Für die anstehende vorgezogene Bundestagswahl mussten sich die Parteien etwas mehr sputen, als es ursprünglich nötig gewesen wäre. Im Wahlkreis 242, der einen Großteil des Landkreises Neustadt/Aisch-Bad Windsheim umfasst sowie die Stadt und den Landkreis Fürth, sind etliche Personalentscheidungen gefallen.
Alle beim vorigen Mal (2021) in den Berliner Reichstag gewählten Parteien haben im Fürther Wahlkreis mit der neuen Nummer 242 ihren Direktkandidaten bestimmt – und zwar ausschließlich Männer:
Von anderen Parteien wurden folgende Kandidaten und Kandidatinnen nominiert:
Mit Tobias Winkler (CSU) und Carsten Träger (SPD) gehen zwei amtierende Bundestagsmitglieder erneut an den Start. Die Sozialdemokraten hievten ihren Direktkandidaten bereits im Juli auf den Schild. Winkler wurde ebenfalls zeitig, im Oktober, von seiner Partei aufgestellt, also noch bevor die Regierungskoalition in Berlin am 6. November endgültig zerbrach.
Der 46-Jährige aus Roßtal ist als Erststimmensieger von 2021 im Wahlkreis Fürth sozusagen der Titelverteidiger. Er geht somit als Favorit ins Rennen; sein Abstand zum Zweitplatzierten Träger betrug damals über 17 Prozentpunkte.
Der SPD-Mann aus Fürth ist 51 Jahre alt und bereits seit 2013 im Bundestag – mit einer kurzen Unterbrechung im Wahljahr 2017 (damals hatte Träger den Wiedereinzug über die SPD-Landesliste haarscharf verpasst, doch rückte er bereits kurz nach Beginn der Wahlperiode – nach einem Todesfall unter den bayerischen SPD-Bundestagsabgeordneten – noch nach).
Für die Grünen tritt diesmal Kamram Salimi an. Der 55-Jährige ist Sprecher seiner Fraktion im Fürther Stadtrat und tritt als Direktkandidat im Wahlkreis Fürth nun in die Fußstapfen des Uffenheimers Uwe Kekeritz, der dies 2021 war. Kekeritz hatte damals mit fast 14 Prozent Platz drei unter den Direktkandidaten belegt und den Einzug in den Bundestag über die Grünen-Landesliste knapp verpasst. Doch ist er als Nachrücker nun für die letzten Tage der auslaufenden Wahlperiode wieder zurück im Parlament.
Für die AfD geht neuerdings Bastian Treuheit aus Zirndorf ins Rennen. Der 27-jährige Zirndorfer Stadtrat und Kreisrat im Landkreis Fürth wurde erst in der zweiten Januarwoche für den zunächst vorgesehenen Thomas Klaukien nachgewählt. Klaukien trat von seiner Kandidatur zurück, nachdem er bei der Aufstellung der Landesliste kurz vor Weihnachten keine Position erreicht hatte, die ihm Aussicht auf ein Bundestagsmandat geben würde.
Die FDP tritt erneut mit Daniel Bayer an. Auch der 28-jährige Informatiker aus Fürth hatte schon 2021 für die Liberalen ums Direktmandat kandidiert und mit 6,6 Prozent der Stimmen Platz fünf im Wahlkreis Fürth belegt.
Für die Linke geht diesmal Niklas Haupt ins Rennen. Der 38-jährige Fürther tritt damit in die Fußstapfen des Dietersheimers Dr. Hermann Ruttmann, der 2021 gut drei Prozent der Erststimmen erhalten hatten.
Für die Freien Wähler ist Andreas Scholz im Rennen. Der 41-Jährige wurde am 1. Advent in Seukendorf nominiert. Sein Wohnort Gerhardshofen liegt zwar im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim, gehört aber zum Wahlkreis Erlangen. Eine Kandidatur in einem anderen als dem eigenen Wahlkreis ist aber durchaus zulässig.
Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) hat noch nicht endgültig entschieden, ob es überhaupt einen Direktkandidaten im Fürther Wahlkreis aufstellt. Pflicht ist dies nicht. Für die Sitzzahl im Parlament ist für jede Partei nur die Zweitstimme maßgeblich.
Für die ÖDP stellt sich Tristan Billmann dem Votum der Wählerinnen und Wähler. Der 30-jährige Landwirt aus dem Emskirchener Ortsteil Gunzendorf hatte bereits bei den Landtagswahlen 2023 für die Ökodemokraten um die Erststimmen geworben.
Von den Kleinstparteien hat Volt wieder Andreas Schmidtell nominiert. Auch er war bereits 2021 am Start. Die kleinen Parteien haben allerdings das Problem, dass sie – anders als die etablierten Parteien – für die Zulassung zur Wahl Unterstützungsunterschriften brauchen. Der frühe Wahltermin erschwert dies.
Bei den 2021er Wahlen waren im Wahlkreis Fürth 28 Parteien angetreten, davon 13 auch mit einem Direktkandidaten.
Das reformierte Wahlrecht birgt indes für die CSU-Direktkandidaten eine Tücke. Es gibt keine Überhangmandate mehr. Die CSU darf künftig nur noch so viele Abgeordnete nach Berlin entsenden, wie ihr nach ihrem Zweitstimmenanteil zustehen. Hätte das jetzige Wahlrecht schon 2021 gegolten, so wäre Winkler nicht im Bundestag. Mit seinen 33,5 Prozent hatte er das achtschlechteste Ergebnis unter den 45 erfolgreichen CSU-Direktkandidaten. Die CSU hatte aber über die Erststimme neun Kandidaten mehr durchgebracht, als ihr nach ihrem Zweitstimmenergebnis zugestanden hätten.
Pessimistisch braucht Winkler dennoch nicht zu sein. Vier Aspekte dürften ihn trösten: 2021 war er noch Neuling; er darf hoffen, seinen Bekanntheitsgrad inzwischen gesteigert zu haben. Zum Zweiten steht die CSU in den bisherigen Umfragen deutlich besser da; steigt der Zweitstimmenanteil, so sinkt die Gefahr für die Direktkandidaten, nicht zum Zuge zu kommen. Drittens tun sich die CSU-Kandidaten vorrangig in den großstädtischen Wahlkreisen etwas schwerer; da werden voraussichtlich auch diesmal ein paar hinter Winklers Ergebnis zurückbleiben.
Und es gibt noch einen etwas pikanten vierten Helfer für Winkler: die Konkurrenz. Wenn die Freien Wähler mit ihrer Strategie, über Direktmandate in den Bundestag einzuziehen, erfolgreich sein wollen, so müssen sie der CSU das eine oder andere Direktmandat abluchsen – wofür politische Beobachter vor allem in Südbayern Chancen sehen. Damit sinkt dann automatisch bei der CSU die Zahl der möglichen Streichkandidaten. Aber selbst wenn die Freien Wähler scheitern sollten, könnten sie so manchem CSU-Direktkandidaten so viele Stimmen abnehmen, dass Winkler sie im parteiinternen Ranking überholen kann.
Im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim gehören nicht alle Orte zum Bundestagswahlkreis Fürth. Die drei Gemeinden Dachsbach, Gerhardshofen und Uehlfeld wurden zuletzt dem Wahlkreis Erlangen zugeschlagen. Die Übersicht über die Kandidatinnen und Kandidaten dort haben wir hier zusammengestellt:
Das übrige Westmittelfranken wird vom Wahlkreis Ansbach repräsentiert. Darin ist auch der Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen integriert. Alle Kandidatinnen und Kandidaten im Überblick finden Sie in diesem Artikel: