen und Referendare. Hinzu kommen 570 Quereinsteiger, die in die Vorbereitung starten.

Ein besonderes Augenmerk lag in diesem Jahr auf den Gymnasien, wo es durch die zusätzliche 13. Stufe rund 30.000 zusätzliche Schüler gibt. Laut Philologenverband steht der Unterricht trotz allem auf „soliden Füßen“.

Wie geht es 2026 weiter?

Schon für das übernächste Schuljahr sind die Aussichten aber alles andere als rosig: Trotz Warnungen vor einem sich zuspitzenden Lehrermangel gibt es in der Staatsregierung noch keine Pläne für Neueinstellung nach dem Jahr 2026. Der weitere Verlauf hänge von den künftigen Haushaltsverhandlungen ab, sagte Stolz. „Und da werde ich mich natürlich mit aller Kraft für unsere Schulen auch weiterhin einsetzen.“

Der Realschullehrerverband warnte: „Mit Blick auf die Personalsituation braut sich ein Sturm am Horizont zusammen. Die aktuelle Einstellungssituation darf nicht über die massiven Personalprobleme hinwegtäuschen, die uns in den nächsten Jahren mit voller Wucht treffen werden.“ Bis 2032 gebe es allein an den Realschulen eine Deckungslücke von rund 780 Lehrkräften.

Für das Jahr 2026 gilt in Bayern eine Sonderregelung für staatlichen Stellen – das beschlossene Moratorium bedeutet, dass für das Schuljahr 2026/27 keine neuen Lehrerstellen geschaffen werden dürfen. Neueinstellungen sind also nur für frei werdende Posten möglich.

Lehrerverbände hatten deshalb bereits wiederholt davor gewarnt, dass sich dadurch der Mangel an Lehrkräften weiter verschärfen werde. Auf das nun beginnende Schuljahr werde sich das geplante Stellenmoratorium jedoch nicht auswirken, so Stolz.

Exen bleiben

Die bei Schülerinnen und Schülern oft besonders ungeliebten Exen wird es weiter geben. „Ich will unangekündigte Leistungsnachweise nicht verbieten. Ich halte generell wenig von pauschalen Verboten“, sagte Stolz. So bleibt es weiterhin im Ermessen der Lehrer, wie sie damit umgehen.

Unangekündigte Leistungsnachweise könnten Schülerinnen und Schüler laut der Ministerin befähigen, mit Situationen spontan und adäquat umgehen zu können. Kritiker bemängeln, dass dadurch die Schüler unter einen Leistungsdruck gestellt werden, der am Ende sogar kontraproduktiv sein kann.

Bildschirmzeit an Grundschulen – mehr Bewegung

Laut Stolz soll es an Bayerns Schulen eine Strategie der „Digitalisierung mit Konzept und Augenmaß“ geben: „An unseren Schulen sollen gerade in den ersten Schuljahren die Basiskompetenzen wieder im Vordergrund stehen. Das heißt Lesen, Schreiben und Rechnen.“ Natürlich müssten Kinder auch die Risiken der digitalen Welt kennenlernen, altersangemessen und mit Augenmaß.

Als Orientierung gelte daher, dass Grundschulkinder nicht länger als 20 Minuten am Stück mit einem digitalen Gerät arbeiten sollten. Zugleich werde im neuen Schuljahr an allen Grundschulen der Anteil verbindlicher Bewegungseinheiten mit der „Bewegungs-Halbestunde“ deutlich erhöht.

Mehr Medienkompetenz

Auch die Medienkompetenz soll künftig einen höheren Stellenwert erhalten. Deshalb soll es als Hilfestellung für die Schulen und zur Stärkung der Grundschüler und der Jahrgangsstufen 5 bis 8 den „digitalkompass.schule“ geben.

Dieser besteht aus drei Bausteinen, von denen mit dem „Tablet-Kompass“ und dem „KI-Kompass“ zwei Elemente bereits in diesem Schuljahr zur Verfügung stehen. Der „Social Media-Kompass“ komme später noch hinzu.

Neue Deutschklassen 

Zur Verbesserung der Integration gibt es ein neues Angebot: Die neuen schulartunabhängigen Deutschklassen mit dem Schwerpunkt Alphabetisierung richten sich – zunächst als Modellprojekt an ausgewählten Standorten – etwa an Kinder und Jugendliche, die ohne jede Schulerfahrung nach Deutschland kommen.

© dpa-infocom, dpa:250912-930-29364/2


Von dpa
north