Der Achter ist bereits aus dem Rennen, der Männer-Doppelvierer erst gar nicht am Start - bei der Ruder-WM in Tschechien ist Oliver Zeidler die einzige verbliebene deutsche Medaillenhoffnung.
Im Einer-Finale am Sonntag kann der Weltmeister von 2019 verhindern, dass der DRV erstmals seit Einführung der Titelkämpfe 1962 im Kampf um Edelmetall in den 14 olympischen Bootsklassen leer ausgeht. Zeidler ist guter Dinge, dass ihm eine Enttäuschung wie vor sechs Wochen bei der Heim-EM in München mit Rang vier erspart bleibt: „Ich habe seit München noch ein paar Schritte nach vorn gemacht“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur.
Neben dem Einer und dem Frauen-Doppelzweier, der als Halbfinal-Dritter jedoch nicht als Kandidat für einen Podestplatz gilt, ist die DRV-Flotte mit keinem anderen Boot in den 14 Endläufen vertreten. Einen ähnlichen Rennverlauf wie bei der EM auf seiner Hausstrecke in Oberschleißheim, als nach langer Führung die Konkurrenz auf den letzten 400 Meter noch an ihm vorbeizog, will Zeidler diesmal verhindern. Viel wird deshalb von seinem Stehvermögen im Schlusspurt abhängen. „Die letzten Meter sind bei mir immer ein bisschen Wundertüte“, bekannte Zeidler.
Als Favorit geht Europameister Melvin Twellaar (Niederlande) in den Skiff-Showdown, der seinen deutschen Kontrahenten im Viertelfinale am Mittwoch mit knapp sechs Sekunden Vorsprung deutlich auf Rang zwei verwiesen hatte. „Melvin ist hier bisher ungeschlagen. Aber genauso wie 2019, als ich Weltmeister geworden bin, können alle sechs Finalisten den Titel gewinnen“, sagte Zeider. Der gebürtige 26 Jahre alte Dachauer erwartet ein umkämpftes Finale: „Jeder wird mit dem Messer im Mund im Boot sitzen.“
Anders als die Athleten aus der übrigen DRV-Flotte arbeitet Zeidler in Eigenregie an seiner Kariere. Trainiert wird er nicht an einem DRV-Stützpunkt, sondern von seinem Vater Heino Zeidler daheim auf der Olympiastrecke von 1972 in Oberschleißheim. „Ich darf das völlig autark machen. Das weiß ich durchaus zu schätzen“, kommentierte der Olympia-Siebte.
Gleichwohl verstärkte Zeidler noch vor der EM in München mit seiner harschen Kritik am DRV die verbandsinterne kontroverse Debatte über nötige Reformen. So bezeichnete er die Saisonresultate als „Debakel“ und sprach von einer seit Jahren anhaltenden Abwärtsspirale. „Es war so gedacht, dass es einmal richtig knallt“, kommentierte der 2,03 Meter große Modellathlet, „als Einer-Fahrer wird man in der Öffentlichkeit stärker wahrgenommen als andere Ruderer.“
Sein Vorstoß sorgte für große Medienresonanz und wirkte auf die Verbandsspitze wie ein Weckruf. Als Reaktion auf die schlechten EM-Ergebnisse und die vielen negativen Schlagzeilen leitete die Verbandsführung erste Maßnahmen ein. Das ursprüngliche Vorhaben, die Probleme mit einen internen Expertenrat anzugehen, wurden allerdings nach neuerlichen Kritik aus Athletenkreisen wieder verworfen. Nun soll eine externe Agentur dem DRV zurück zu alter Schlagkraft verhelfen. Diese Entscheidung der Verbandsbosse will Zeidler nicht kommentieren - noch nicht: „Ich konzentriere mich jetzt erst einmal auf mein Rennen am Sonntag.“
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