Lautes Gelächter im Bus, entstanden durch ein witziges Warnschild am Straßenrand. Danger Hippos, also Gefahr Flusspferde, steht drauf. Garniert mit zwei Ausrufezeichen und verziert mit einer Zeichnung wie aus einem Comic-Heft. Reiseleiter Bonolo Gaepee wartet ein bisschen, dann sagt er: „Das ist ernst gemeint. Ihr dürft hier abends nicht auf die Straße.“
Wir sind auf unserer Rundreise durch Südafrika in Santa Lucia angekommen, einem Städtchen in der Provinz KwaZulu-Natal an der Ostküste des Landes. Der Santa-Lucia-See schickt hier sein Wasser über eine dünne Verbindung in den Indischen Ozean. Und die Flusspferde kommen abends aus dem See und grasen in den Vorgärten. Wer sich ihnen dabei in den Weg stellt, ob nun bewusst oder aus Unkenntnis, geht ein hohes Risiko ein. Weil Touristen nicht einschätzen können, was so einem Koloss nicht passt, bleiben sie besser ganz außer Sichtweite.
„Der Zauber Südafrikas“ heißt die FLZ-Reise, bei der wir jetzt schon neun Tage lang gemeinsam unterwegs sind: Zeitungs-Leserinnen und -Leser im Alter zwischen 18 und 76 Jahren, darunter zehn aus Westmittelfranken. Mehr und mehr kennengelernt haben wir uns in dieser Zeit; durch Gespräche im Bus oder abends beim Essen. Aber auch durch das gemeinsame Erleben.
Da war zum Beispiel der gigantische Weitblick am Tafelberg in Kapstadt gleich zu Beginn der Reise. Keine Spur von dem Schleier, der den Berg meistens einhüllt und der den Spitznamen Tischtuch des Teufels trägt. Wir konnten gar nicht genug davon bekommen, von oben aufs Meer und auf Kapstadt hinunterzuschauen. Da war der nachdenklich-machende Ausflug nach Robben Island, also auf die Insel, auf der Nelson Mandela 18 Jahre lang gefangen gehalten wurde. Da waren die Brillen-Pinguine am Boulders Beach in der Nähe des Kaps der Guten Hoffnung. Unbeeindruckt von der Touristenschar mit all den Kameras bevölkern sie den Strand.
Da waren die Besuche eines Weinkellers in der Umgebung von Stellenbosch und einer Straußenfarm in der Region Kleine Karoo, dieser Halbwüstenlandschaft im zentralen Hochplateau Südafrikas. Da war die Wanderung im Tsitsikama-Nationalpark mit seinen hohen Bäumen und der Hängebrücke über die Mündungsschlucht des Storms Rivers. Sogar für eine kurze Badeeinlage im Indischen Ozean reichte die Zeit.
Da war der Abstecher in ein Museumsdorf der Swasi-Volksgruppe mit dem Kurz-Konzert eines stimmgewaltigen Chors, der auch schon in Europa aufgetreten ist. Da waren die Ausblicke auf die sich ständig verändernde, meist grüne Landschaft, durch die der Bus Kilometer um Kilometer rollte. Da waren die Blechhütten der Townships, der Armenviertel, von denen nahezu jede südafrikanische Stadt eines hat, und die von den tiefen Spuren der Apartheid auch 30 Jahre nach deren Ende zeugen. Unser 23-jähriger Reiseleiter, selbst im Township aufgewachsen, gibt mit Worten Einblicke. „Du hörst, was dein Nachbar tut. Du riechst, was ein Nachbar kocht.“ Die Toiletten aus Plastik ähneln Dixie-Klos. Mehrere Familien teilen sich eine. Wer sie benutzen will, muss erst den Schlüssel holen.
Und da waren schließlich – nach einem kurzen Inlandsflug – die Flusspferde von Santa Lucia. Für einige Teilnehmer hatte sich bis dahin, also bis Tag neun von insgesamt 14, schon ein Traum erfüllt: Einmal auf dem Tafelberg stehen, lange hatten sie dafür gespart, jetzt war es so weit.
Nicht alles läuft glatt bei einer solchen Reise; Pannen gehören dazu. Mal ist der Strom in der Unterkunft weg, mal ist die Klimaanlage im Bus überfordert. Mal streikt die Klimaanlage im Bus ganz und an der Raststätte, an der die Gruppe in den heruntergekühlten Räumen auf einen neuen Bus wartet, ist genau da Stromausfall. Mal ist in einem Hotel ein Zimmer zu wenig reserviert, mal stehen wir am verschlossenen Tor eines Parks, der eigentlich immer offen ist, aber halt seit kurzem doch sonntags zu hat.
