Die Zahl der Asylsuchenden in Deutschland steigt deutlich. In der ersten Jahreshälfte seien beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge in Nürnberg 150.166 Erstanträge auf Asyl eingegangen, geht aus der veröffentlichten aktuellen Asylgeschäftsstatistik der Behörde hervor. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres lag die Zahl bei 84.583.
Das bedeute einen Anstieg um 77,5 Prozent. 11.860 Anträge betrafen allerdings Kinder, die in Deutschland zur Welt kamen und noch kein Jahr alt sind. Die Zahl liegt auch noch deutlich unter den Jahren 2015 und 2016, als bis zu 745.000 Anträge in einem Jahr gestellt worden waren.
Das Bürgerkriegsland Syrien stellt mit 44.394 Asylsuchenden die größte Einzelgruppe, gefolgt von Afghanistan (28.635) und dem Nato-Partner Türkei (19.857). Auffällig ist der Anstieg der Zahl der Asylsuchenden aus Russland. Insgesamt 4154 Menschen aus Russland baten zwischen Januar und Juni um Asyl in Deutschland, alleine 617 im Monat Juni. Im gesamten Jahr 2022 hatte die Zahl der Erstanträge aus Russland bei 2851 gelegen.
Der Schutzstatus von Deserteuren und Kriegsdienstverweigern aus Russland ist umstritten. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hatte sich offen für den Schutz dieser Personengruppe gezeigt. Die Organisation Pro Asyl beklagte dagegen, dass einzelne Deserteure aus Russland vom Bundesamt in Nürnberg ablehnende Bescheide bekommen. Eine Entscheidung auf EU-Ebene steht aus. Im ersten Halbjahr wurden lediglich 166 der insgesamt 4952 Antragsteller als Asylsuchende oder Flüchtlinge anerkannt. Die weitaus größte Zahl der Verfahren ist noch anhängig.
In der ersten Jahreshälfte hat das Bundesamt über 132.747 Erst- und Folgeanträge entschieden. 51,6 Prozent der Antragsteller erhielten einen Schutzstatus. 27.541 Personen wurden abgelehnt. In 36.666 Verfahren gab es eine weitere Entscheidung. Etwa handelte es sich um sogenannte Dublin-Verfahren, oder das Verfahren wurde eingestellt, weil der Antrag zurückgezogen wurde. Knapp 177.000 Asylverfahren waren Ende Juni noch anhängig.
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