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Veröffentlicht am 07.03.2025 11:30

Umgang mit NS-Raubkunst - Knobloch: Vertrauen erschüttert

Übt Kritik an der Bayerischen Staatsgemäldesammlung: Charlotte Knobloch. (Archivbild)  (Foto: Christoph Reichwein/dpa)
Übt Kritik an der Bayerischen Staatsgemäldesammlung: Charlotte Knobloch. (Archivbild) (Foto: Christoph Reichwein/dpa)
Übt Kritik an der Bayerischen Staatsgemäldesammlung: Charlotte Knobloch. (Archivbild) (Foto: Christoph Reichwein/dpa)

Die nun entflammte Debatte um den Umgang der bayerischen Staatsgemäldesammlungen mit NS-Raubkunst löst in der jüdischen Gemeinschaft große Verunsicherung aus. Das schrieb Charlotte Knobloch, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, in einem Gastbeitrag für die „Süddeutsche Zeitung“: „Das Vertrauen in die Glaubwürdigkeit von Politik und Museen in Sachen Restitution geraubten Gutes ist erschüttert – es darf nicht verspielt werden.“

Weiter hieß es: „Dass heute, 80 Jahre nach der Befreiung vom Nationalsozialismus und mehr als 25 Jahre nach der Unterzeichnung der Washingtoner Prinzipien, auch nur der Verdacht besteht, dass Nachkommen der einstigen Eigentümer von Raubkunst hingehalten und von einem der bedeutendsten Museen des Landes Kunstwerke zurückgehalten werden, ist unerträglich. Bekenntnisse zur historischen Verantwortung haben wir lange genug gehört.“

Kritik an Staatsregierung

Die Washingtoner Prinzipien haben 1998 das Vorgehen bei der Identifizierung und Klärung der Besitzverhältnisse von NS-Raubkunst festgehalten.

Nachfahren von jüdischen Kunstbesitzern und deren Rechtsanwälte hatten die bayerische Staatsregierung zuletzt scharf kritisiert und verlangt, dass der Freistaat bei der Provenienzforschung zu NS-Raubkunst transparenter und schneller arbeiten müsse. Die Staatsgemäldesammlungen, die unter anderem die berühmten Pinakotheken in München betreiben, stehen im Zentrum der Kritik.

Knobloch rief die Verantwortlichen dazu auf, nun „schnellstmöglich Klarheit“ zu schaffen. Geraubtes Gut müsse endlich zurückgegeben werden. „Dass der Bayerische Landtag nun einstimmig entsprechende Maßnahmen beschlossen hat, ist ein erster unerlässlicher Schritt. Die Eigentümer und ihre Erben haben einen Anspruch auf eine zügige Umsetzung.“

„Es war Raub aus niedrigsten Beweggründen“

Bei der Rückgabe von Kunstwerken, die die Nazis einst jüdischen Menschen geraubt hatten, gehe es um Gerechtigkeit, schrieb Knobloch. „Das Unrecht, das den einstigen Eigentümern angetan wurde, ist nicht wiedergutzumachen.“ Alle seien verfolgt und viele aus Deutschland vertrieben worden. „Sie wurden verschleppt, gequält, ermordet. Davor wurden sie systematisch erniedrigt – und mit erpresserischen Mitteln um ihr Hab und Gut gebracht, das fortan die nationalsozialistischen Herrscher und ihre Gefolgsleute bereicherte. Es war Raub aus niedrigsten Beweggründen: Judenhass und Habgier.“

Intern hatte es bei der Staatsgemäldesammlung offenbar vor einigen Jahren Kritik am Umgang mit der NS-Raubkunst gegeben. Eine Sprecherin der staatlichen Einrichtung erklärte, dass Mitarbeiter im Jahr 2022 ein Dokument dazu verfasst hätten. Allerdings habe es Generaldirektor Bernhard Maaz nicht erreicht. Zuvor hatte die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet, dass der Zeitung das Papier zugespielt worden sei.

Bayerns Kunstminister Markus Blume (CSU) hatte zuletzt gewisse Fehler eingeräumt und Maßnahmen angekündigt, um die Situation zu verbessern. Unter anderem soll es zusätzliche Stellen geben. Eine Million Euro wurde von Blume für die Verbesserung der Provenienzforschung zur Verfügung gestellt.

© dpa-infocom, dpa:250307-930-396611/1


Von dpa
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