Der Einsturz des Daches einer beliebten Diskothek in der Dominikanischen Republik hat mindestens 98 Menschen das Leben gekostet. Rund 160 weitere wurden verletzt, wie der Katastrophenschutz des karibischen Urlaubslandes in der Nacht zum Mittwoch mitteilte. Was zu dem Unglück in dem Club Jet Set in der Hauptstadt Santo Domingo führte, ist weiter unklar.
„Wir haben die große Hoffnung, noch Überlebende zu finden“, sagte der Leiter des Katastrophenschutzes, Juan Manuel Méndez. Allerdings seien seit Dienstagnachmittag nur noch Tote geborgen worden. In örtlichen Medien hieß es, zum Zeitpunkt der Katastrophe hätten sich bis zu 700 Personen in dem Lokal aufgehalten. Die Gesundheitsbehörde rief die Bürger auf, Blut zu spenden.
Mehr als 300 Einsatzkräfte suchten unter den Trümmern nach Verschütteten. Dabei kamen auch Wärmebildkameras zum Einsatz. Mit einem großen Kran versuchten die Retter, Teile der Dachkonstruktion zu heben, während vor dem Lokal zahlreiche Angehörige auf Nachrichten warteten, wie auf TV-Bildern zu sehen war.
Das Unglück ereignete sich laut jüngsten Behördenangaben in der Nacht zum Dienstag gegen 00.45 Uhr (Ortszeit), als während eines Konzerts des Merengue-Sängers Rubby Pérez ein Teil des Daches auf die Feiernden stürzte. Auf Videos ist zu sehen, wie Anwesende nach oben zeigen und rufen: „Da fällt etwas runter.“ Kurz darauf ist ein lauter Knall zu hören.
„Plötzlich war alles dunkel“, sagte Zulinka, eine Tochter des Musikers, die als Backgroundsängerin mit auf der Bühne stand. Ihr Vater habe nach dem Einsturz angefangen zu singen, um die Retter in der Dunkelheit auf sich aufmerksam zu machen.
Der Verbleib des Sängers ist jedoch ungewiss. Die Zeitung „Listín Diario“ berichtete unter Berufung auf Perez' Manager, der in Lateinamerika populäre Musiker sei bei dem Unglück selbst ums Leben gekommen - die Behörden bestätigten dies aber zunächst nicht. Der 69-Jährige, der wegen seines Timbres „die hohe Stimme des Merengue“ genannt wird, zählt zu den Stars dieses aus der Dominikanischen Republik kommenden Musik- und Tanzstils.
Unter den Toten des Unglücks ist der frühere Baseball-Star Octavio Dotel (51), wie der dominikanische Ligaverband mitteilte. Dotel lief in seiner Karriere als Pitcher (Werfer) für verschiedene Teams in der nordamerikanischen Profiliga Major League Baseball (MLB) auf. Auch zahlreiche andere örtliche Prominente waren laut Medienberichten in dem Lokal, das nach eigenen Angaben vor mehr als 50 Jahren gegründet wurde und „die modernste Tanzfläche des Landes“ bietet.
„Es gibt nicht genug Worte, um den Schmerz über dieses Ereignis auszudrücken. Was geschehen ist, war für uns alle verheerend“, sagte der Besitzer der Diskothek, Antonio Espaillat, in einer Videobotschaft, die sich auch an die Angehörigen der Opfer richtete. „Wir sind bei euch und teilen euren Schmerz.“
Die Gouverneurin der Provinz Montecristi, Nelsy Cruz, kam bei dem Unglück ebenfalls ums Leben. Sie habe sich mit Liebe und Entschlossenheit für ihre Mitbürger eingesetzt, schrieb ihr Bruder, der Baseball-Profi Nelson Cruz, in einer Traueranzeige auf Instagram.
Staatspräsident Luis Abinader besuchte die Unglücksstelle. „Wir bedauern die Tragödie in der Diskothek Jet Set zutiefst“, schrieb er auf der Nachrichtenplattform X. „Alle Rettungskräfte leisten die notwendige Unterstützung und arbeiten unermüdlich an der Bergung. Unsere Gebete gelten den Familien der Betroffenen.“ Die Regierung rief eine dreitägige Staatstrauer aus.
Die an den Krisenstaat Haiti grenzende Dominikanische Republik zählt zu den beliebtesten Touristenzielen in der Karibik. Im vergangenen Jahr besuchten mehr als elf Millionen Urlauber die Strände und die Kulturstätten des Landes, das selbst etwa elf Millionen Einwohner hat.
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