Aber auch das ist Teil des Südafrikanischen Zaubers. Dieses Unperfekte, das bei uns aufs Optimieren getrimmten Touristen zwischendurch ein Ärger-Stirnrunzeln erzeugt. Lange hält das aber nicht an bei all der Schönheit, die uns in Südafrika umgibt. Was für eine Freude, was für ein Glück, dass wir hier sein dürfen.
Die Übernachtung in Santa Lucia läutet den zweiten Teil der Reise ein. Den, bei dem die wilden Tiere im Mittelpunkt stehen. Es geht auf Safari. Zuerst suchen wir auf dem Santa-Lucia-See nach Krokodilen und Flusspferden. Die ersteren halten sich perfekt versteckt. Die zweiteren tauchen immer wieder unvermittelt aus dem Wasser auf; auch die Gruppe, die abends in den Ort pilgert, bekommen wir hier zu Gesicht.
Bei der Jeep-Safari im Hluhluwe-iMfolozi-Park, der zu den ältesten Wildreservaten Afrikas zählt, begegnen wir Nyala-Antilopen, Zebras, Giraffen, Büffeln, Elefanten und sogar Nashörnern so nah, dass wir sie streicheln könnten – wüssten wir nicht, dass wir in der Wildnis sind und es tunlichst vermeiden sollten, auch nur einen Finger aus dem Jeep herauszuhalten.
Im Kruger-Nationalpark dann geht es Schlag auf Schlag. Hyäne, Leopard, Löwen... Für Zebras, Adler und Gnus drehen wir uns kaum mehr um. Aber nahezu genauso atemberaubend: Die Besuche von Nyala-Antilopen und Giraffen auf dem Gelände unseres letzten Quartiers, einer Lodge, die aus Luxus-Zelten besteht, am Rand des Kruger-Parks.
Auf Heimflug und -fahrt ist Gelegenheit, gemeinsam Bilanz zu ziehen. Die persönlichen Highlights sind so unterschiedlich wie die Facetten dieser FLZ-Reise. Für Irene Uhl aus Rothenburg ist es der Tafelberg. „Eine unbeschreibliche Aussicht war das“, sagt die 51-Jährige. Auch das „unglaubliche Grün und die unterschiedlichen Landschaften“ lassen sie schwärmen. „Wie im Film ist das vor mir vorbeigezogen, während wir im Bus saßen.“ Ihr Mann Robert Uhl (51) pickt „den Kruger-Park mit all den Tieren“ als seinen Reise-Höhepunkt heraus. „Die Giraffen, die Zebras, so viele auf einmal zu sehen, das war überwältigend.“
Claudia Bram (56) aus Weidenbach denkt an die „Gänsehaut“, die der Chor des Swasi-Dorfes bei ihr erzeugt hat. Und sie denkt an den einzigartigen Moment, als sich in der Zelt-Lodge die Nyalas dem Pool genährt haben – ausgerechnet als sie darin geschwommen ist. Sie denkt aber auch an das beklemmende Gefühl, das sie in Kapstadt beschlich, als klar wurde, dass die Kriminalität es Touristen fast unmöglich macht, sich ungezwungen in der Stadt zu bewegen. Die Höhepunkte für ihren Mann Alfred Bram (58): „Die Flusspferde in Santa Lucia. Und in Kapstadt der Blick vom Tafelberg herunter auf die Stadt.“
Christine Baum (66) aus Uehlfeld wählt „die Artenvielfalt der Tiere im Kruger-Nationalpark“ als ihr persönliches Highlight. „Der Leopard. Und die Elefanten waren so nah, das hatte ich nicht erwartet.“ Ihr Mann Karl Baum war ebenfalls vom Leoparden und den Löwen im Kruger-Park besonders beeindruckt. Der 69-Jährige schaute allerdings auch genau durch die Busfenster auf die Bäume und Sägewerke neben der Straße. „Ich komme aus der Forstwirtschaft. Wie hier die Blätter vom Eukalyptus verwendet werden, wie schnell die Bäume wachsen, die verarbeitet werden, das ist sehr interessant.“
Erika Weber (68) aus Marktbergel legt sich bei den persönlichen Highlights auf „die Tiere im Kruger-Park“ fest. Bei Georg Glas (76) aus Neusitz sind es Kapstadt und der Tafelberg. Waltraud Uhl aus Rothenburg fügt an: „Auch die Tiere und auch der Tafelberg. Das war schon immer mein Traum, das einmal zu sehen“, sagt die 74-Jährige. „Aber ich freue mich jetzt wieder auf daheim. Wenn man die Blechhütten anschaut, in denen die Menschen hier leben, dann ist man daheim wieder zufriedener.“
Die nächste FLZ-Reise führt von 31. Mai bis 7. Juni 2025 nach Norwegen. Infos per Mail an flz-reise@flz.de oder per Telefon unter 0981/9500-300